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Rombuch

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wurde, wie aufgeregt waren da die Jungen, wie eifrig rechneten und tüftelten sie an den<br />

Gleichungen; handelte es sich doch dabei um nichts Geringeres als etwa die ” dicke Berta“<br />

oder gar das ” Pariser-Geschütz“ mit dem deutsche Mathematik dem Feinde einen panischen<br />

Schrecken einjagte! [. . . ]. Der Wehrgedanke wird nur dann verwirklicht werden<br />

können, wenn in möglichst vielen Schichten des Volkes ein angemessenes Verständnis<br />

herrscht für die zahllosen Einzelaufgaben, die damit verbunden sind. Dieses Verständnis<br />

aber gründet sich in allererster Linie auf der Mathematik.“<br />

Einige Mathematiker unterstützen den auf nationalsozialistischer Rassenlehre gegründeten<br />

Eingriff des Staates. Diese nationalsozialistischen Mathematiker hatten vor allem<br />

zwei Ziele vor Augen, die sie mit Hilfe einer Deutschen Mathematik“ erreichen woll-<br />

”<br />

ten.<br />

Als Erstes wollten sie eine Gleichstellung der Mathematik mit anderen nationalsozialistischen<br />

Wissenschaften erreichen. Die Argumentationsweise war dabei die folgende:<br />

Wenn man der Mathematik eine Sonderstellung zubilligte und sie als Prototyp einer<br />

voraussetzungslosen, also nicht rassisch bedingten, und einer internationalen, also<br />

nicht völkischen“ Wissenschaft hinnähme, so wäre damit der erste Einbruch in den<br />

” ”<br />

geschlossenen Ring unserer von einem einheitlichen Gesichtspunkt geleiteten nationalsozialistischen<br />

Wissenschaftsauffassung“ gelungen, und damit würden weitere Punkte in der<br />

”<br />

gleichen Weise“ aufgegriffen, um die Zerstörungsarbeit immer weiter zu treiben.“ Wie es in<br />

”<br />

[3] zu lesen ist.<br />

Aus der Annahme der rassischen und völkischen Bedingtheit der Mathematik wurde<br />

dann geschlossen, dass das mathematische Schaffen eines Volkes sich umso besser entfalten<br />

könnte, je tiefer es im Volkstum“ wurzelte. Nach Ludwig Bieberbach versperrt<br />

”<br />

” rassenfremder Einfluss [. . . ], dem Deutschen die Quelle seiner eigenen Kraft.“<br />

Als Zweites ging es um die Zurückweisung von Angriffen auf das Lebensrecht“ der<br />

”<br />

Mathematik an Schulen und Hochschulen. Es sollten nur solche Fächer ein Daseinsrecht<br />

haben, die der Volksgemeinschaft dienen und pflegen, was deutscher“ Art sei.<br />

”<br />

Auf der einen Seite wurde also postuliert, dass alle Wissenschaft nationalsozialistisch<br />

zu sein habe, und daraus folgte, dass man der verdächtig objektiven Mathematik besonders<br />

Augenmerk zu widmen habe.<br />

Andererseits wurde dann die typische theoretische“ Begründung der völkisch-<br />

”<br />

rassistischen Ideologie geliefert: Gute Mathematik ist die, die in Volk und Rasse wurzelt.<br />

Die eigene Position des Lehrers und Fachwissenschaftlers wurde im nationalsozialistischen<br />

Bildungssystem verbessert, indem man eine innere“ Verbindung von Mathe-<br />

”<br />

matik und Nationalsozialismus aufwies.<br />

Dort jedoch, wo es um Auseinandersetzungen zwischen Wissenschaftlern ging, mussten<br />

Mathematiker, sei es aus innerer Überzeugung, aus Machtwillen oder Opportunismus,<br />

selbst die nationalsozialistische Fachideologie liefern und -wissenschaftlichen<br />

Normen gemäß- auch theoretisch absichern.<br />

Das führte jedoch zwangsläufig zur Zerstörung der Wissenschaft.<br />

Die Deutsche Mathematik von Ludwig Bieberbach<br />

Ludwig Bieberbach versuchte nun ausgehend von der Integrationstypologie des Psychologen<br />

Erich Rudolf Jaensch (1883-1940) eine Deutsche Mathematik zu schaffen, die<br />

auf der Rassenlehre des Nationalsozialismus gründet.<br />

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