Rombuch
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sie ändert nebenbei auch die Welt um uns herum – und das nicht nur im positiven<br />
Sinne. Können Sie es ändern, dass in Hiroshima und Nagasaki 300.000 Zivilisten ums<br />
Leben gekommen sind? Sie waren doch dabei, oder? Was wir anstelle von Atomwaffen<br />
bräuchten sind Feedbacksysteme, welche die Strategie durch stetige Rückmeldung an<br />
die neue Situation anpassen. Wenn aber der rote Knopf erst einmal gedrückt ist, können<br />
wir nichts mehr korrigieren.<br />
JN: Wie ich schon sagte viele Wirkungssysteme sind uns bekannt und durch unsere<br />
Tests im Pazifik kommen wir immer weiter voran.<br />
W: Ja, und da versenken Sie ganze Inseln und verseuchen japanische Fischerkähne,<br />
deren Besatzung dann mit Krebs dahinvegetiert.<br />
JN: Der Krieg war mit den Atombombenabwürfen zu Ende, oder nicht? Wir mussten<br />
ein klares Zeichen an die politische Führung Japans senden. Was helfen leere Drohungen?<br />
Was hilft vages Gerede über einen weitreichenden Effekt einer allgemeinen<br />
radioaktiven Verseuchung? Meine Vision ist, die generelle Schädigung des Lebens auszuschließen.<br />
Natürlich hat jede Aktion in diese Richtung auch ihren Preis. Die einzig<br />
relevante Frage ist doch, ob man diesen bezahlen will. Die USA wollen es. Ein Land<br />
ohne nukleare Macht und Möglichkeiten vielleicht nicht.<br />
W: Ob eine militärische Aktion weise ist oder nicht, hängt doch sowohl von ihren<br />
unmittelbaren Auswirkungen als auch von ihren Langzeitfolgen ab. Der Abwurf der<br />
Atombomben hat zwar den Krieg beendet und Leben auf Seiten der Amerikaner verschont.<br />
Aber es ist doch offensichtlich, dass er auch den Grundstein für zukünftige<br />
Konflikte gelegt hat. Sind wir jetzt wirklich weiter?<br />
JN: Nein, weil wir hier ’rumsitzen und diskutieren! Ich sage Ihnen jetzt mal was: Was<br />
die Russen angeht, ist es keine Frage des ’Ob’, sondern des ’Wann’. Wenn Sie sagen,<br />
warum sie nicht morgen bombardieren, so sage ich: ’Warum nicht heute’? Wenn Sie<br />
sagen, fünf Uhr, so sage ich: ’Warum nicht ein Uhr’? Sie sind doch Wissenschaftler,<br />
mein lieber Wiener. Wo ist Ihre Verantwortung?<br />
W: Durch Ihre Arbeit an der Entwicklung neuer, gefährlicher Technologien kommt<br />
es immer zu dem Punkt, an dem Wissenschaftler unbegrenzte Macht in die Hände<br />
solcher Menschen geben, denen man hinsichtlich des Umgangs mit diesen Objekten<br />
am wenigsten trauen sollte. Ich sehe meine Verantwortung in der Einschätzung und<br />
Abwägung der Nutzen und der Gefahren. Würden Sie Ihrer Tochter eine geladene Pistole<br />
in die Hand drücken? Ich jedenfalls nicht. . . Mich schaudert es bei dem Gedanken,<br />
dass wir Wissenschaftler vom unabhängig Denker zu einem unvernünftigen Handlanger<br />
in einer Militärmaschinerie degradiert werden.<br />
JN: Unabhängiger Denker, unvernünftiger Handlanger, Militärmaschinerie – was gedenken<br />
Sie denn mit Ihrer intellektuell-pazifistischen Ideologie zu bezwecken? Sie<br />
wissen doch genauso gut wie ich. . . (Telefon klingelt, J.v.N. geht dran und lässt den<br />
Hörer fallen)<br />
Ich habe Krebs.<br />
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