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Afrika: Strategie 2030 - HWWI

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4.2 Mikrofinanz: Kleinstkredite und mehr<br />

4.2.1 Die Initialzündung<br />

Vater der Mikrokredite ist Muhammad Yunus, Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesh und<br />

Grün der der Grameen Bank. Yunus entwickelte im Jahr 1976 ein Mikrofinanzprojekt, das ur -<br />

sprüng lich Kleinstunternehmerinnen vor Kredithaien schützen sollte. Begonnen haben soll es mit<br />

einem Mikrokredit in Höhe von 27 US-Dollar an eine kleine Dorfgemeinschaft in Bangladesh. Dort<br />

kam es wohl zur Initialzündung, als Yunus einer Korbflechterin begegnete, die ihm vor Augen führte,<br />

dass schon kleinste Summen reichen können, um extreme Armut zu bekämpfen. Die Korb -<br />

flechterin fertigte Stühle und Hocker aus Bambus, konnte den dafür benötigten Rohstoff jedoch<br />

nicht bezahlen, sondern lieh sich das Geld hierfür von einem Händler, der im Gegenzug ihre<br />

Produkte vertrieb. Sie selbst sah nur einen Bruchteil des Gewinns, den Großteil erhielt der Händler.<br />

Dabei reichten der Frau damals schon besagte 27 US-Dollar, um den Bambus erstmalig selbst zu<br />

kaufen und ihr Geschäft ab da finanziell allein weiterbetreiben zu können.<br />

Damit war den Überlieferungen zufolge die Idee der Mikrokredite geboren und aus der Initial -<br />

zündung ist die Grameen Bank (übersetzt: dörfliche Bank) entstanden, die mittlerweile zum größten<br />

Mikrofinanzinstitut der Welt geworden ist. Seit ihrer Gründung hat sich aus dem 27-Dollar-<br />

Kredit ein Mikrofinanzinstitut mit 2 563 Filialen und 23 275 Mitarbeitern entwickelt. Die Grameen<br />

Bank erreicht heute 81 343 Dörfer und hat über 8 Mio. Kunden, von denen 97 % Frauen sind. Seit<br />

ihrer Gründung 1976 hat die Grameen Bank ein Mikrokreditvolumen von insgesamt über 8,96<br />

Mrd. US-Dollar vergeben. 27<br />

Studien zufolge hat seither jeder zweite Grameen-Kunde mit einem eigenen Unternehmen den<br />

Sprung aus der Armut geschafft. Die Reihe der Kreditnehmer ist dabei genauso bunt wie die Palette<br />

der gegründeten Kleinstunternehmen. In erster Linie sind dies beispielsweise Bauern, Fischer und<br />

Hirten sowie Straßenhändler, Marktfrauen, Schneiderinnen und (Gar-)Köchinnen, die mithilfe des<br />

Mikrokredits ein eigenes kleines Unternehmen starten.<br />

4.2.2 Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Dem Ziel, die Armut auszurotten, ist man in den vergangenen Jahren – neben Spenden und Ent -<br />

wicklungshilfe – durch die Bereitstellung von Mikrokrediten einen entscheidenden Schritt nä her<br />

gekommen. So ist Schätzungen der Weltbankorganisation »Consultative Group to Assist the Poor«<br />

(CGAP) zufolge die Existenz von 80 % aller Unternehmen in Entwicklungsländern darauf zu rück -<br />

zuführen, dass diese in der Vergangenheit einen Mikrokredit und damit die Chance erhalten haben,<br />

sich aus eigener Initiative aus der Armut befreien zu können.<br />

Zurück geht die Idee der Mikrofinanz zwar wie beschrieben bereits auf die 70er-Jahre. In den<br />

Fokus der breiten Öffentlichkeit kam der Begriff Mikrofinanz aber erst, als Yunus und die Grameen<br />

Bank 2006 gemeinsam den Friedensnobelpreis für ihre Unterstützung der Ärmsten der Armen<br />

27 Vgl. Grameen Bank (2010).<br />

Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />

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