Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...
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Nicht die einzigen, aber die zentralen Akteure im Prozeß des Setzens und Etablierens<br />
eines dominierenden Standards sind initiierende Systemführer für die<br />
entsprechenden Systemtechnologien (bei DVDs zum Beispiel Sony, Philips,<br />
Toshiba). Die jeweiligen Strategien dieser Systemführer können – wenn man sich<br />
an den zwei Extrempunkten orientiert – entweder in Richtung offener oder geschlossener<br />
künftiger Standards zielen.<br />
Offene Standards ermöglichen „jedem (kompetenten) Anbieter die Benutzung<br />
ohne wesentliche Einschränkungen. ... Im Gegensatz zu diesem uneingeschränkten<br />
Zugang steht der Versuch, den Standard völlig vor Nachahmung zu<br />
schützen und somit die Vermarktung des Produktdesigns allein zu bewerkstelligen.<br />
Wir sprechen in diesem Fall von einem ‘geschlossenen Standard’. ...<br />
Neben diesen beiden Extrempunkten kann als dritte Möglichkeit der Zugang<br />
zum Standard beschränkt zugelassen werden. Hierzu wird unter genau zugelassenen<br />
Bedingungen an ausgewählte Anbieter die Erlaubnis zum Nachbau<br />
(Lizenz) erteilt. Dieser als ‘lizenzierte Standard’ bezeichnete Zugang kann<br />
über die Gestaltung der Lizenzbedingungen (genau) kontrolliert ... werden.“ 232<br />
Für den Initiator einer prinzipiellen technologischen Systeminnovation zeichnet<br />
sich an dieser Stelle ein gewisses Dilemma ab: Der oben beschriebene ‘Schneeballeffekt’<br />
in Richtung größerer Märkte läßt sich bei prinzipiell neuen Systemtechnologien<br />
nicht über strikt geschlossene bzw. firmenspezifische Standards<br />
erreichen. Dagegen können offene und großzügig lizenzierte Standards zwar eher<br />
zum Erreichen einer ‘kritischen Masse’ führen, indem sie alle auf diesen offenen<br />
Standard einschwenkenden Unternehmen zu Innovationspartner macht, die<br />
zumindest im Rahmen ihrer einheitlichen Standardstrategie kooperieren und so<br />
ein ‘vergrößertes’ Innovationsnetzwerk bilden. 233 Die Öffnung eines Standards<br />
reduziert aber wiederum für ein standardsetzendes bzw. standardkonform agie-<br />
232 Heß (1991), S. 212 f. Vgl. Gabel (1993), S. 12 f. Häufig ist auch von proprietären Standards<br />
die Rede. Damit ist vom eigentlichen Wortsinn her die Tatsache angesprochen, daß<br />
die (Schutz-)Rechte an einem Standard einem bestimmten Unternehmen gehören. Für die<br />
vorliegende Arbeit erscheint aber eher relevant, was ein ‘Eigentümer’ von Rechten an Standards<br />
mit diesen Rechten unternimmt: nutzt er sie exklusiv (geschlossener Standard) oder<br />
räumt er anderen Unternehmen freigiebig Nutzungsrechte ein (offener Standard). Zu beachten<br />
ist aber, daß verschiedentlich – und nicht plausibel – ‘proprietär’ und ‘geschlossen’<br />
synonym verwandt werden (darauf weist z. B. Seely Brown (1997), S. XVII f. hin), obwohl<br />
natürlich auch Standards denkbar sind, die proprietär und offen sind (Sun’s SPARC-Standard<br />
zählt hierzu, vgl. Gomes-Casseres (1996), S. 113 f.).<br />
233 Vgl. Katz/Shapiro (1985), S. 424 (Stichwort „scope of the relevant network“). Da innerhalb<br />
dieses umfassenden Netzwerks durchaus konkurrierende Gruppen existieren können (und werden),<br />
kann man auch von einem großen Innovationsnetzwerk (im weiten Sinne) und mehreren<br />
kleinen Innovationsnetzwerken (im engen Sinne) sprechen. Vgl. auch Reiß/Beck (1997) zu<br />
Formen der ‘Coopetition’ (Cooperation + Competition) bzw. ‘Koopkurrenz’ in Netzwerken.