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HH •^^4 - Brasiliana USP

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— 235 —<br />

Zu letztgenannter Jahreszeit wird von der Gesellschaft Trasportes Unidos<br />

die Überquerung der Anden nicht wie im Sommer verbürgt, sondern<br />

nur auf Risiko des Reisenden unternommen ] ). Wir befanden uns, wie<br />

ersichtlich, in letzterem Falle.<br />

Also zu unseren Pferden. Diese Tiere hatten seit Monaten, vermutlieh<br />

seit Mai, keinen Strang mehr gefühlt und wollten durchaus nicht<br />

ziehen. Sobald die gleichfalls noch nicht recht in benutzbarem Zustand<br />

befindliche Straße die geringste Steigung hatte, und deren gab es viele,<br />

weigerten sich die Rosse rundweg den Wagen aufwärts zu bringen.<br />

Und nicht nur das, sie begannen auch stets rückwärtszugehen, wobei<br />

wir das eine Mal fast umgeworfen hätten, das andere Mal auf Haaresbreite<br />

in den neben dem Wege gähnenden Abgrund geflogen wären.<br />

Durch einen kühnen Sprung aus dem Wagen retteten wir jedesmal die<br />

Situation, und das erleichterte Gefährt zogen die Tiere dann unter den<br />

antreibenden Zurufen und Peitschenhieben des Kutschers die jeweilige<br />

Anhöhe hinauf. Unter solchen Gemütsbewegungen legten wir 9 km<br />

zurück, schließlich jeden Hügel zu Fuß nehmend. Gelegentlich der<br />

wiederholten schleunigen Wagenräumung gingen unsere erst tags zuvor<br />

gekauften Schneebrillen verloren.<br />

Der Weg, den wir verfolgten, führte im Tal des Rio Aconcagua<br />

aufwärts. Es ist dies ein zwischen gras- und buschbewachsenen Berglehnen<br />

eingebettetes, weites Tal, in welches sich der Fluß mit einem<br />

Gefäll von 3,7 auf 100 tief eingefressen hat. Von Strecke zu Strecke<br />

berührt die Straße den Rand der steilgeböschten Schlucht, die das wilde<br />

Gebirgswasser durchströmt. Jetzt, im Oktober, war das Tal grün und<br />

prangte im reichsten Frühjahrsschmuck. Auf den Wiesen blühten blaue<br />

Blumen, in welchen wir die gleiche Art, die wir schon in Coquimbo<br />

getroffen hatten, zu erkennen vermeinten; es waren dies Heliotropium<br />

stenophyllum gewesen mit ihrem, wenn in der Entwicklung begriffen,<br />

blau erscheinenden Blütenstande. Die aus Europa wohlbekannten Pyramidenpappeln<br />

(Populus pyramidalis) wuchsen hier in Menge; auch sah<br />

man einige schöne Salix Humboldtiana, welche, im Gegensatz zu den in<br />

Kolumbien beobachteten, einen trauerweidenartigen Habitus zeigten.<br />

Zum erstenmal in Chile bemerkten wir Weinreben. Der chüenische<br />

Weinbau erstreckt sich von Copiapö bis zu 38 0 s. Br. und erzielt mit<br />

') Siehe wegen der Möglichkeit des Paßüberganges Conway (Aconcagua and Tierra del<br />

Fuego, p. 7, 11, 40), welcher den Paß dasselbe Jahr, sechs Wochen später als wir, überschritt.<br />

— Siehe auch Güßfeldt: Reisen in den Andes von Chile und Argentinien, S. 359, Zöller:<br />

Pampas und Anden, S. 225 ff., Child: Les Republiques Hispano-Americaines, p. 52, 59, 63, 67<br />

und Poeppig: Reisen in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrom I, S. 236, 25off. — Diejenigen<br />

unter den soeben angeführten Quellen, welche schon vor unserer Reise erschienenen waren, hätten<br />

uns vor Antritt derselben genauere Anhaltspunkte über die Möglichkeit, wann der Paß zu begehen<br />

ist, geben können, doch waren sie uns nicht rechtzeitig zur Kenntnis gekommen.

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