Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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Die Zentralbank hat mit Kapitalspritzen und Liquiditätshilfen in Höhe von über 3 Mrd. Euro eine<br />
schwere Bankenkrise abgewendet und strategische Partner für diese Banken gesucht. 56 Bisher haben<br />
vor allem südafrikanische Banken ihr Kaufinteresse geäußert.<br />
Insgesamt ist es als positiv zu werten, dass mit den Aufräumarbeiten im Bankensektor begonnen<br />
worden ist. Infolgedessen hat sich allerdings das Kreditwachstum deutlich verringert, und eine<br />
weitere Konsolidierung des Bankensystems ist zu erwarten. Die nationalen Behörden haben in<br />
den vergangenen Monaten ihren Fokus darauf gelegt, die Kapitalbasis der schwachen Banken zu<br />
stärken, die Bankensektorregulierung verbessert und versucht, die Kreditvergabe an den privaten<br />
Sektor wiederzubeleben. 57 First Bank of Nigeria, Zenith Bank, Guaranty Trust Bank und United<br />
Bank of Africa sind heute die vier größten nigerianischen Banken nach Marktkapitalisierung. 58 Diese<br />
dürften, neben internationalen Interessenten, auch versuchen, ihre Position in Nigeria durch Zu -<br />
käufe – soweit überhaupt möglich – zu stärken.<br />
Zu den Innovatoren im Bankensektor auf dem afrikanischen Kontinent zählt unter anderem die<br />
Equity Bank in Kenia, die Entwicklungshilfe der neuen Art in <strong>Afrika</strong> betreibt. Ähnlich der Grameen<br />
Bank in Bangladesh ist die Equity Bank auf Mikrofinanz spezialisiert. Sie verschafft ärmeren Be -<br />
völkerungskreisen Zugang zu Kleinkrediten, um die etablierte Großbanken einen Bogen machen.<br />
Mit mehr als 4,1 Mio. Kundenkonten, die über 52 % aller Bankkonten in Kenia ausmachen, ist sie<br />
die Bank mit der höchsten Kundenanzahl. Mit einer starken Eigenkapitalbasis gehört Equity Bank<br />
zu den am besten kapitalisierten Banken in der Region. Das Geschäft mit Kleinkrediten läuft: Um<br />
26 % auf umgerechnet 8,5 Mio. Euro steigerte die Equity Bank, die mittlerweile auch in Uganda,<br />
Ruanda und im Süden Sudans aktiv ist, den Gewinn im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres. 59<br />
Fazit: Banken sind und bleiben die Triebfeder für das langfristige Wachstum in <strong>Afrika</strong>. Deshalb<br />
dürfte der Sektor auch weiterhin kontinuierlich zulegen können. Die Regulierung und staatliche<br />
Entflechtung kommt voran, neue Dienstleistungen werden auf den Markt kommen. Darüber hinaus<br />
wird es, wie auch in Europa, Amerika und zuletzt auch den Schwellenländern zu beobachten<br />
war, zu einer weiteren Konsolidierung des Sektors kommen.<br />
6.2 Infrastruktur – Die Wachstumsbremse lösen: Anforderungen und Perspektiven<br />
<strong>Afrika</strong>s Infrastruktur (Verkehr, Stromerzeugung, Wasserversorgung, Kommunikation, Gesundheit)<br />
befindet sich überwiegend in einem besorgniserregenden Zustand. Er spiegelt den fragmentierten<br />
Aufbau des Kontinents wider. So gibt es kaum grenzüberschreitende Autobahnen, Schienen- oder<br />
Stromversorgungsnetze. Diese Mängel behindern das Wachstum südlich der Sahara im selben Um -<br />
fang wie die »fünf Ks«. Deren Behebung könnte die jährlichen Expansionsraten um 2,2 bis 2,6 Pro -<br />
zentpunkte anheben. Beispiele: 60<br />
Die gesamte Stromerzeugungskapazität entsprach im Jahr 2008 derjenigen Spaniens (bei aller -<br />
dings 20-mal so vielen Menschen). So wurde der Pro-Kopf-Energieverbrauch zwangsläufig bei<br />
56 Vgl. Financial Times Deutschland (2010).<br />
57 Vgl. Deutsche Bank (2009).<br />
58 Vgl. African Alliance (2010).<br />
59 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2010).<br />
60 Vgl. Foster (2008).<br />
Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />
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