Rombuch
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ist, dass Multitasker schlechter gemultitasked haben, als die Personen, die normalerweise<br />
nicht multitasken. Es lässt sich also nicht erlernen – eine Erkenntnis, die sich nur<br />
schwer in die Realität einfügen lässt – in eine Leistungsgesellschaft, in der paradoxerweise<br />
das gleichzeitige Ausführen von Tätigkeiten zur Notwendigkeit geworden ist<br />
und scheinbar durch neue Technologien gefördert wird.<br />
Aber können wir uns mit diesen Meinungen identifizieren? Sind diese Studien vielleicht<br />
nur polarisierende Statistiken oder Versuche, der Entwicklung, welcher sich<br />
jede Gesellschaft und jeder technologische Fortschritt unterziehen muss, einen bitteren<br />
Beigeschmack zu geben? Ist es vielleicht nur Kritik von Menschen, die nicht mehr<br />
” mitkommen“ in diesem neuen Zeitalter? Wie wahr sind diese Aussagen und Erkenntnise<br />
für die Menschen, die uns umgeben und vor allem: Wie wahr sind sie für uns?<br />
Schließlich wurden mit jedem erblühenden Medium der Informationsverteilung und<br />
Kommunikation auch Stimmen laut, die mit ihr das Ende der Gesellschaft prophezeiten<br />
– so wurde zu Goethes Zeiten Lesen als blöde, schwach und arbeitsunfähig<br />
machend proklamiert. Als in den 50er Jahren Comics populär wurden, weissagten<br />
besorgte Eltern: Sie verursachen einen intellektuellen Verfall“. In den 70ern war es<br />
”<br />
der Walkman, der Teilen der Gesellschaft aufstieß. Ärzte ließen verlauten, sie würden<br />
Schäden in Gehör und Gehirn hinterlassen, Soziologen prognostizieren die Vereinsamung<br />
des Menschen. Das heute als der Menschheit schadende“ betitelte Medium ist<br />
”<br />
der Computer, der nach Aussagen von Wissenschaftlern aggressiv und dumm macht.<br />
Im Üblichen Anflug von Größenwahn beschlossen wir, die Autoren des Artikels, der<br />
Sache auf den Grund zu gehen. Um die Theorien und Studien auf das von uns beobachtete<br />
Verhalten im Alltag besser übertragen zu können, entwickelten wir zunächst<br />
zwei Charaktere. Diese stellen stellvertretend und überspitzt ihren Umgang mit den<br />
neuen Technologien dar, greifen bereits einige Kritikpunkte auf und führen uns an die<br />
Problemherde des Themas heran (siehe [Anhang]).<br />
Der experimentelle Teil sollte auf drei Ideen ruhen. Dem Themenkomplex ” wie sensibel<br />
gehen wir mit unseren Daten um“ kamen wir näher, indem wir uns auf Straßen<br />
Dresdens mit großen Pappplakaten, auf die wir unsere StudiVZ Profile gebannt hatten,<br />
begaben. Unser nächster Schritt bestand darin, eine Umfrage zu entwickeln, in der wir<br />
alle Personen, die wir sowohl physisch als auch digital erreichen konnten zu ihrem Verhalten<br />
im Netz befragten. Um aber auch unsere eigenen Gewohnheiten aufdecken zu<br />
können, beschlossen wir ein Experiment zu wagen, dass unser Leben für einen Monat<br />
völlig verändern sollte. Es war uns unklar, wie weit das Internet schon Alltag für uns<br />
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