Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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Das Gewicht der führenden afrikanischen Ölexporteure Angola, Algerien, Libyen und Nigeria<br />
verdeckt Diversifizierungserfolge in einer ganzen Reihe anderer Länder. So gelang es den rohstoff -<br />
armen Ländern in den vergangenen Jahren, den Anteil der Industriegüterexporte von 36 % auf heute<br />
44 % zu steigern, und auch die rohstoffreichen Länder, die über keine nennenswerten Ölreser ven<br />
verfügen, dafür aber mineralische Bodenschätze besitzen, begnügen sich nicht mehr mit deren<br />
Export, sondern verarbeiten diese zunehmend weiter und ergreifen andere Industrialisierungs- und<br />
Exportchancen, oft unterstützt von ausländischen Direktinvestoren. In der Folge stieg auch bei<br />
ihnen der Exportanteil der Halb- und Fertigwaren von 27 % auf 31 % an.<br />
In der Gruppe der Ölländer hebt sich Ägypten mit einem Exportanteil der Industriewaren von<br />
immerhin 21 % ab. Unter den ansonsten rohstoffreichen Ländern fällt Marokko mit einem Anteil<br />
von 66 % auf. Noch beachtlicher sind aber einige rohstoffarme Länder, die in noch größerem Um -<br />
fang Industriegüter exportieren; dazu gehören Lesotho (90 %), Tunesien (76 %), Swasiland (71 %),<br />
die Komoren (71 %) und Mauritius (67 %). Erwähnenswert sind ferner Togo (51 %) sowie Südafrika<br />
(47 %). Der Diversifizierungstrend ist besonders in Nordafrika zu spüren; hier ist die Nähe zum<br />
lukrativen europäischen Markt eine treibende Kraft. 76<br />
Bei den sich diversifizierenden und auf den Weltmärkten auch zunehmend erfolgreichen<br />
Län dern handelt es sich um solche, die Fortschritte in ihrer Regierungsführung und in ihrer politischen<br />
und ökonomischen Stabilität erzielen konnten. In der Folge verbesserten sich ihre makround<br />
mikr oökonomischen Rahmenbedingungen und somit das allgemeine Umfeld für unterneh -<br />
meri sches Handeln. Sie haben Inflation und Wechselkursschwankungen bekämpft sowie eine<br />
solidere Fiskalpolitik betrieben. Sie haben außerdem gezielt die Diversifizierung ihrer Produktions -<br />
struktur gefördert, in Bildung und Ausbildung der Arbeitskräfte investiert, angebotsseitige Hemm -<br />
nisse im Bereich der harten und weichen Infrastruktur reduziert und ihre Außenhandels politik<br />
liberalisiert.<br />
Der Protektionismus ihrer Handelspartner stellt die afrikanischen Länder auch auf der Ex port -<br />
seite immer noch vor große Probleme. Zwar konnten im Verlaufe diverser multilateraler Libe ra -<br />
lisierungsrunden Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse erheblich reduziert und durch Zoll -<br />
präferenzen der Marktzugang für Entwicklungsländer, besonders für die ärmsten unter ihnen,<br />
erheblich verbessert werden, doch verbleibt gerade in Bereichen, in denen Entwicklungsländer<br />
komparative Vorteile besitzen, ein harter Kern von Protektionismus. So wehren sich Industrieländer<br />
wie die EU, die USA und Japan besonders im Agrarbereich gegen unliebsame Konkurrenz auch<br />
aus afrikanischen Ländern. Überdies erschweren sie durch eine mit dem Verarbeitungsgrad steigende<br />
Zollbelastung Diversifizierungsbemühungen der Entwicklungsländer, die versuchen, ihre agra -<br />
rischen und mineralischen Rohstoffe weiterzuverarbeiten, um so ihren Industrialisierungsprozess<br />
voranzubringen und erfolgreich zu exportieren.<br />
Vor diesem Hintergrund setzen besonders die afrikanischen Entwicklungsländer Hoffnungen<br />
in die laufenden Verhandlungen bei der Welthandelsorganisation (Doha-Runde), die als Entwick -<br />
76 Vgl. UN/ECA/AU (2007).<br />
46 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11