Rombuch
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damit in gewissem Maße ” sinnvoll“ ist, müssen die Postulate wie auch die Axiome<br />
(und entsprechend natürlich auch die Definitionen), vernünftig gewählt werden und<br />
dürfen sich nicht widersprechen. Die Widerspruchsfreiheit der Postulate und Axiome<br />
setzt Euklid stillschweigend voraus, ohne sie im einzelnen zu überprüfen oder zu<br />
erwähnen. Das Problem scheint sich ihm nicht zu stellen, da er alles in der Praxis<br />
anwenden kann.<br />
Gefordert soll sein:<br />
1. Da man von jedem Punkt nach jedem Punkt die Strecke ziehen kann,<br />
2. Da man eine begrenzte gerade Linie zusammenhängend gerade verlängern<br />
kann,<br />
3. Da man mit jedem Mittelpunkt und Abstand den Kreis zeichnen kann,<br />
4. Da alle rechten Winkel einander gleich sind,<br />
5. Und da, wenn eine gerade Linie beim Schnitt mit zwei geraden Linien bewirkt,<br />
da innen auf derselben Seite entstehende Winkel zusammen kleiner<br />
als zwei Rechte werden, dann die zwei geraden Linien bei Verlängerung ins<br />
Unendliche sich treffen auf der Seite, auf der die Winkel liegen, die zusammen<br />
kleiner als zwei Rechte sind.<br />
(Euklid, Elemente, Buch 1, Postulate 1-5)<br />
Die ersten drei Postulate sind im wesentlich die Forderung, dass Konstruktionen mit<br />
Zirkel und Lineal möglich sind. Interessant ist, dass die Eindeutigkeit in Postulat 1<br />
oder eine entsprechende äquivalente Formulierung fehlt, obwohl diese Eigenschaft in<br />
Proposition 4 des ersten Buches benötigt wird. Proklos versucht die Eindeutigkeit in<br />
seinem Kommentar zu beweisen, muss es aber als Axiom hinzufügen.<br />
Das vierte Postulat kann man statt zu den Postulaten auch zu den Axiomen zählen,<br />
da dieses nichts über die Konstruierbarkeit aussagt. Das Postulat, so unscheinbar es<br />
auch aussieht, impliziert auch die Invarianz von Figuren unter Translationen. Hilbert<br />
zeigt im Anschluss an die Axiomengruppe III, dass dieses Axiom von seinen anderen<br />
abhängt.<br />
Die ersten vier Postulate entsprechen dem Beobachtbaren bzw. dem in der Wirklichkeit<br />
Ausführbaren. Dasselbe gilt auch für das Parallelenpostulat 5, dem die Euklidische<br />
Geometrie ihren Namen verdankt und das seine eigene Geschichte hat, wenngleich es<br />
in dieser Fassung schwer einsichtig ist. Verständlicher ist das bei der äquivalenten Aussage,<br />
dass die Winkelsumme im Dreieck zwei rechten Winkeln entspricht.<br />
Schon Ptolemäus hat versucht, dieses aus den andern Axiomen herzuleiten. Ebenso<br />
haben sich Proklus, Tabit ibn Qurra, Nasiraddin at-Tusi, Borelli, Wallis, Lambert und<br />
Legendre vergeblich daran versucht. Gauß schließlich erkannte, ohne jedoch seine<br />
Ergebnisse zu veröffentlichen, dass das Parallelenpostulat von den übrigen wirklich<br />
unabhängig ist und dass auch unter Wegnahme des Postulats eine sinnvolle Geometrie<br />
entsteht. Bolya und Lobatschweski schließlich veröffentlichten dann unabhängig<br />
voneinander ihre Ausführungen über dieses Thema und zeigten damit die Existenz<br />
nichteuklidischer Geometrien.<br />
2.2.2.4 Die Axiome<br />
Eine weitere Gruppe der zu Grunde gelegten Aussagen stellen die Axiome dar. Insbesondere<br />
die ersten vier Postulate stellen etwas Beobachtbares bzw. Ausführbares wie<br />
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