Rombuch
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sowohl in Form einer reinen, als auch gemischten Strategie, also mit stochastischen<br />
Einflüssen, vorliegen.<br />
Richtig interessant wird es, wenn Sie spieltheoretische Konzepte in der Militärwelt<br />
anwenden; aber dazu erzähle ich Ihnen vielleicht später noch etwas.<br />
Tja, so Anfang der 30er Jahre wurde es in Deutschland düster; politische graue und<br />
braune Wolken zogen auf. Da kam es mir gerade Recht, dass mich die Universität in<br />
Princeton, New Jersey, USA, ab 1929 in regelmäßigen Abständen zu Gastprofessuren,<br />
Vorträgen und Forschungsprojekten einlud. Vier Jahre später nahm ich dann gerne<br />
das Arbeitsangebot des Institute of Advanced Study in Princeton an; ich liebte sofort<br />
die hochkompetetive und intellektuelle Atmosphäre inmitten von Ikonen wie Albert<br />
Einstein und Hermann Weyl. Ich begann zudem, mich ein wenig von der Idee der<br />
absolut reinen und bis ins letzte Detail ausformulierten, nicht bezwingbaren Logik<br />
zu lösen; der Unvollstndigkeitssatz meines geschätzten Kollegen Kurt Gödel aus dem<br />
Jahre 1931 hat bei mir seine Wirkung hinterlassen. Er besagt, dass es niemals möglich<br />
sein kann, mit mathematischen Mitteln die Sicherheit zu erhalten, dass die Mathematik<br />
widerspruchsfrei ist. Es sei hier bemerkt, dass dies weder ein philosophisches Prinzip,<br />
noch einfach eine plausible Annahme ist, sondern das Ergebnis eines rigorosen mathematischen<br />
Beweises von äußerster Eleganz. Äußerst beeindruckend übrigens, dieser<br />
Gödel. . .<br />
Die ersten Jahre in Princeton vergingen sehr schnell. Die Hausparties, die ich zusammen<br />
mit meiner Frau organisierte, waren zentraler Bestandteil der akademischen Schicht<br />
vor Ort. Mariette beschwerte sich manchmal, wenn ich mich auf so einer Veranstaltung<br />
in mein Arbeitszimmer zurückzog um zu denken und erst nach einigen Stunden<br />
wieder auftauchte. Oder wenn ich vor einem Professor in byzantinischer Geschichte<br />
mit meinem Wissen über byzantinische Geschichte prahlte. Aber es musste sein. Wenn<br />
ich mein Hirn zu lange ausschalte, passieren seltsame Dinge. Daher ist es auch nicht<br />
verwunderlich, dass ich in den letzten Jahren mehrere Autos zu Schrott gefahren habe,<br />
einfach weil ich wegen geistiger Trägheit am Steuer fast eingeschlafen bin (Seufzer).<br />
Auch die Mathematik entwickelte sich weiter, rasend schnell. Manchmal bin ich frustriert,<br />
weil ich nur ein Viertel der Mathematik auf dieser Welt überhaupt verstehen<br />
kann. Jaja. . .<br />
1937 war meine Ehe mit Mariette dann endgültig dahin. Das darauf folgende Jahr war<br />
dann wieder sehr lebhaft. Da in Europa Krieg in Verzug war, nutzte ich noch schnell die<br />
vielleicht letzte Gelegenheit, um dorthin zu reisen; nach Deutschland, nach Schweden,<br />
nach Dänemark,. . . wichtig war natürlich auch meine Neuverlobte Klara in die USA<br />
zu holen. Wir bekamen das Visum und heirateten am 17. November 1938. Da war ich<br />
ja auch schon immerhin drei Wochen von Mariette geschieden. . .<br />
Naja, aber eigentlich war ich bei der Abkehr von der reinen, unumstößlichen Logik.<br />
Ich begann, mich mit angewandten Themen wie Neurobiologie und Wetter auseinanderzusetzen.<br />
Es wäre doch toll, biologische und klimatische Naturvorgänge in funktionierende<br />
mathematischen Modelle zu gießen; dazu braucht es ein ganzes Stück<br />
Logik, aber zum Lösen auch ein Faible für numerische Berechnungsmethoden. Nehmen<br />
wir z.B. das Wetter. Aus der Physik kennen wir einige Differenzialgleichungen<br />
der Luftdynamik. Das alles hat nichts mit Zufall und Stochastik zu tun, alles ist deterministisch.<br />
Hiermit lassen sich gute Modelle konstruieren; die Frage ist eben, wie<br />
man an die Lösung kommt, die aus theoretischer Sicht oft gar nicht explizit darstellbar<br />
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