Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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6. Sektoren<br />
6.1 Banken – Grundpfeiler des Wirtschaftswachstums<br />
Nach Jahren der Staatskontrolle, weitverbreiteten Ineffizienzen, Misswirtschaft, Verlusten und vereinzelten<br />
Bankpleiten scheint der Sektor über die letzten Jahre hinweg endlich aus der Defensive<br />
gekommen zu sein. Es entwickelt sich ein Universalbankensystem, das langfristig höhere Wachs -<br />
tumsraten der afrikanischen Volkswirtschaften unterstützen könnte.<br />
Da das direkte Exposure der Banken <strong>Afrika</strong>s gegenüber komplexen Finanzprodukten sehr<br />
gering war, blieb die Region zunächst weitgehend von den Auswirkungen der Finanzkrise verschont.<br />
Angesichts der zunehmenden Integration in den Welthandel und die internationalen Ka -<br />
pitalflüsse wurde <strong>Afrika</strong> dennoch über mehrere indirekte Ansteckungskanäle in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Noch heute erholt sich der Kontinent von den Auswirkungen der Krise.<br />
Der Sektor steht aber auch noch vor großen strukturellen Herausforderungen: <strong>Afrika</strong> hat den<br />
größten Anteil an Auslandsbankguthaben weltweit. Nur ein kleiner Teil der in der Region verbleibenden<br />
Guthaben wird an Privatunternehmen ausgeliehen. Der Großteil wird in Staatsanleihen<br />
angelegt oder verbleibt als liquide Mittel im Bankensystem. Mit dem andauernden Ausbau der<br />
Infrastruktur, besserer Regulierung und verstärkter regionaler Integration bei gleichzeitig zunehmendem<br />
BIP-Niveau kann längerfristig aber ein potenziell riesiger Markt entstehen. Kreditgeschäfte<br />
mit Privatpersonen stellen ein enormes Wachstumsfeld dar. Bisher machen diese nur ca. 18 % des<br />
afrikanischen BIP aus – in vielen Ländern liegt dieser Anteil sogar unter 5 % – gegenüber mehr als<br />
30 % in den Entwicklungsländern Asiens. Noch heute bekommen nur 20 bis 25 % aller Arbeit -<br />
nehmer ihr Gehalt auf ein Bankkonto überwiesen. Der Rest erhält Löhne oder Gehälter in bar.<br />
Selbst in vermeintlich weitentwickelten Ländern <strong>Afrika</strong>s, wie zum Beispiel Ägypten oder Süd afri -<br />
ka, ist der Zugang zu Finanzprodukten beschränkt. Die Schätzungen gehen davon aus, dass nur<br />
40 bis 60 % der Bevölkerung überhaupt die Möglichkeit haben, Kredite oder Ähnliches aufzunehmen.<br />
Im restlichen Kontinent liegt dieser Anteil weitaus niedriger. 54<br />
Wie in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern dominiert der Bankensektor die Finanz -<br />
systeme weiterhin sehr stark. Die Kapitalmärkte spielen bisher keine wesentliche Rolle für die<br />
Finanzierung der Wirtschaft, aber ihre Bedeutung hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies ist<br />
aus folgenden Gründen zu begrüßen: Zum einen sind Aktien- und Anleihemärkte eine langfristige<br />
Finanzierungsquelle für produktive Investitionen und erleichtern eine effiziente Ressourcen allo -<br />
kation. Zum anderen bieten sie inländischen Privatanlegern Diversifizierungschancen und tragen so<br />
dazu bei, Ersparnisse zu mobilisieren. Letztlich ermöglichen die Märkte für Staats- und Unter neh -<br />
mensanleihen Regierungen und Unternehmen auch ein besseres Schuldenmanagement. 55<br />
Mittlerweile halten ausländische Banken Anteile an knapp 50 % der großen afrikanischen Ban -<br />
ken, ca. 20 % werden hauptsächlich von lokalen Eigentümern gehalten und rund 18 % zu gleichen<br />
Anteilen. Während britische Banken insbesondere in Südafrika stark vertreten sind, sind französische<br />
und portugiesische Banken speziell im Norden und Westen <strong>Afrika</strong>s Bindungen eingegangen.<br />
54 Société Générale (2008).<br />
55 Vgl. Deutsche Bank (2009).<br />
Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />
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