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HH •^^4 - Brasiliana USP

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so günstig als möglich. Die Colla-Indianer feierten daselbst gerade ein<br />

großes Fest, welches sich in die zwei Festwochen der ersten Hälfte<br />

Oktober einreihte. Obwohl es noch früh am Tage war, befanden sich<br />

viele der Indianer schon in recht angeheitertem Zustande. So hatte<br />

auch der rothäutige Bürgermeister der Stadt, der keineswegs ehrwürdig<br />

aussah, die Herrschaft über seine Beine verloren. Mit vielen Bücklingen<br />

und mit hochtrabender Ansprache auf Aymara lud er uns bescheiden<br />

Zögernde ein in einem kleinen Hofe dem Tanz zweier Colla anzuwohnen.<br />

Die Tanzenden trugen bis über die Knie heruntergehende Beinkleider<br />

aus leichtem rotem Wollstoff, unterhalb der Knie eine schellenbehangene<br />

Binde und an den Füßen, zu welchen weiße Unterbeinkleider herabreichten,<br />

breite. Sandalen von langhaarigem, weißem Llamafell. Den<br />

Oberkörper deckte ein Hemd, über welchem eine breite rote Wollschärpe<br />

getragen wurde, die bei dem einen Indianer von der rechten<br />

Schulter bis über die linke Hüfte herunterhing, bei dem andern von der<br />

linken Schulter über die rechte Hüfte. Ihre braunen Gesichter hatten<br />

die zwei Colla mit grauen Tüchern halb verhüllt. Auf dem Kopf saß<br />

ihnen ein großes, rundgeschnittenes Stück weißen Llamafelles, von<br />

welchem ringsum die Zotteln weit herunterhingen. In der Hand hielten<br />

diese Indianer weiße Tücher und flache, klingenförmige Eisenstäbe.<br />

Zweifelsohne führten sie einen Kriegstanz auf. Sie stellten sich einander<br />

gegenüber, schüttelten wild die Köpfe, so daß die Llamazotteln umherflogen,<br />

gingen auf einander los, jedoch ohne schließlich handgemein zu<br />

werden, schlugen dann die Tücher über die Klingen, fuchtelten mit<br />

letzteren in der Luft herum und warfen sie endlich zu Boden. Einer<br />

der Tänzer trat auf dieselben und schleuderte sie mit dem Fuß verächtlich<br />

zur Seite. Hierauf nahmen Beide die Klingen wieder auf und das<br />

Spiel begann von neuem. Zuweilen stellten sie sich nebeneinander und<br />

hüpften mit beiden Füßen zugleich nach vor und wieder zurück. Zwei<br />

andere Indianer begleiteten diesen Kriegstanz mit Musik. Sie schlugen<br />

mit der Rechten eine große umgehängte Trommel, indessen sie mit der<br />

Linken die Quena, eine Art Schnabelflöte mit fünf bis sieben Löchern<br />

zum Munde führten. Die Musikanten trugen talarartige, blaue Tuchkleider<br />

von merkwürdigem Schnitt; auf dem Kopfe hatten sie zwei<br />

Kronen, eine aus horizontal und eine aus senkrecht gestellten Federn,<br />

welch beide Kronen mittels eines Tuchstreifens verbunden waren.<br />

Von dem Hofe weg begaben wir uns auf den ung-ewöhnlich geräumigen<br />

Marktplatz, an welchem die große, wenigstens im Äußeren geschmackvolle<br />

Kirche gelegen ist. Hier fand später eine Prozession zu Ehren<br />

der Mutter Gottes statt. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich wieder, daß die<br />

Colla-Indianer mehr oder minder nur Namenchristen sind und heidnische<br />

und christliche Gebräuche eng- miteinander verquicken. In der Prozession,

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