HH •^^4 - Brasiliana USP
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Zu letztgenannter Jahreszeit wird von der Gesellschaft Trasportes Unidos<br />
die Überquerung der Anden nicht wie im Sommer verbürgt, sondern<br />
nur auf Risiko des Reisenden unternommen ] ). Wir befanden uns, wie<br />
ersichtlich, in letzterem Falle.<br />
Also zu unseren Pferden. Diese Tiere hatten seit Monaten, vermutlieh<br />
seit Mai, keinen Strang mehr gefühlt und wollten durchaus nicht<br />
ziehen. Sobald die gleichfalls noch nicht recht in benutzbarem Zustand<br />
befindliche Straße die geringste Steigung hatte, und deren gab es viele,<br />
weigerten sich die Rosse rundweg den Wagen aufwärts zu bringen.<br />
Und nicht nur das, sie begannen auch stets rückwärtszugehen, wobei<br />
wir das eine Mal fast umgeworfen hätten, das andere Mal auf Haaresbreite<br />
in den neben dem Wege gähnenden Abgrund geflogen wären.<br />
Durch einen kühnen Sprung aus dem Wagen retteten wir jedesmal die<br />
Situation, und das erleichterte Gefährt zogen die Tiere dann unter den<br />
antreibenden Zurufen und Peitschenhieben des Kutschers die jeweilige<br />
Anhöhe hinauf. Unter solchen Gemütsbewegungen legten wir 9 km<br />
zurück, schließlich jeden Hügel zu Fuß nehmend. Gelegentlich der<br />
wiederholten schleunigen Wagenräumung gingen unsere erst tags zuvor<br />
gekauften Schneebrillen verloren.<br />
Der Weg, den wir verfolgten, führte im Tal des Rio Aconcagua<br />
aufwärts. Es ist dies ein zwischen gras- und buschbewachsenen Berglehnen<br />
eingebettetes, weites Tal, in welches sich der Fluß mit einem<br />
Gefäll von 3,7 auf 100 tief eingefressen hat. Von Strecke zu Strecke<br />
berührt die Straße den Rand der steilgeböschten Schlucht, die das wilde<br />
Gebirgswasser durchströmt. Jetzt, im Oktober, war das Tal grün und<br />
prangte im reichsten Frühjahrsschmuck. Auf den Wiesen blühten blaue<br />
Blumen, in welchen wir die gleiche Art, die wir schon in Coquimbo<br />
getroffen hatten, zu erkennen vermeinten; es waren dies Heliotropium<br />
stenophyllum gewesen mit ihrem, wenn in der Entwicklung begriffen,<br />
blau erscheinenden Blütenstande. Die aus Europa wohlbekannten Pyramidenpappeln<br />
(Populus pyramidalis) wuchsen hier in Menge; auch sah<br />
man einige schöne Salix Humboldtiana, welche, im Gegensatz zu den in<br />
Kolumbien beobachteten, einen trauerweidenartigen Habitus zeigten.<br />
Zum erstenmal in Chile bemerkten wir Weinreben. Der chüenische<br />
Weinbau erstreckt sich von Copiapö bis zu 38 0 s. Br. und erzielt mit<br />
') Siehe wegen der Möglichkeit des Paßüberganges Conway (Aconcagua and Tierra del<br />
Fuego, p. 7, 11, 40), welcher den Paß dasselbe Jahr, sechs Wochen später als wir, überschritt.<br />
— Siehe auch Güßfeldt: Reisen in den Andes von Chile und Argentinien, S. 359, Zöller:<br />
Pampas und Anden, S. 225 ff., Child: Les Republiques Hispano-Americaines, p. 52, 59, 63, 67<br />
und Poeppig: Reisen in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrom I, S. 236, 25off. — Diejenigen<br />
unter den soeben angeführten Quellen, welche schon vor unserer Reise erschienenen waren, hätten<br />
uns vor Antritt derselben genauere Anhaltspunkte über die Möglichkeit, wann der Paß zu begehen<br />
ist, geben können, doch waren sie uns nicht rechtzeitig zur Kenntnis gekommen.