Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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3.1.2 Sektoren<br />
Der Rohstoffboom der letzten Jahre hat den Anteil der ADI im sekundären und tertiären Sektor<br />
in vielen Ländern stark zurückgedrängt. 58 In den beiden größten ADI-Zielländern des Kontinents,<br />
Südafrika und Nigeria, stieg der Anteil der Rohstoff-ADI von 5 % in 1996 auf über 40 %, gleichzeitig<br />
sank der Anteil der industriellen ADI von 40 % auf nur noch 27 %. Eine ähnliche Entwicklung<br />
ist in mehreren afrikanischen Ländern zu beobachten.<br />
Die relative Betrachtung verdeckt indes die Tatsache, dass sich das Interesse ausländischer<br />
Investoren in einer Reihe afrikanischer Länder durchaus und vielfach auch seit langer Zeit auf den<br />
industriellen Sektor und den Dienstleistungssektor richtet. Das ist insbesondere in den nordafri -<br />
kanischen sowie in den Ländern im südlichen <strong>Afrika</strong> der Fall. Ein besonders markantes Beispiel<br />
ist natürlich Südafrika. In einigen Ländern stieg sogar der Anteil der industriellen ADI, wie zum<br />
Beispiel in Madagaskar, Namibia und Tansania.<br />
Auch die M&A-Daten der letzten Jahre vermitteln den Eindruck, dass das ausländische In -<br />
teresse an Investitionen im Industrie- und Dienstleistungssektor zunimmt und inzwischen gegen -<br />
über dem Primärsektor temporär sogar schon überwiegt. 59 Offensichtlich machen einige Länder<br />
Fortschritte, sich mithilfe ausländischer Unternehmen zu diversifizieren und in Branchen mit höherer<br />
Wertschöpfung vorzudringen. Der dort wachsende Anteil industrieller Exporte ist ein weiteres<br />
Anzeichen für diese Entwicklung, da Auslandsinvestitionen sehr oft mit starken Exportinteressen<br />
verknüpft sind (vgl. dazu auch den nächsten Abschnitt). Diese Investitionen werden unter ande -<br />
rem gefördert durch Handelspräferenzen zugunsten afrikanischer Länder, zum Beispiel von der<br />
EU und den USA.<br />
Die rohstofforientierten ADI lösten bisher erst bescheidene Folgeinvestitionen und binnen -<br />
wirtschaftliche Verknüpfungen aus. 60 Allerdings beginnen einige afrikanische Länder wie die Elfen -<br />
beinküste, Ägypten und Nigeria, eigene Raffineriekapazitäten aufzubauen. Botsuana hat damit<br />
be gonnen, die dort gewonnenen Diamanten im Inland weiterzubearbeiten, das heißt, zu schleifen<br />
und zu polieren. Diese und die Bemühungen anderer rohstoffreicher Länder wie Angola, Tschad,<br />
Namibia und Südafrika werden indes durch ihre hohen Lohnkosten behindert. Das gilt nicht nur<br />
für die Weiterverarbeitung mineralischer, sondern auch für die agrarischer Rohstoffe. Bei der Wei -<br />
ter ver arbeitung von Baumwolle zu Textilien erlitten die afrikanischen Produzenten 2005 durch das<br />
Aus laufen des Multifaserabkommens einen Rückschlag, da asiatische Produzenten, insbesondere<br />
China, oft wettbewerbsfähiger sind.<br />
Das in einigen Ländern relativ hohe Lohnniveau ist aber nur einer der Gründe, warum <strong>Afrika</strong><br />
am weltweit dynamischen ADI-Wachstum im Industrie- und Dienstleistungssektor kaum teilnimmt<br />
und in diesen Bereichen im internationalen Standortwettbewerb zurückbleibt. 61 Eine große<br />
Rolle spielen die allgemeinen Investitionsbedingungen, auf die noch einzugehen sein wird.<br />
58 Vgl. UNCTAD (2008a).<br />
59 Vgl. UNCTAD (2008a). Zur Abgrenzung des ADI-Konzepts (das nur langfristige Greenfield Investments<br />
aus der Zahlungsbilanz erfasst) vom M&E-Konzept (das sowohl inländische als auch grenzüberschreitende<br />
Unternehmenszusammenschlüsse und -übernahmen erfasst) vgl. UNCTAD (2000).<br />
60 Vgl. UNCTAD (2004).<br />
61 Vgl. UN/ECA/AU (2008).<br />
Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />
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