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Afrika: Strategie 2030 - HWWI

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Bruttoinlandsprodukt handelt es sich dabei also um rund 0,1 % der Wirtschaftsleistung. Auch eine<br />

Auswertung der tatsächlichen ökonomischen Effekte, nachdem die Weltmeisterschaft beendet war,<br />

kam zu dem Ergebnis, dass es keine nennenswerten Impulse gab. 51 Die Fußball-Weltmeisterschaft<br />

war damit für Deutschland aus volkswirtschaftlicher Sicht nahezu ein Non-Event. Wie ist die regelmäßig<br />

auftretende Diskrepanz zwischen Wachstumserwartung und tatsächlichem ökonomischem<br />

Impuls zu erklären? Zunächst ist davon auszugehen, dass nicht alle Studien und Gutachten auf neutraler<br />

Basis erstellt wurden. Oft geht es schon in der Bewerbungsphase für eine Großveranstaltung<br />

darum, (politischen) Entscheidungsträgern das Ereignis schmackhaft zu machen, um die größtmögliche<br />

Rückendeckung für die Bewerbung zu erhalten. Wachstumsim pulse sind das beste Ar -<br />

gument. Auch Sponsoren haben lebhaftes Interesse, die bevorstehenden Turniere mit wohlwollenden<br />

Prognosen in ein gutes Licht zu rücken. Die methodischen Schwie rigkeiten, mit denen Kosten-<br />

Nutzen-Analysen generell verbunden sind, erleichtern »schöngerechnete« Studienergebnisse.<br />

Darüber hinaus wirken die Zahlen für sich genommen meist hoch. Allerdings wird dabei oft<br />

übersehen, dass sich die wirtschaftlichen Gesamtimpulse über mehrere Jahre verteilen. Zum Beispiel<br />

sind die Stadien im Regelfall schon in den Jahren vor der Weltmeisterschaft fertiggestellt, sodass die<br />

baulichen Maßnahmen bereits vor dem eigentlichen WM-Jahr in den BIP-Zahlen verbucht waren.<br />

Das Wirtschaftswachstum im Jahr des Turniers bleibt davon unberührt. Werden die Gesamt wir -<br />

kungen aufgeteilt auf die Jahre, in denen sie ihre ökonomische Wirkung entfalten, dann sind sie<br />

volkswirtschaftlich kaum noch messbar. Die gesellschaftliche Bedeutung einer Fußball-Welt meis -<br />

terschaft ist offenkundig erheblich größer als ihr ökonomischer Wert in Relation zur gesamten<br />

Wirtschaftsleistung eines Landes. Dieser Befund darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />

es auf der Mikroebene, also für bestimmte Branchen und Unternehmen, sehr wohl messbare wirtschaftliche<br />

Effekte gegeben hat und auch immer geben wird. Diese einzelwirtschaftlichen Erfah -<br />

rungen sollten nur nicht zu der Illusion führen, ein ganzes Land könne aufgrund einer Weltmeis -<br />

terschaft ökonomisch in eine andere Liga aufsteigen.<br />

Der eigentliche Gewinn für das Gastgeberland ist eher bei den »weichen« ökonomischen<br />

Faktoren zu finden. Zunächst ist es der »Erlebnisnutzen« der Bevölkerung. Damit ist nicht nur das<br />

Erleben der Spiele im Stadion gemeint, sondern auch das Erleben der WM-Atmosphäre, die unter<br />

anderem durch ausländische Besucher geschaffen wird, die aber auch durch ein engeres Zusam -<br />

mengehörigkeitsgefühl der inländischen Bevölkerung entstehen kann. Die WM 2006 in Deutsch -<br />

land hat gezeigt, dass der Fußball wirkmächtiger sein kann als die Politik. Die zahlreichen Deutsch -<br />

land-Fähnchen an den Autos waren das sichtbarste Zeichen dafür, dass die Bevölkerung eine neue,<br />

unverkrampfte Beziehung zum Land aufgebaut hat. Südafrika könnte ebenfalls davon profitieren,<br />

dass der Fußball die Bevölkerung näher zusammenbringt und Identifikationseffekte erzeugt. Neben<br />

dem »Erlebnisnutzen« profitiert das Gastgeberland – zumindest bei reibungslosem Ver lauf des Tur -<br />

niers – von sogenannten Imageeffekten. Einen Monat lang wird Südafrika im Mittel punkt des Welt -<br />

interesses stehen. Das Land kann sich präsentieren und erhält durch das Turnier kostenlos mediale<br />

51 Vgl. ebenda, S. 9ff.<br />

Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />

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