Rombuch
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§3 (1) Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand [. . . ]<br />
zu versetzen.<br />
(2) Abs. 1 gilt nicht für Beamte, die bereits seit dem 1. August 1914 Beamte<br />
gewesen sind oder die im Weltkrieg an der Front für das Deutsche Reich oder für<br />
seine Verbündeten gekämpft haben oder deren Väter oder Söhne im Weltkrieg<br />
gefallen sind [. . . ].<br />
§4 Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Bestätigung nicht die Gewähr<br />
dafür bieten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat einsetzen,<br />
können aus dem Dienst entlassen werden [. . . ].<br />
§6 Zur Vereinfachung der Verwaltung können Beamte in den Ruhestand versetzt<br />
werden.<br />
Ergänzung zu §3:<br />
Als nicht arisch gilt, wer von nicht-arischen, insbesondere jüdischen Eltern oder<br />
Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht<br />
arisch ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn ein Elternteil oder ein<br />
Großelternteil der jüdischen Religion angehört hat.<br />
• Selbst die Studentenschaft nutzte die politische Situation um Vorlesungen von<br />
nicht-arischen Professoren oder zu anspruchsvollen Professoren zu boykottieren.<br />
Der Mathematikstudent Oswald Teichmüller, der später vor allem durch die nach<br />
ihm benannten Teichmüllerräume bekannt wurde, schrieb am 3. November 1933<br />
folgenden Erläuterungsbrief zum Boykott der Vorlesung von Edmund Landau:<br />
” Sie [Edmund Landau] sprachen gestern die Annahme aus, dass es sich um eine antisemitische<br />
Demonstration gehandelt habe. Ich stand und stehe auf dem Standpunkt, dass<br />
sich eine judenfeindliche Einzelaktionen gegen ziemlich jeden anderen eher richten sollte<br />
als gegen Sie. Es handelt sich für mich nicht darum, Ihnen als Juden Schwierigkeiten zu<br />
machen, sondern lediglich darum, die deutschen Studenten des 2. Semesters [. . . ] davor<br />
zu bewahren, gerade in der Differential- und Integralrechnung von einem ihnen ganz<br />
fremdrassigen Lehrer unterrichtet zu werden. Ich wage so wenig wie jeder andere Ihre<br />
Fähigkeit der rein international-mathematisch-wissenschaftlichen Belehrung von geeigneten<br />
Studenten beliebiger Abstammung zu bezweifeln [. . . ]. Die Möglichkeit aber, dass<br />
Sie den mathematischen Kern ohne eigene nationale Färbung Ihren Hörern vermitteln,<br />
besteht so wenig, als es sicher ist, dass ein Gerippe ohne Fleisch nicht läuft, sondern<br />
zusammensackt und verwittert.“<br />
• Die Mathematik mußte wie jede andere Wissenschaft ihre Daseinsberechtigung<br />
im Nationalsozialismus rechtfertigen. So versuchten nationalsozialistische Mathematiker<br />
das Gemeinsame von Mathematik und Nationalsozialismus und den<br />
großen Erziehungswert der Mathematik hervorzuheben, so ist folgendes in [3] zu<br />
lesen.<br />
” Aber das weitaus wichtigste ist der Erziehungswert, der aus der Geistesverbundenheit<br />
der Mathematik mit dem Dritten Reich folgt. Die Grundhaltung beider ist die Heroische.<br />
[. . . ]. Beide verlangen den Dienst; die Mathematik den Dienst an der Wahrheit, Aufrichtigkeit,<br />
Genauigkeit, [. . . ] beide sind antimaterialistisch. [. . . ]. Beide wollen Ordnung,<br />
Disziplin, beide bekämpfen das Chaos, die Willkür.“<br />
Besonders häufig wurde der Nutzen der Mathematik für das Wehrwesen und die<br />
Ballistik und somit für den Nationalsozialismus betont:<br />
” Wie schön waren doch zum Beispiel die Stunden, in denen die Parabel eifrig besprochen<br />
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