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Rombuch

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Abbildung 5.1: David Hilbert<br />

von Problemen angeht – nach dem Motto wir müssen wissen, wir werden wissen“:<br />

”<br />

Er ist davon überzeugt, dass es kein unlösbares Problem gibt – entweder lässt es<br />

sich beweisen, oder seine Unlösbarkeit kann gezeigt werden, womit für Hilbert das<br />

Problem genauso erledigt ist. Das zeigt deutlich seine Indifferenz gegenüber konkreten<br />

Anwendungsaspekten. Er verfolgt einen anderen Ansatz: Es geht ihm nur um die<br />

” reine Mathematik“, die aus seiner Sicht die Wissenschaft des überlegenden Geistes“<br />

”<br />

ist, und in der der Mathematiker absolute Freiheit in Bezug auf sein Schaffen hat und<br />

nicht an eine Rückbeziehung auf die Wirklichkeit“ gebunden ist.<br />

”<br />

In der Theorie ist seine Position also ein absoluter Formalismus. Er fordert eine<br />

rigorose Axiomatik unabhängig von jeglicher Anschauung, das heißt, jedes beliebige<br />

Axiomensystem darf aufgestellt werden und ist genau dann sinnvoll und existent,<br />

wenn es in sich widerspruchsfrei ist. Genauso sind alle Definitionen gleich gut, sofern<br />

sie logisch konsistent sind. Trotzdem benutzt er explizit – unter anderem aus Gründen<br />

der allgemeinen Anerkennung – traditionelle, anschauliche Begriffe wie Punkt, Gerade,<br />

etc. Es geht ihm letztlich trotz seiner Theorie der radikalen Freiheit um eine<br />

axiomatische und damit exakte, sprachlich fassbare Rekonstruktion der Mathematik.<br />

Ein noch radikalerer Vertreter des Formalismus war Felix Hausdorff (1868-1942),<br />

der auch explizit philosophierte, was für Formalisten ungewöhnlich ist, weil sie ihr<br />

Tun in der Mathematik aus sich heraus begründen, ohne Bezugnahme auf eine dahinterstehende<br />

philosophische oder physikalische Motivation. Wie Hilbert stellt auch<br />

Hausdorff an eine Theorie nur den Anspruch, widerspruchsfrei zu sein. Das muss aber<br />

auf jeden Fall gewährleistet sein, auch auf Kosten des Realitätsbezugs. Konkret schreibt<br />

er: Wir werden das Was und Wie, so wie es sich im Common Sense malt, schlankweg<br />

”<br />

auf den Kopf stellen, wenn wir dadurch irgendeinen Widerspruch von 0,003 auf 0,002<br />

herabdrücken können.“ Darüber hinaus fordert er konsequent eine Befreiung der mathematischen<br />

Ergebnisse von ihren Herkunfts- und Sinn“-Zusammenhängen. Seine<br />

”<br />

Begründung für diesen Weg der ausschließlichen Axiomatik ist: Axiomatik verein-<br />

”<br />

facht die Theorie und bietet Sicherung vor den Irrtümern, zu denen die Anschauung<br />

uns verleiten möchte.“ Hausdorff lehnt sogar jede Frage nach einem Sinn oder Ziel der<br />

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