04.01.2013 Aufrufe

Rombuch

Rombuch

Rombuch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

seinem Lehrer Whitehead hatte er schließlich eine Idee, über die sie ein ausführliches<br />

Buch, die ” Principia Mathematica“ schrieben. Ihre Idee nannten sie ” Typentheorie“. Sie<br />

ging ungefähr so:<br />

Die beiden wollten die Objekte der Welt in Stufen einteilen. Ganz konkrete Dinge,<br />

wie z.B. Häuser, Bücher oder auch Zahlen sollten die unterste Stufe bilden. Die zweite<br />

Stufe sollten die Mengen sein, die diese Dinge aus der ersten Stufe enthalten, z.B. die<br />

Menge der Häuser, der Bücher oder der Zahlen. Jede Menge sollte also nur Objekte<br />

einer niedrigeren Stufe enthalten. So konnte eine Menge wie die aus der Russellschen<br />

Antinomie gar nicht erst gebildet werden.<br />

Doch war auch diese Typentheorie kein Ausweg aus der Krise. Man hätte wichtige<br />

Teile der Mathematik nun nur beweisen können, indem man viele komplizierte<br />

Zusatzannahmen hinzunähme. Jederzeit könnte durch diese Zusatzannahmen wieder<br />

so ein alles zerschmetternder Widerspruch auftreten. Schweren Herzens mussten sich<br />

die Mathematiker das Scheitern des Logizismus eingestehen, d.h. sich von der Idee<br />

verabschieden, dass sich die gesamte Mathematik auf die Logik zurückführen ließe.<br />

Doch es war noch nicht aller Tage Abend. Andere Wege wurden beschritten, die der<br />

Mathematik aus der Krise helfen könnten. Ein Weg war der des Formalismus, den<br />

David Hilbert mit seinen Anhängern erkundete. Den Weg in die andere Richtung, den<br />

des Intuitionismus, beschritt ein Mann mit Namen Luitzen Egbertus Jan Brouwer.<br />

5.2 Der Vorabend der Grundlagenkrise<br />

Das Scheitern von Freges und später auch Russells logizistischer Grundlegung wird<br />

in einigen Teilen der mathematischen Welt als große Krise empfunden und ruft Verunsicherung<br />

hervor. Das ist aus unserer heutigen Auffassung von Mathematik heraus<br />

zunächst unverständlich. Man könnte doch einfach sagen: Na und? Diese Grundle-<br />

”<br />

gung ist gescheitert, aber das bedeutet nicht, dass es überhaupt keine gibt.“ Um diese<br />

Zusammenhänge zu erfassen, muss man sich die Ideengeschichte der Mathematik<br />

bis zu diesem Zeitpunkt genauer anschauen, insbesondere die Entwicklungen in der<br />

Analysis und der Logik im 19. Jahrhundert.<br />

Mit der Entdeckung und Entwicklung der Differential- und Integralrechnung durch<br />

Newton und Leibniz Ende des 17. Jahrhunderts macht die Mathematik, und speziell die<br />

Analysis, einen riesigen Sprung. Dieser Gedankenschritt ist wahrscheinlich der größte<br />

Einzelschritt in der Entwicklung der westlichen Mathematik seit der griechischen Antike.<br />

Durch die große Vielfalt der Anwendungen wird diese Entwicklung noch weiter<br />

vorangetrieben und Physik und Mathematik bereichern sich gegenseitig.<br />

Doch werden diese Errungenschaften nicht ohne einen Preis erstritten. Zwar ist vielen<br />

zeitgenössischen Mathematikern intuitiv klar, mit was operiert wird, doch fehlt eine<br />

einheitliche oder überhaupt eine formale Grundlage. Die Rigorosität, in deren Tradition<br />

sich die Mathematiker seit Euklid sehen, kann nicht mehr in dieser Schärfe eingehalten<br />

werden, vor allem, weil oft noch überhaupt nicht klar ist, mit was man operiert. In den<br />

Beweisen der zeitgenössischen Analytiker finden sich dann oft Ausdrucksweisen wie<br />

” das unendlich Kleine“ oder die Kurve, die im unendlich Kleinen gerade ist“. Auch<br />

”<br />

sind Grenzwertprozesse nicht immer klar. Es ist von Euler bekannt, dass er teilweise<br />

beim Rechnen auch mit nicht-konvergenten Reihen operiert hat. Dass dabei letztendlich<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!