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HH •^^4 - Brasiliana USP

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— 173 —<br />

höhe empor und führte ihn über die Steppe hinweg. Engere Kreise<br />

drehten sich aus den weiteren heraus und bald sah man überall Staubsäulen<br />

über die Puna ziehen. Es waren ebensolche wandernde säulenartige<br />

Staubwirbel, wie deren auf der russischen Steppe und in der<br />

nordamerikanischen Prärie zu beobachten sind. Hier wie dort wurde<br />

ich ergriffen von dem eigenartigen Reiz und der ganzen Großartigkeit,<br />

welche in der weiten, völlig ebenen Ausdehnung, dem schier unbegrenzten<br />

Horizont und der herzbeklemmenden Öde und Einsamkeit<br />

solcher Steppenländer liegt.<br />

Nachdem wir diesen Tag nahezu 85 km') gefahren waren, langten<br />

wir abends $ i li Uhr in Ayoayo an. Ayoayo ist ein kleiner, wegen<br />

seines rauhen Klimas berüchtigter Ort. Zur Zeit der Niederschläge<br />

schmilzt daselbst die Schneedecke niemals weg und in der kalten<br />

Jahreszeit gefriert das Wasser in den Zimmern. Die Wohnräume sind,<br />

wie alle Wohnräume auf der bolivianischen Puna, infolge des Mangels<br />

an Brennmaterial unheizbar. Nur die Küchenherde werden geheizt<br />

und zwar mit Taquia, d. h. getrocknetem Llamamist, und mit Holz.<br />

Letzteres liefert in notdürftiger Weise der Tolastrauch (Lepidophyllum<br />

quadrangulare), derselbe Strauch, den wir heute als Pflanzenkleid der<br />

Puna in ungezählten Mengen gesehen haben 2 ). Der Mangel an Feuerungsmaterial<br />

ist zu begreifen, wenn man bedenkt, daß in Bolivien auf einer<br />

Strecke von etwa 900 km Länge und einigen hundert Kilometern Breite,<br />

infolge großer Meereshöhe, kein Baumwuchs aufkommen kann und die<br />

Zufuhr von Kohlen durch riesige Entfernungen und primitive Verkehrsstraßen<br />

behindert ist. Wunderbar bleibt es nur, wie die Indianer in diesen<br />

kalten, sturmgepeitschten Höhen ohne Feuer auszuharren vermögen, in<br />

mangelhaften Hütten, welche oft nur aus lose aneinandergefügten Steinen<br />

aufgebaut, also winddurchlässig sind.<br />

In Ayoayo fanden wir Unterkunft in der Poststation, einem ebenerdigen<br />

Gebäude mit Zimmern, in welche man vom Hofe aus gelangte.<br />

Die Wohnstuben waren wohl gut schließende, aber fensterlose Räume.<br />

J ) 85 km = 20 Leguas, die Legua (bolivianische Legua) zu 4,237 km gerechnet.<br />

2 ) Die Angabe Tschudis (Reisen durch Südamerika V, S. 191, 199, 235), daß auf der<br />

nordbolivianischen Puna Baccharis Tola als Charakterpflanze wächst, eine Angabe, die nach<br />

Tschudi auch Grisebach (Behms Geographisches Jahrbuch III, S. 207 und Grisebach: Die<br />

Vegetation der Erde II, S. 441, 442, 615) übernommen hat, beruht zweifelsohne auf einem<br />

Irrtum und handelt es sich bei der von Tschudi beobachteten Pflanze um Lepidophyllum<br />

quadrangulare Benth. (= Baccharis quadrangularis Meyen), welches gelb blüht und ca. 60 cm<br />

hoch wird, indessen Baccharis Tola (Phil.) purpurne Blüten hat und eine Höhe von 1,3—1,6 m erreicht<br />

(siehe Philippi: Florula Atacamensis, p. 30; siehe auch Drude: Handbuch der Pflanzengeographie,<br />

S. 534). Tschudis Irrtum ist sicher dadurch entstanden, daß diese beiden Pflanzen,<br />

wie andere mehr, den Vulgärnamen Tola tragen und als Brennmaterial dienen. (Siehe Weddell:<br />

Chloris Andina I, p. I 1 I, 171, l8off. Philippi 1. c, p. 30.)

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