Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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lungs runde konzipiert ist, also den Belangen der Ent wick lungsländer stärker als in den vorangegangenen<br />
Runden Rechnung tragen soll. Allerdings sind die Entwicklungsländer in diesem Ver -<br />
handlungsprozess auch mit Forderungen nach verstärkten eigenen Liberalisierungsanstrengungen<br />
konfrontiert. Das gilt auch für die afrikanischen Länder, die im internationalen Vergleich den höchs -<br />
ten durchschnittlichen Protektionsgrad aufweisen. 77<br />
Besonders für die Vielzahl der ärmsten afrikanischen Entwicklungsländer bestehen indes starke<br />
Vorbehalte gegenüber einem allzu raschen Abbau ihrer Handelsschranken. Wie zahlreiche Studien<br />
zeigen, könnte dies – ohne vorangehende institutionelle Reformen und konkrete Diversifizie rungs -<br />
erfolge – in der Tat fatale Folgen haben. 78 Die ärmsten Entwicklungsländer dürften daher als Er geb -<br />
nis der Doha-Runde weitgehend von der allgemeinen Liberalisierungsverpflichtung sowohl im<br />
Agrar- als auch im Industriebereich ausgenommen werden, während von stärker fortgeschrittenen<br />
Ländern – wie etwa den nordafrikanischen Ländern und Südafrika – Liberalisierungszugeständnisse<br />
erwartet werden.<br />
3.2.2 Integration<br />
Die Bedenken vieler afrikanischer Entwicklungsländer gegenüber einer Öffnung ihrer eigenen<br />
Märk te haben auch die Verhandlungen zwischen der EU und den afrikanischen AKP-Ländern 79<br />
erheblich belastet. Diese hatten zum Ziel, bis Ende 2007 die nicht WTO-kompatiblen EU-AKP-<br />
Zoll präferenzen durch interregionale reziproke Freihandelsabkommen zu ersetzen. Wegen zahlreicher<br />
ungeklärter Details (Übergangsfristen, Deckungsgrad, Ursprungsregeln, Finanzhilfen, Regeln<br />
für In vestitionen, Wettbewerb und öffentliches Auftragswesen etc.) konnten mit afrikanischen Län -<br />
dern beziehungsweise mit Ländergruppen nur Interimsabkommen geschlossen werden, die vor<br />
allem den Status quo des bisherigen Marktzugangs zur EU sichern sollen. 80 Es ist aber zu erwarten,<br />
dass die vorgesehenen Freihandelsabkommen über kurz oder lang zustande kommen. Sie würden<br />
auf das allmähliche Entstehen eines euro-afrikanischen Freihandelsraumes hinauslaufen, nachdem<br />
mit Südafrika und den nordafrikanischen Ländern bereits ähnliche Abkommen geschlossen wurden.<br />
Es ist allerdings mit sehr langen Übergangsfristen von mindestens zwei bis drei Jahrzehnten<br />
zu rechnen.<br />
Eine ähnlich langfristige Perspektive haben auch andere Ansätze zur Intensivierung der interregionalen<br />
Handelsbeziehungen. So haben Verhandlungen zur Bildung von Freihandelszonen zwischen<br />
South Africa Customs Union (SACU) und den USA, Südafrika und MERCOSUR be -<br />
gonnen. Mehrere afrikanische Länder führen darüber hinaus Gespräche mit China und Indien. 81<br />
Während diese geplanten Abkommen primär die Liberalisierung des gegenseitigen Außenhandels<br />
zum Ziel haben, sind die Economic Partnership Agreements (EPAs) mit der EU wie schon die<br />
vorangegangenen Abkommen (zum Beispiel das Lomé- und das Cotonou-Ab kommen) auf eine<br />
sehr viel breitere Kooperation angelegt. Sie sollen die technische Handels för de rung, Investitionsund<br />
Technologieförderung, umfangreiche und sektoral breit gestreute Entwick lungshilfe, politische<br />
77 Weltbank (2008c).<br />
78 Vgl. Busse et al. (2007).<br />
79 In dieser internationalen Organisation sind<br />
derzeit 79 afrikanische, karibische und pazi -<br />
fische Staaten (kurz AKP-Staaten) Mitglied.<br />
Im Vordergrund steht die wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit.<br />
80 CARIFORUM ist die erste und bisher einzige<br />
AKP-Gruppe, die bis Ende 2008 ein umfassendes<br />
EPA mit der EU geschlossen hat.<br />
Daneben wurden einige Interim-Abkommen<br />
vereinbart, die nach Klärung noch strittiger<br />
Punkte durch umfassende Abkommen ersetzt<br />
werden sollen; vgl. EU (2008).<br />
81 Vgl. UN/ECA/AU (2007).<br />
Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />
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