Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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tigen Schuldenmoratorium schockierte. Das Staatskonglomerat, zu dem auch der Im mo -<br />
bilienentwickler Nakheel gehört, hatte während der Krise immense Schulden angehäuft.<br />
Nak heel konnte im Dezember 2009 einen islamischen Bond mit einem Volumen von 4,1<br />
Mrd. US-Dollar nur zurückzahlen, weil das Nachbaremirat Abu Dhabi eine Finanzhilfe in<br />
Höhe von 10 Mrd. US-Dollar zur Verfügung stellte. Es wäre der erste Zahlungsausfall eines<br />
großen Sukuks gewesen.<br />
Islamisches Bankwesen – krisensicher?<br />
Trotz des Booms und der zukünftig erwarteten positiven Entwicklung im Islamischen Bank -<br />
wesen kann sich also auch der Markt für islamische Finanzierungen nicht den Spätfolgen der<br />
Finanzkrise entziehen – eine erste Bewährungsprobe für das noch recht junge Geschäft. 2008<br />
ging erstmals die Zahl der an den Markt gebrachten Sukuks zurück, aber 2009 erholte sich<br />
der Markt schon wieder. Dennoch sorgte die Situation in Dubai natürlich für Vertrauens -<br />
probleme. 2009 wurden deswegen wohl auch zum ersten Mal seit drei Jahren in der Golf -<br />
region mehr konventionelle Un ternehmens-Bonds als Anleihen nach islamischem Recht<br />
platziert. Eine Absicherung durch einen realen Wert (zum Beispiel eine Immobilie, wie es in<br />
Dubai der Fall war) ist eben auch nur so lange sicher, wie diese realen Werte stabil sind.<br />
Zusätzlich tendieren Investoren in Zeiten finanziellen Stresses oft dazu, neue, noch wenig<br />
erprobte Finanzinstrumente zu meiden, auch wenn sie als risikoaverser gelten. Die Anbieter<br />
von Sukuk haben zusätzlich das Problem, dass sie den Anlegern aufgrund der fehlenden jährlichen<br />
Kupons höhere Renditen bieten müssen. Im Jahr 2009 betrug der Aufschlag zeitweise<br />
bis zu 6 %. So gesehen, werden zwar im Islamischen Bankwesen Finanzmarktpraktiken, die<br />
zu der aktuellen Finanzkrise beigetragen haben, untersagt (zum Beispiel spekulative Finanz -<br />
geschäfte und Kreditderiva te), verhindert hätte es diese aber wohl nicht. Inwieweit sich dieses<br />
noch recht junge Geschäft etabliert und als nachhaltige Alternative beziehungsweise zur<br />
profitablen Portfolio diver sifikation eignet, bleibt abzuwarten. Rechnen sollte man mit einem<br />
Wachstum in Zukunft aber auf jeden Fall.<br />
Islamisches Bankwesen in <strong>Afrika</strong><br />
Obwohl der Schwerpunkt des Islamischen Bankwesens immer noch in Asien und der<br />
Golfregion liegt, kann man nicht ignorieren, dass neben einer Vielzahl von traditionellen<br />
Religionen der unterschiedlichsten Formen die überwiegende Mehrheit der <strong>Afrika</strong>ner dem<br />
Christentum und dem Islam angehört. Ca. 45 % aller <strong>Afrika</strong>ner sind Muslime, wobei der<br />
Islam eher in den nördlichen Ländern des Kontinents, in Westafrika und an den Küsten Ost -<br />
afrikas dominiert. 24 Weltweit stammt knapp ein Viertel aller Muslime aus <strong>Afrika</strong>. Somit bie -<br />
tet der Kontinent mit knapp 500 Mio. Muslimen eine breite Basis für das Islamische Bank -<br />
wesen, das aber natürlich auch für den Rest der über eine Milliarde <strong>Afrika</strong>ner zugänglich ist.<br />
24 Die Hälfte der afrikanischen Muslime spricht aber nicht<br />
Arabisch, sondern eine der vielen Sprachen des Kontinents.<br />
70 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11