Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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Werbung. Berechnungen zufolge konnte Australien dank der Olympischen Spiele 2000 in Sydney<br />
einen Imagegewinn im Gegenwert von gut 2 Mrd. US-Dollar verbuchen 52 Allerdings ist die Vorbe -<br />
dingung für einen derart positiven Imageeffekt, dass die Weltmeisterschaft organisatorisch gut verläuft.<br />
In Südafrika gilt die Kriminalität als Problem mit Störpotenzial. So wurde die Fußballwelt<br />
Ende 2007 erschüttert, als im Umfeld der WM-Auslosung der ehemalige österreichische Profi fuß -<br />
baller Peter Burgstaller auf einem Golfplatz in Durban Opfer eines Raubüberfalls wurde und dabei<br />
ums Leben kam. Verschiedene Außenministerien geben ihren Bürgern, die zur WM nach Südafrika<br />
reisen möchten, Sicherheitshinweise und sprechen zum Teil Warnungen aus. Dem Sicher heitsaspekt<br />
muss vom Veranstalter insofern besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.<br />
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen sind für Südafrika unter dem Strich von der Fußball-<br />
Weltmeisterschaft zu erwarten? Der Wert der staatlich finanzierten baulichen Maßnahmen an den<br />
WM-Stadien und an der Infrastruktur wird auf gut 1 % des südafrikanischen BIP geschätzt. Aller -<br />
dings wurden diese Maßnahmen bereits in den vergangenen Jahren abgeschlossen, und sie waren<br />
über mehrere Jahre verteilt. 53 Im Jahr 2010 ist folglich aus diesem Bereich kein Wachstumsbeitrag<br />
mehr zu erwarten. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass Investitionen in die (Verkehrs-)Infra -<br />
struktur in weniger entwickelten Ländern größere Wohlfahrtswirkungen entfalten als in entwickelten<br />
Industrienationen, da oft echter Mangel beseitigt wird. Insofern ist das Potenzial für Südafrika,<br />
mit der Weltmeisterschaft einen nachhaltigen Wohlfahrtsimpuls zu generieren, moderat höher als<br />
für ein Land wie Deutschland. Die WM wird also dazu beitragen, dass der Wohlstand auf lange<br />
Sicht gemehrt wird.<br />
Im laufenden Jahr dürfte der größte Wachstumsbeitrag von den Ausgaben der ausländischen<br />
Fans, die zum Turnier nach Südafrika reisen, ausgehen. Hierfür wird mit einem zusätzlichen BIP-<br />
Wachstum von rund 0,5 Prozentpunkten gerechnet. Allerdings hat auch in diesem Fall die Ver gan -<br />
genheit gezeigt, dass die Erwartungen im Nachhinein meist nach unten korrigiert werden müssen.<br />
Schon zu Jahresbeginn 2010 wurde angesichts hoher Preise und der Sorge vor Kriminalität die Zahl<br />
der erwarteten Touristen von 450 000 auf 300 000 reduziert. Konjunkturell hält sich der Impuls des<br />
WM-Turniers also in engen Grenzen. Dafür wird Südafrika dauerhaft von den Infrastruk turinves -<br />
titionen profitieren, und vor allem besteht die Chance, das Land der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.<br />
Viel hängt davon ab, ob der organisatorische Ablauf reibungslos gelingt und ob die Ge -<br />
waltkriminalität wirkungsvoll bekämpft werden kann. Südafrika hat in den vergangenen Jahren<br />
bewiesen, Probleme lösen zu können. Zeitweilig wurde befürchtet, die WM-Stadien würden nicht<br />
rechtzeitig fertiggestellt. Sogar eine Verlegung des Turniers (nach Deutschland) wurde in Medien -<br />
berichten erörtert. Inzwischen sind die Stadien fertig und die Sorgen beseitigt.<br />
Investoren können mit unterschiedlichen Instrumenten in den südafrikanischen Wachstums -<br />
markt investieren. Im Vergleich zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gibt es allerdings<br />
kaum Produktangebote, die auf die Weltmeisterschaft als solche zielen. Wer von der WM 2010 profitieren<br />
möchte, sollte deshalb den Umweg über die Sportartikelhersteller gehen.<br />
52 Vgl. Maennig (2006).<br />
53 Zudem darf dies nicht als WM-induzierter Wohlfahrtsgewinn fehlinterpretiert werden, denn die<br />
öffentlichen Gelder wären sonst sehr wahrscheinlich einer anderen Verwendung zugutegekommen.<br />
Eine wissenschaftlich saubere Kosten-Nutzen-Analyse müsste also differenzierter vorgehen.<br />
86 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11