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HH •^^4 - Brasiliana USP

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— I3i —<br />

nischen Wallfahrtsort. Und als dritte im Bunde altheidnischer Kultstätten<br />

tritt die Insel Coati auf, die Isla de la Luna. Hier stand einst<br />

ein Tempel, welcher dem Monde geweiht war, der nach der Sonne<br />

höchstverehrten Gottheit. Denn so wie die Sonne als Vater des peruanischen<br />

Herrscherhauses galt, so der Mond als Mutter desselben. Von<br />

diesem großartigen Bau sind wohlerhaltene Reste vorhanden 1 ), doch da<br />

dieselben auf der Nordseite liegen und wir auf der Südseite vorbeifuhren,<br />

blieb uns ihr Anblick entzogen. Die Insel Coati ist ziemlich<br />

flach, langgestreckt und um mehr als die Hälfte kleiner als ihre<br />

Nachbarinsel. Gleich dieser und dem nordöstlichen Teil der Peninsula de<br />

Copacabana besteht sie aus Ablagerungen der Karbonzeit. Wir steuerten<br />

zwischen ihr und dem Steilgestade der 300 m hohen Halbinsel hindurch.<br />

Die Riesen der Ostkordillere rückten immer näher, wuchsen immer mächtiger<br />

in die Höhe. Das Tagesgestirn neigte sich seinem Untergange zu.<br />

Noch leuchteten die nackten Uferberge der Ostseite auf, dahinter erglänzte<br />

in voller Sonnenglut die blendende Schneekette, von tiefen<br />

Schatten durchfurcht. Wechselndes Wolkenspiel veränderte fortwährend<br />

die Beleuchtung. Regenschleier zogen über einen Teil der Berge, dann<br />

ballten sich die Wolken wie zu einem Riesenpolypen zusammen, der hoch<br />

oben am Himmel hing und dessen Arme bis zum Wasser herunterreichten.<br />

Das Schauspiel hatte den Charakter einer Mehrzahl von Wasserhosen.<br />

Tiefer und tiefer färbten sich die Schneewände und Schneegipfel,<br />

deren letzter, im fernen Südosten, der steile, deutlich unterscheidbare<br />

Illimani war. Von purpurnen Tinten gingen die Anden allmählich in<br />

violette über, um endlich grau und geisterhaft in die kalte Abendluft<br />

hineinzustarren. Bei Sonnenuntergang hatte sich ein heftiger Wind erhoben,<br />

der unsere „Coya" zu lustigem Tanze lud. Die Temperatur auf dem<br />

Wasser war nicht sonderlich frisch. Ungefähr um 1 /28 Uhr passierten wir<br />

den Estrecho de Tiquina, welcher durch die auf nahezu 1 km zusammengerückten<br />

Steilufer der Halbinseln Copacabana und Hachacache gebildet<br />

wird. Diese enge Wasserstraße verbindet den südöstlichsten, weit<br />

kleineren Teil des Titicacasees mit dem großen, nordwestlichen. Letzterer<br />

führt den Namen Lago grande oder Lago Chucuito, ersterer den<br />

Namen Lago pequeüo oder Lagunas de Huarina y de Uinamarca. Im<br />

kleinen See drängt sich eine Anzahl Inseln, welche eine ziemlich dichte<br />

indianische Bevölkerung tragen. Indessen wir im Hauptsee über Tiefen<br />

von 100 bis mehr als 200 m hinwegfuhren und im Estrecho de Tiquina<br />

noch 81 m gelotet werden, hat der Kleine See durchnittlich eine Tiefe von<br />

Pampupata. Ursprünglich scheint der Ort Huampu-Pata geheißen zu haben (Middendorf 1. c,<br />

S. 424) nach den iQuechua-Worten Huampo = Schiff, Floß und Pata = Ufer, Stufe, Rand,<br />

Terrasse.<br />

*) Squier 1. c, S. 449 fr. — Raimondi: El Peru I, p. 175.<br />

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