Afrika: Strategie 2030 - HWWI
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Die höchsten Attraktivitätswerte in <strong>Afrika</strong> hatten in der Periode 2004–2006: Libyen (0,27), Algerien<br />
(0,20), Tunesien (0,19), Botsuana (0,18), Südafrika (0,18), Angola (0,17), Ägypten (0,17) und Nigeria<br />
(0,16). Dennoch reicht keines dieser Länder derzeit in seiner Attraktivität an die der erfolgreichen<br />
südostasiatischen Entwicklungsländer heran. Die Ursachen dieses Standortnachteils afrikanischer<br />
Länder sind vielschichtig. Von großer Bedeutung sind zum einen die allgemeinen institutionellen<br />
Rahmenbedingungen, zum anderen die unmittelbar businessrelevanten Standortfaktoren.<br />
Die Institutionen werden in zahlreichen Studien als die Achillesferse der afrikanischen Entwick -<br />
lung im Allgemeinen angesehen. 68 Mit Institutionen ist die Gesamtheit aller Regeln gemeint, die in<br />
einer Gesellschaft die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Interaktionen ordnen. Der politischen<br />
Führung eines Landes obliegt es, die grundlegenden formellen gesellschaftlichen Regeln festzulegen<br />
und ihre Einhaltung durchzusetzen, dabei aber zugleich tradierte informelle Regeln zu<br />
respektieren oder – wenn nötig – anzupassen. Die Qualität der Institutionen wird also in hohem<br />
Maße von der Qualität der Regierungsführung (Good Governance) bestimmt.<br />
Good Governance umfasst unter anderem die Schaffung und Gewährleistung von<br />
• grundlegenden demokratischen Rechten,<br />
• politischer Stabilität,<br />
• Regierungseffektivität,<br />
• Regierungsqualität,<br />
• Rechtsstaatlichkeit und<br />
• Korruptionskontrolle.<br />
Diese Spielregeln bestimmen nicht nur den Erfolg oder Misserfolg eines Landes im Allgemeinen;<br />
institutionelle Qualität hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Niveau und die Struktur der<br />
grenzüberschreitenden Wirtschaftsbeziehungen, zum Beispiel in Form von Außenhandel und ADI.<br />
Für ADI sind sie vor allem deshalb hochgradig relevant, weil Institutionen unter anderem die elementaren<br />
Eigentumsrechte definieren und durchsetzen, welche die Investoren zur Einschätzung<br />
ihres Investitionsrisikos und für ein dauerhaft erfolgreiches Engagement im Gastland benötigen.<br />
Darüber hinaus präferieren ADI im Allgemeinen Länder mit stabileren Regierungen, ohne interne<br />
und externe Konflikte und mit möglichst hoher Rechtssicherheit, wie empirische Untersuchungen<br />
bestätigt haben. 69<br />
Insgesamt weisen viele afrikanische Länder jedoch eine schwache relative institutionelle Qualität<br />
auf, wie die Good-Governance-Daten der Weltbank in Tabelle 6 zeigen. <strong>Afrika</strong>s Werte liegen bei<br />
allen Indikatoren unterhalb des internationalen Durchschnitts, während Südostasien mit seinen<br />
wirtschaftlich so erfolgreichen Schwellenländern bei vier der sechs Indikatoren eine überdurchschnittliche<br />
Regierungsführung zeigt. An diesem institutionellen Standortnachteil <strong>Afrika</strong>s hat sich<br />
auch in den letzten zehn Jahren kaum etwas geändert. Entsprechend schwach war und ist die Nei -<br />
gung ausländischer Investoren, in <strong>Afrika</strong> zu investieren.<br />
68 Vgl. z.B. Busse et al. (2007).<br />
69 Vgl. Busse/Hefeker (2007); Osakwe/Dupasquier (2005).<br />
40 Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11