Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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5. Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika:<br />
Grundstein für mehr Wohlstand?<br />
5.1 Gesamtwirtschaftliches Umfeld<br />
Seit dem Ende der Apartheidspolitik im Jahr 1994 hat Südafrika eine sehr positive wirtschaftliche<br />
Entwicklung genommen. Mit Wachstumsraten, die im globalen Maßstab – vor allem in den Jah -<br />
ren 2004 bis 2007 – weit überdurchschnittlich ausfielen, ist Südafrika das wirtschaftlich mit Abstand<br />
be deutendste Land des afrikanischen Kontinents. 46 Allerdings ist der Abstand zu den etablierten<br />
west lichen Industrienationen noch immer groß, denn das Bruttoinlandsprodukt beträgt pro Kopf<br />
lediglich rund 10 000 US-Dollar (gemessen in Kaufkraftparitäten).<br />
Strukturell hat sich die südafrikanische Wirtschaft im vergangenen Jahrzehnt in Richtung<br />
Dienstleistungen mit einem modernen Finanzdienstleistungssektor entwickelt. Gleichzeitig verfügt<br />
Südafrika über zahlreiche Rohstoffvorkommen und gehört insbesondere bei den Edelmetallen<br />
zu den weltweit wichtigsten Produzenten (wenngleich nur 8 % der gesamten Wirtschaftsleistung aus<br />
dem Bergbausektor stammen): Bei der Goldproduktion war Südafrika lange Zeit weltweit die<br />
Num mer 1, im Jahr 2008 zog aber zunächst China und 2009 auch Australien an Südafrika vorbei.<br />
Ein wesentlicher Grund sind regelmäßige Produktionsausfälle, oftmals aufgrund von Energie -<br />
prob lemen. So sank die Goldproduktion im Januar 2010 um gut 18 % gegenüber dem Vorjahres -<br />
monat. Besser platziert ist Südafrika bei Palladium und Platin. Mit einem Weltmarktanteil von 35 %<br />
belegt das Land bei der Palladium-Produktion den zweiten Rang, bei der Platin-Produktion mit<br />
79 % sogar Platz 1.<br />
Aufgrund des Rohstoffreichtums kann es nicht verwundern, dass Südafrikas Wirtschafts wachs -<br />
tum bei galoppierenden Rohstoffpreisen bis zum Ausbruch der Finanzkrise außerordentlich positiv<br />
war. Damit war aber auch absehbar, dass die Finanzkrise nicht spurlos an Südafrika vorbeigehen<br />
würde, denn die Rohstoffpreise kollabierten im Jahr 2008. So fiel der CRB-Rohstoffindex 47 von seinem<br />
Höchstkurs im Februar 2008 bei 473 Punkten innerhalb eines Jahres auf 200 Punkte. In zwi -<br />
schen haben sich die Notierungen zwar wieder erholt, mit rund 270 Punkten liegt der CRB-Index<br />
jedoch noch weit unter seinem historischen Hoch. Angesichts dieser Preisentwicklung ist die<br />
Schrumpfung des Bruttoinlandsproduktes um knapp 2 % im Jahr 2009 schon fast überraschend<br />
moderat ausgefallen (zum Vergleich: Deutschlands BIP schrumpfte 2009 um 5 %). Als angenehmer<br />
Nebeneffekt kann die Inflationsentwicklung verbucht werden: Von über 11 % ist die Inflationsrate<br />
auf unter 6 % gesunken (Februar 2010: +5,7 %), damit ist sie wieder in den von der Zentralbank an -<br />
gestrebten Korridor von 3 bis 6 % eingeschwenkt. Die Leitzinsen sind seit 2008 von 12 % auf 7 %<br />
gesunken. Als Vorteil hat sich während der Finanzkrise erwiesen, dass der Bankensektor relativ<br />
abgeschottet ist und sich die Verwerfungen der internationalen Kreditmärkte dadurch nur in be -<br />
grenztem Maße auf den südafrikanischen Bankenmarkt ausdehnen konnten. Die in vielen Län -<br />
dern notwendigen »Bankenrettungspakete« mussten insofern nicht geschnürt werden. Wenn auch<br />
offiziell keine Konjunkturprogramme aufgelegt wurden, hat der Staat verschiedene Ausgaben pro -<br />
gramme, zum Beispiel in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Gesundheitswesen oder Umwelt -<br />
46 Vgl. auch Teil A, S. 18<br />
47 Der älteste Rohstoffindex, der auch heute noch weit verbreitet ist, ist der<br />
CRB-Index. Dabei steht CRB für Commodity Research Bureau.<br />
82 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11