Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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4.3 Mikrofinanz in <strong>Afrika</strong><br />
Beispiele für Kleinstkredite in <strong>Afrika</strong> findet man viele. Beispiele wie jenes – gern zitierte – einer kleinen<br />
Lebensmittelhändlerin aus Uganda, die sich ein Mobiltelefon mithilfe eines Mikrokredits kaufen<br />
konnte. Das Mobiltelefon war das einzige in einem Dorf, das nicht an das Stromnetz angeschlossen<br />
war. Die geschäftstüchtige Frau lud den Akku über ihre Autobatterie auf und verlieh das<br />
über den Mikrokredit finanzierte Mobiltelefon für eine entsprechende Gebühr an ihre Nachbarn<br />
und Kunden. So profitierte nicht nur die Lebensmittelhändlerin selbst, sondern das ganze Dorf von<br />
einem Mikrokredit.<br />
Die Problematik, aktuelle und verlässliche Daten für den Mikrofinanzsektor zu finden, ist für<br />
<strong>Afrika</strong> angesichts unterschiedlicher Erhebungsgrößen und regionaler Abgrenzungen dagegen um<br />
einiges größer. Als verlässliche Quellen gelten auch hier die Daten von CGAP und The Mix, wenngleich<br />
selbst diese Angaben je nach Abgrenzung und Einbeziehung der untersuchten MFIs vonein -<br />
ander abweichen. Deshalb lediglich einige ausgewählte Daten zur Mikrofinanz in <strong>Afrika</strong>:<br />
• Laut CGAP flossen im Jahr 2008 rund 18 % aller Mittelzuflüsse für den Mikrofinanzsektor nach<br />
<strong>Afrika</strong> (einschließlich Mittlerer Osten). Hiervon entfielen etwa 5 % auf Nordafrika und den Mitt -<br />
leren Osten, wovon wiederum der Löwenanteil Marokko und Ägypten zugutekam. Nach Af -<br />
rika südlich der Sahara flossen 13 %, ein Drittel davon in fünf Länder: Äthiopien, Ghana, Kenia,<br />
Mosambik und Uganda. 33 Während in Bangladesch, der Heimat der Grameen Bank, 35 % der<br />
Armen Zugang zu Mikrofinanzkrediten haben, gilt dies in vielen Ländern <strong>Afrika</strong>s wie beispielsweise<br />
Nigeria – aber auch für die BRIC-Länder Indien und Brasilien – lediglich für 2 % bis 3 %<br />
der Ärmsten. 34<br />
• 2008 entfielen nach Angaben von The Mix 12 % aller erfassten Mikrokreditnehmer und 24 %<br />
aller erfassten Mikrofinanzinstitutionen auf Subsahara-<strong>Afrika</strong> und Nordafrika (inkl. Mittlerer<br />
Osten). 35<br />
• Dem aktuellen Benchmarking Report von The Mix zufolge, der die Entwicklung von knapp 100<br />
MFIs in rund 100 Ländern untersuchte, stehen in <strong>Afrika</strong> etwa 5 Mio. Kreditnehmern mit einem<br />
Kreditvolumen von 2,5 Mrd. US-Dollar 9 Mio. Sparer mit einem Guthaben in Höhe von 2,1<br />
Mrd. US-Dollar gegenüber. In die Untersuchung waren insgesamt 74 Mio. Kreditnehmer mit<br />
einem Kreditvolumen von 38 Mrd. US-Dollar und 67 Mio. Kleinstsparer mit Guthaben in Höhe<br />
von 23 Mrd. US-Dollar einbezogen. 36<br />
• Der jüngsten Umfrage von MicroRate zufolge gingen die Mittelzuflüsse der untersuchten MFIs<br />
2008 um 11 % auf 172 Mio. US-Dollar zurück. Die durchschnittliche Investitionsgröße belief sich<br />
auf 0,7 Mio. US-Dollar. 37<br />
• Sowohl CGAP als auch The Mix weisen auf die ungünstige Kostenstruktur hin.<br />
– Liegen die Kosten in den meisten Ländern zwischen 20 % und 30 % der durchschnittlichen Dar -<br />
lehenssumme, beträgt der entsprechende Anteil in <strong>Afrika</strong> 44 %. 38<br />
33 Weitere 60 % aller Zuflüsse im Mikrofinanzsektor<br />
gingen nach Asien und Osteuropa, weitere 15 %<br />
nach Lateinamerika.<br />
34 Vgl. CGAP (2009).<br />
35 Vgl. MicroFinance Information eXchange (2009a).<br />
36 Vgl. CGAP, The Mix (2008).<br />
37 Vgl. MicroRate (2009).<br />
38 Vgl. CGAP (2010).<br />
Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />
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