Rombuch
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und unbeschränkten Operatoren machen mussten.<br />
In den folgenden Jahren beschäftigte ich mich weiter mit Funktionalanalysis und Ergodentheorie.<br />
So entstand die Theorie der nach mir benannten von-Neumann-Algebren<br />
und die Verbandstheorie; meinen Beitrag zur Ergodentheorie leistete ich im Jahre 1932<br />
mit dem sogenannten Mittelergodensatz. Den entsprechenden Satz für die punktweise<br />
Konvergenz hat mir der Kollege (George David) Birkhoff leider vor der Nase weggeschnappt.<br />
Von meinem Beweis ließ er sich inspirieren und veröffentlichte sein Resultat<br />
ohne Absprache vor dem meinigen; eine Zusammenarbeit wäre mir wirklich lieber<br />
gewesen.<br />
Parallel zur Funktionalanalysis forschte ich an der Spieltheorie; es ist die Idee, rationales<br />
menschliches Handeln in formalisierter Sprache zu erklären. Alles dreht sich dabei<br />
um die Frage, welche Strategie ein Handelnder (wir sprechen hier von einem Spieler)<br />
in einer bestimmten Situation wählen sollte, um sein im Vorhinein gestecktes Ziel zu<br />
erreichen. Dabei darf man die Strategie nicht mit einer allgemeinen Taktik (z.B. risikoaverses<br />
oder risikofreudiges Handeln) verwechseln; sie ist vielmehr die Gesamtheit<br />
der vom Spieler festgelegten Reaktionen auf alle möglichen Spielzüge seiner Gegner,<br />
von Beginn bis Ende eines Spieles. Nehmen wir z.B. das Schachspiel. Eine Strategie<br />
wäre dann: Sie beginnen mit dem linken, weißen Springer. Ihr Gegner hat nun 20<br />
Möglichkeiten zur Reaktion. Das heißt: Sie gehen alle 20 Möglichkeiten durch und<br />
wählen in Abhängigkeit des Zuges Ihres Gegners Ihren nächsten Zug. Und auch hier<br />
müssen Sie alle Möglichkeiten durchgehen. Das sind dann 22 Möglichkeiten (14 für die<br />
Bauern, 5 für Springer 1, 2 für Springer 2, 1 für den Turm). Und so weiter und so fort,<br />
bis das Spiel aus ist. Die Anzahl der möglichen Strategien ist endlich, und viele davon<br />
setzen Ihren Gegner Schachmatt. Insofern ist Schach ein sehr langweiliges Spiel, weil<br />
es prinzipiell allgemein lösbar ist. Das Gute ist: Die Anzahl der Möglichkeiten ist so<br />
hoch, dass kein Mensch der Welt (und auch nach meinem Erkenntnisstand auch bisher<br />
keine elektronische Rechenmaschine auf dieser Welt) diese auch nur ansatzweise<br />
ordnen und kategorisieren kann – es gibt einfach zu viele. Also ist Schach doch nicht<br />
so langweilig. . . Wenn ich so in Ihre Gesichter schaue, dann habe ich den Eindruck, Sie<br />
verstehen das nicht. (Pause)<br />
In Ordnung, betrachten wir einen überschaubaren Fall, ein sogenanntes Nullsummenspiel.<br />
Einfach gesagt, ist ein Nullsummenspiel ein Spiel, bei welchem der zu verteilende<br />
Gesamtgewinn (in welcher Form auch immer dieser vorliegt) fix ist; das heißt, ein Spieler<br />
kann nur dann dazugewinnen, wenn mindestens ein anderer verliert. (Zu einer<br />
Person im Publikum gewandt:) Kommen Sie doch einmal nach vorne. Ich habe hier<br />
dieses leckere Stück Kuchen. Wie schaffen wir es, den Kuchen möglichst exakt in zwei<br />
gleich große Teile zu schneiden, damit wir beide den gleichen Genuss erleben dürfen<br />
und keiner benachteiligt ist? (Antwort abwarten) Genau: ich werde den Kuchen teilen,<br />
aber Sie dürfen am Ende das Stück auswählen. Wenn ich also unfair teile, so nehmen<br />
Sie sich – zu Recht – das größere Stück. Ich werde also versuchen, dass Minimum an<br />
Kuchen zu maximieren, welches Sie mir überlassen; und mich überaus anstrengen, um<br />
den Schnitt mittig zu machen.<br />
Natürlich ist das hier ein Beispiel auf Kindergartenniveau, aber die Idee steckt hier<br />
schon drin. Mitte der Zwanziger habe ich bewiesen, dass das sogenannte Minimax<br />
Theorem für eine große Klasse von Nullsummenspielen gilt, das heißt alle diese Spiele<br />
besitzen eine Lösung in der Art, wie ich es eben präsentiert habe. Diese Lösung kann<br />
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