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Rombuch

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ist. Sehen Sie das hier? (Hält Lochkarte in die Höhe) Richtig, das ist eine Lochkarte.<br />

Die meisten elektronischen Rechenmaschinen, die es damals gab, waren an ein festes<br />

Programm gebunden, welches entweder hardwaremäßig verschaltet war oder mit<br />

eben diesen Lochkarten eingelesen werden musste. Natürlich ist das nicht praktikabel;<br />

so war es nicht möglich, verschiedene Programme schnell hintereinander ablaufen zu<br />

lassen oder das Programm einfach zu ändern. Ich habe ein System entwickelt, welches<br />

Daten und Computerprogrammbefehle in einem Speicher enthält; damit waren<br />

dann einige Probleme gelöst. Ich könnte hier jetzt noch weiter ins Detail gehen und<br />

Ihnen etwas über Rechenwerk, Steuerwerk, Speicherwerk und Ein-/und Ausgabewerk<br />

erzählen, aber ich glaube, das würde Sie ohnehin langweilen. . . vielleicht noch soviel:<br />

ich habe die Vision, dass es in 50 Jahren sehr leistungsstarke Rechner geben wird, die<br />

etwa so aussehen könnten (zeigt Computer aus dem Jahr 2010). Die Hauptarbeit in der<br />

Computerforschung leistete ich in Zeiten, als in Europa der Krieg so richtig im Gange<br />

war. 1943 wurde ich in das Manhattan Projekt zum Bau der Atombombe in Los Alamos,<br />

New Mexico, eingebunden. Das von meinem Chef Robert Oppenheimer vorgegebene<br />

Ziel waren zunächst der Bau von drei Bomben. Sie können mir glauben, ein paar Jahre<br />

später hatten wir weitaus mehr. . . Es ist faszinierend, an einem solchen Projekt zu<br />

arbeiten und zu sehen, welche Einflüsse die Mathematik auf das politische Geschehen<br />

haben kann. 1945 wurde ich in das Target Committee für die Atombombenabwürfe<br />

auf Hiroshima berufen. Klar, ein solcher Angriff muss strategisch ordentlich geplant<br />

werden, da braucht man auch Mathematiker. . .<br />

Nach dem Krieg ging die Arbeit in Los Alamos weiter, denn einige führende Militärs<br />

drängten immer mehr auf den Bau der Wasserstoffbombe, um stets gegen sowjetische<br />

Aggressionen gewappnet zu sein. Das kam mir aus verschiedenen Gründen gerade<br />

Recht. Zum einen ist Forschung mit dem Militär im Rücken sehr lukrativ; Geld ist in<br />

der Regel kein Problem und Forschungsfreiheit ist gewährleistet; Die RAND (steht für<br />

’Research and Development’) Cooperation, zu der ich seit 1948 gehöre, macht mir z.B.<br />

keine Vorschriften über die Gebiete, an denen ich forsche, wenngleich sie es natürlich<br />

gerne sieht, wenn ich mich mit militärischen Aspekten befasse. Das Geld kommt von<br />

der Air Force, da sind sie äußerst großzügig. Ein anderer Grund ist schlicht und ergreifend,<br />

dass ich die Russen nicht leiden mag. Dieses kommunistische Gedankengut<br />

und der linke Extremismus sind mir zuwider; in meiner Kindheit waren wir wegen des<br />

Kun Regimes gezwungen, für kurze Zeit nach Wien zu ziehen, und das alles wegen<br />

einer politischen Richtung, die eigentlich gar keine richtige ist. Bäh!<br />

Tja, und da Luftproben über Japan vor fünf Jahren (1949) eindeutig Aufschluss darüber<br />

gaben, dass die Russen über atomares Waffenarsenal verfügen, war es 1950 an der Zeit,<br />

das Superbombenprojekt mit äußerster Sorgfalt und Ernsthaftigkeit anzugehen. Es ist<br />

in einer demokratischen Gesellschaft natürlich, dass eine Waffe mit Zerstörungskraft<br />

von ca. 1000 Hiroshimabomben zu ethischen Diskussionen führt. Wollen Sie wissen,<br />

wie ich darüber denke? Ich denke, dass eine Waffe niemals zu gro sein kann. Sie mssen<br />

gebaut werden, alle anderen Strategien führen nicht zu stabilen Gleichgewichten. Im<br />

November 1952 führten wir die ersten Tests durch; 65 Tonnen pure Kraft; die kleine<br />

Insel Elugelab in den Marshall Islands wurde evakuiert und danach von der Erdkruste<br />

gekratzt.<br />

Heute schreiben wir das Jahr 1954 – die politische Spannung zwischen Ost und West<br />

hält an und es gibt Gerüchte, dass die Sowjetunion auch bei der Superbombe mit uns<br />

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