HH •^^4 - Brasiliana USP
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höhe empor und führte ihn über die Steppe hinweg. Engere Kreise<br />
drehten sich aus den weiteren heraus und bald sah man überall Staubsäulen<br />
über die Puna ziehen. Es waren ebensolche wandernde säulenartige<br />
Staubwirbel, wie deren auf der russischen Steppe und in der<br />
nordamerikanischen Prärie zu beobachten sind. Hier wie dort wurde<br />
ich ergriffen von dem eigenartigen Reiz und der ganzen Großartigkeit,<br />
welche in der weiten, völlig ebenen Ausdehnung, dem schier unbegrenzten<br />
Horizont und der herzbeklemmenden Öde und Einsamkeit<br />
solcher Steppenländer liegt.<br />
Nachdem wir diesen Tag nahezu 85 km') gefahren waren, langten<br />
wir abends $ i li Uhr in Ayoayo an. Ayoayo ist ein kleiner, wegen<br />
seines rauhen Klimas berüchtigter Ort. Zur Zeit der Niederschläge<br />
schmilzt daselbst die Schneedecke niemals weg und in der kalten<br />
Jahreszeit gefriert das Wasser in den Zimmern. Die Wohnräume sind,<br />
wie alle Wohnräume auf der bolivianischen Puna, infolge des Mangels<br />
an Brennmaterial unheizbar. Nur die Küchenherde werden geheizt<br />
und zwar mit Taquia, d. h. getrocknetem Llamamist, und mit Holz.<br />
Letzteres liefert in notdürftiger Weise der Tolastrauch (Lepidophyllum<br />
quadrangulare), derselbe Strauch, den wir heute als Pflanzenkleid der<br />
Puna in ungezählten Mengen gesehen haben 2 ). Der Mangel an Feuerungsmaterial<br />
ist zu begreifen, wenn man bedenkt, daß in Bolivien auf einer<br />
Strecke von etwa 900 km Länge und einigen hundert Kilometern Breite,<br />
infolge großer Meereshöhe, kein Baumwuchs aufkommen kann und die<br />
Zufuhr von Kohlen durch riesige Entfernungen und primitive Verkehrsstraßen<br />
behindert ist. Wunderbar bleibt es nur, wie die Indianer in diesen<br />
kalten, sturmgepeitschten Höhen ohne Feuer auszuharren vermögen, in<br />
mangelhaften Hütten, welche oft nur aus lose aneinandergefügten Steinen<br />
aufgebaut, also winddurchlässig sind.<br />
In Ayoayo fanden wir Unterkunft in der Poststation, einem ebenerdigen<br />
Gebäude mit Zimmern, in welche man vom Hofe aus gelangte.<br />
Die Wohnstuben waren wohl gut schließende, aber fensterlose Räume.<br />
J ) 85 km = 20 Leguas, die Legua (bolivianische Legua) zu 4,237 km gerechnet.<br />
2 ) Die Angabe Tschudis (Reisen durch Südamerika V, S. 191, 199, 235), daß auf der<br />
nordbolivianischen Puna Baccharis Tola als Charakterpflanze wächst, eine Angabe, die nach<br />
Tschudi auch Grisebach (Behms Geographisches Jahrbuch III, S. 207 und Grisebach: Die<br />
Vegetation der Erde II, S. 441, 442, 615) übernommen hat, beruht zweifelsohne auf einem<br />
Irrtum und handelt es sich bei der von Tschudi beobachteten Pflanze um Lepidophyllum<br />
quadrangulare Benth. (= Baccharis quadrangularis Meyen), welches gelb blüht und ca. 60 cm<br />
hoch wird, indessen Baccharis Tola (Phil.) purpurne Blüten hat und eine Höhe von 1,3—1,6 m erreicht<br />
(siehe Philippi: Florula Atacamensis, p. 30; siehe auch Drude: Handbuch der Pflanzengeographie,<br />
S. 534). Tschudis Irrtum ist sicher dadurch entstanden, daß diese beiden Pflanzen,<br />
wie andere mehr, den Vulgärnamen Tola tragen und als Brennmaterial dienen. (Siehe Weddell:<br />
Chloris Andina I, p. I 1 I, 171, l8off. Philippi 1. c, p. 30.)