Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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2. <strong>Afrika</strong> aus Investorensicht: Aufregende Anlage -<br />
opportunität oder verfehlte Euphorie?<br />
<strong>Afrika</strong> befindet sich in puncto Wachstum, Stand der Regierungsinstitutionen, makroökonomischer<br />
Stabilität sowie Bildung und Gesundheit in einer vergleichbaren Situation wie Südostasien vor 25 bis<br />
30 Jahren. Seither vermochten die asiatischen Staaten enorm an Wirtschaftskraft zuzulegen. Dies,<br />
obwohl die Bewältigung von Krisen und temporären Rückschlägen immer wieder die Geduld der<br />
Anleger beanspruchte. Dieses Szenario scheint auch für <strong>Afrika</strong> plausibel und zeigt den Investoren<br />
die typischen Chancen und Risiken auf, die ein Engagement mit langfristig überdurchschnittlichem<br />
Renditepotenzial mit sich bringt. Die nachfolgenden Fakten sprechen diesbezüglich für sich:<br />
• 53 Länder, ca. eine Milliarde Menschen, etwa 22 % der globalen Landfläche;<br />
• ca. 10 % der weltweiten Ölreserven und rund 8 % der globalen Gasreserven;<br />
• 15 % der Weltagrarfläche;<br />
• <strong>Afrika</strong>s Volkswirtschaften tragen bisher nur etwa 2 % zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei,<br />
jedoch erhöhte sich das BIP-Wachstum im Durchschnitt von 2,7 % im Jahr 1999 auf 6 % im<br />
Jahr 2008;<br />
• Subsahara-<strong>Afrika</strong> wird weiterhin einer der wirtschaftlichen Wachstumsschwerpunkte des Kontinents<br />
bleiben. 1<br />
Aber: <strong>Afrika</strong> verdankt den Großteil dieses Wachstums bislang nicht der Bildung einer wachsenden<br />
Mittelschicht, sondern fast ausschließlich den boomenden Rohstoffmärkten, die die Staatskassen<br />
einiger weniger Öl und Gas exportierender Staaten gefüllt haben. 2<br />
Den Rohstoffreichtum kann man als Vor- und Nachteil zugleich bezeichnen: Zwar wurden<br />
durch den Rohstoffboom in den vergangenen Jahren zahlreiche Investoren angelockt, doch trugen<br />
diese nur in einem geringen Maße zu einer Diversifizierung der Wirtschaft bei. Nach wie vor werden<br />
die wenigsten Metalle oder Agrargüter vor Ort in <strong>Afrika</strong> weiterverarbeitet. Dies geschieht im<br />
großen Rahmen in anderen Schwellenländern wie China, das mit Indien und Brasilien inzwischen<br />
zu den größten Abnehmern von Rohstoffen aus <strong>Afrika</strong> zählt. Diese Länder treiben zudem mit<br />
Nachdruck den Aufbau einer eigenen verarbeitenden Industrie voran. <strong>Afrika</strong> kann in diesem Wett -<br />
bewerb kaum mithalten und muss sich deshalb immer noch mit der Rolle des Rohstofflieferanten<br />
begnügen.<br />
Dennoch besteht hierin auch eine Chance. Gerade weil ca. 80 % der afrikanischen Exporte ei -<br />
nen Rohstoffbezug haben, ist es unabdingbar für die Rohstoffabnehmer, auch in die Infrastruktur<br />
des Kontinents zu investieren. Dabei wird die infrastrukturelle Erschließung der großen Rohstoff -<br />
vorkommen erst durch die Rohstofferlöse möglich gemacht.<br />
Der Aufbau von Infrastruktur (Straßen, Häfen, Flughäfen etc.) wird schon heute oftmals über<br />
ausländische Direktinvestitionen finanziert. Diese haben über die letzten Jahre kontinuierlich zugenommen<br />
und übertreffen schon seit Jahren die Entwicklungshilfe. Auch große und kleine Anleger,<br />
die sich über Fonds und Zertifikate an lokalen Börsen engagieren, investieren deutlich mehr als noch<br />
vor der Jahrtausendwende. Zusätzlich nehmen Überweisungen der steigenden Zahl afrikanischer<br />
1 Vgl. DWS Invest Africa (2009).<br />
2 Vgl. Feldges (2010).<br />
58 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11