Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...
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von der zentralen Annahme zugunsten einer Strategie geschlossener Standards<br />
ausgeht: Nur auf der Grundlage eines geschlossenen Standards ließe sich eine<br />
Differenzierung gegenüber Wettbewerbern (Imitatoren) erzielen. 114<br />
Gegenüber geschlossenen Standards zielt eine Strategie offener Standards auf<br />
eine möglichst rasche Verbreitung bestimmter (Schnittstellen-)Spezifikationen<br />
und impliziert für einen Systemführer, der als Sponsor 115 eines solchen Standards<br />
agiert, daß er Lizenzen für seinen Standard zu symbolischen Gebühren bzw.<br />
umsonst verschenkt 116 und es seinen Lieferanten gestattet, standardkonforme<br />
Komponenten auch an Konkurrenten zu liefern. Um seinen Standard gegenüber<br />
anderen durchzusetzen – und damit die Entwicklung und den Absatz der entsprechenden<br />
Systemtechnologie bzw. -architektur zu beschleunigen –, fördert ein<br />
Sponsor offener Standards also bewußt das Aufkommen von Wettbewerbern, die<br />
sich seinem Standard anschließen, somit aber auch künftig mit dem Sponsor<br />
innerhalb dieses Standards konkurrieren. 117 Ein initiierender Systemführer, der so<br />
agiert, steht mithin vor einer kniffligen Herausforderung: „Pushing out the competitors,<br />
while at the same time pulling them into the market.“ 118<br />
Natürlich gibt es auch im Rahmen offener Standards Ansatzpunkte zur Erzielung<br />
von Wettbewerbsvorteilen (‘pushing out competitors’). Im Kern liegt dies an der<br />
Tatsache, daß gemeinsame Kompatibilitätsstandards zuvorderst Schnittstellen<br />
zwischen Komponenten betreffen. 119 Es geht also weder um produkttechnisch<br />
völlig identische Komponenten und Systeme, noch bedeuten Kompatibilitätsstandards,<br />
daß jeder Wettbewerber, der diese Spezifikationen akzeptiert, dieselben<br />
Prozeßtechnologien verwendet und bei der Entwicklung und Produktion den<br />
gleichen Grad an Produktivität erreicht. Schließlich ist an diesem Punkt der<br />
Argumentation – wie im vorangegangenen Abschnitt – auf den Faktor Zeit bzw.<br />
Schnelligkeit beim Aufbau neuen Know-hows als Quelle von Wettbewerbsvorteilen<br />
hinzuweisen. Geht man die drei Ebenen von erfolgreich etablierten (neuen)<br />
Systemtechnologien systematisch durch (Komponententechnologien – System-<br />
114<br />
Vgl. Heß (1991), S. 215 f.<br />
115<br />
Garud/Kumaraswamy (1993), S. 159: „We define a technology sponsor as a firm willing to<br />
invest in the development of a technology while sharing breakthroughs with others to promote<br />
its technology as the industry standard.“<br />
116<br />
Daß sich auf der Basis eines offenen Standards kaum maßgebliche Lizenzerlöse realisieren<br />
lassen, wie zugunsten einer Strategie stärker geschlossener Standards argumentiert wird, ist<br />
also durchaus zutreffend, wie auch Garud/Kumaraswamy (1993), S. 360 f. bestätigen.<br />
117<br />
Kurz: Mehr Intra-Standard-Konkurrenz, dafür weniger Inter-Standard-Konkurrenz.<br />
118 Shibata (1993), S. 21.<br />
119 Vgl. Abschnitt 2.1.4.3 ‘Markt-Etappen prinzipieller <strong>Systeminnovationen</strong>’.