Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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In diesem Zusammenhang können auch Mauritius, Ruanda und Tunesien genannt werden. Die<br />
Inselrepublik Mauritius profitiert nicht nur vom Tourismus, sondern vor allem wegen ihrer Frei -<br />
handelszonen für die Textilindustrie. 5 Ruanda möchte Dienstleistungszentrum für die Region werden,<br />
wie es Singapur in Asien geworden ist. Tunesien expandierte ohne bedeutenden Rohstoffsektor<br />
in den letzten Jahren um über 5 % p. a. Das Wachstum wurde durch einen breiten Mix aus Fer ti -<br />
gungsindustrie, Tourismus, Landwirtschaft und Dienstleistungen getragen. 6<br />
Es gibt aber auch vermehrt Anzeichen, dass die Investoren schon längst verstärkt über Roh -<br />
stoffe hinausdenken. Das anhaltend hohe Bevölkerungswachstum in <strong>Afrika</strong> lässt längerfristig einen<br />
riesigen Markt entstehen. Im Jahr 2050, so wird geschätzt, werden auf dem ganzen Kontinent bis zu<br />
zwei Mrd. Menschen leben. Zudem entsteht schon heute eine kleine, aber wachsende Mittelschicht,<br />
die konsumieren will. Diverse Unternehmen wie zum Beispiel Nestlé oder Unilever haben sich mit<br />
ihren Produkten schon positioniert. Barclays Bank und Standard Chartered Bank erzielen heute<br />
schon 6 bis 10 % ihrer Gewinne in <strong>Afrika</strong>. Dass sich in diesem Stadium der Entwicklung die In -<br />
vestoren insbesondere für Finanzdienstleister interessieren, ist normal. Denn diese sitzen im Zent -<br />
rum des Wachstums und profitieren über die Kreditvergabe von der steigenden Konsumfreude<br />
sowie dem Ausbau der Infrastruktur.<br />
Auch Länder ohne große Rohstoffvorräte nutzen die Chance, von <strong>Afrika</strong>s Aufschwung zu profitieren,<br />
obwohl sie es ungleich schwerer haben als die rohstoffreichen Staaten. Unter anderem stellt<br />
auch die Dienstleistungsbranche Tourismus – zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zusätzlich auch<br />
als Devisenbringer – eine Möglichkeit dar, die Abhängigkeit von den Rohstoffeinnahmen zu reduzieren<br />
beziehungsweise Einnahmequellen zu generieren, wenn keine großen Rohstoffvorräte vorhanden<br />
sind.<br />
Die Region ist zudem auch dabei, Hochtechnologie aufzubauen. In der Telekommuni kations -<br />
branche erleben Unternehmen in <strong>Afrika</strong> derzeit das stärkste Wachstum der Welt, allerdings von<br />
einem niedrigen Niveau aus. Außerdem ist <strong>Afrika</strong> auf seine ganz eigene Art ein Pionier in der Nut -<br />
zung des Mobiltelefons. Doch dazu mehr später (vgl. Abschnitt 6.6, S. 100 ff.)<br />
Exemplarisch möchten wir in diesem Zusammenhang die aktuelle Anpassung in der Wachs -<br />
tumsstrategie von France Telecom erwähnen, die aufzeigt, wie wichtig die Region für internationale<br />
Investoren mittlerweile geworden ist. Der neue Chef des französischen Telekomkonzerns setzt<br />
mit seiner neuen Wachstumsstrategie vor allem auf Länder in <strong>Afrika</strong> und im Mittleren Osten und<br />
will vor diesem Hintergrund bis zu 7 Mrd. Euro in Akquisitionen investieren. Ziel ist es, den Um -<br />
satzanteil der Wachstumsmärkte innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verdoppeln. France Telecom<br />
ist bereits in zwanzig Ländern in <strong>Afrika</strong> und im Mittleren Osten vertreten und kommt in diesen aufstrebenden<br />
Märkten auf einen Umsatz von derzeit 3,3 Mrd. Euro – was 7 % des Konzernumsatzes<br />
entspricht. France Telecom will nun vor allem ihre Lücken in Westafrika schließen. Hierfür kommen<br />
Länder wie Kamerun, Senegal oder Niger infrage. Grundsätzlich sind für das Unternehmen<br />
aber alle Länder in der Region interessant, in denen der Konzern bisher nicht vertreten ist.<br />
5 Vgl. Handelsblatt (2010).<br />
6 Vgl. Finanz und Wirtschaft (2010a).<br />
60 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11