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Afrika: Strategie 2030 - HWWI

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Exkurs: Islamisches Bankwesen<br />

Während es im Jahr 1975 weltweit nur eine offiziell registrierte Islamische Bank (in Ägyp -<br />

ten) gab, zählen wir heute schon über 300 IFIs (Islamische Finanzinstitutionen) in über<br />

75 Ländern und über 300 Scharia 20 -konforme Anlagefonds. Aktuell sind über 800 Mrd. US-<br />

Dollar im Bereich »Islamic Banking« investiert, eine Steigerung von fast 600 % seit dem Jahr<br />

2000. Gemäß Prognosen soll im Jahr 2010 eine Billion US-Dollar erreicht werden und noch<br />

optimistischere Schätzungen gehen davon aus, dass über die nächsten fünf Jahre 4 Billionen<br />

US-Dollar im Islamischen Bankwesen investiert sein werden. Doch was unterscheidet »Isla -<br />

mic Banking« vom konventionellen Bankwesen?<br />

Grundlagen des »Islamic Banking«<br />

Eine der wichtigsten Besonderheiten im Islamischen Bankwesen ist das Zinsverbot. Im Koran<br />

wird unmissverständlich festgestellt, dass der Handel zwar erlaubt, Wucherzinsen jedoch verboten<br />

sind. Ursprünglich bezog sich dieses Verbot dabei auf die Geschäftsusance, die Schul -<br />

densumme bei Notkrediten, die zum Beispiel bei Missernten aufgenommen werden mussten,<br />

im Falle der Säumnis zu verdoppeln. Dies trieb viele Schuldner nicht nur in den Ruin, sondern<br />

oftmals auch in die Sklaverei.<br />

Später führte die Interpretation dieses Verbots zu dem Konsens, dass Kreditverträge nicht<br />

erlaubt sein sollen, die vorher festgesetzte Zinsen bzw. Kapitalzuwächse beinhalten. 21 Als<br />

Zins ersatz haben sich prozentuale Gewinnbeteiligungen entwickelt, zum Beispiel Anteile an<br />

der Miete eines mit Krediten oder Anleihen finanzierten Gebäudes. Des Weiteren sind auch<br />

Spekulationen und Gewinnbeteiligungen ohne materiellen Basiswert untersagt. Glücksspiel<br />

ist ebenso wie die Investition in Alkoholherstellung und -vertrieb, Prostitution, Pornografie<br />

sowie in die Verarbeitung von und den Handel mit Schweinefleisch verboten.<br />

Sukuk<br />

Eines der aktuellen Zugpferde unter den Scharia-konformen Produkten sind Sukuk, islamische<br />

Anleihen, bei denen keine Zinsen auf das angelegte Kapital gezahlt werden. 2008 wurden<br />

zwischen 14 und 43 Mrd. US-Dollar an Sukuk in 177 Transaktionen ausgegeben. 2003<br />

waren es hingegen nur knapp 6 Mrd. US-Dollar. 22 Aktuell sind weltweit ca. 90–150 Mrd. US-<br />

Dollar an Sukuk ausgegeben. Der wachsenden Investorenbasis geht es dabei immer mehr<br />

auch um die risikoaversen Investments als um die religiöse Struktur. 23 Dubai Ports World war<br />

daher im Juni 2007 auch der erste islamische Bond, der im Einklang mit US-Standards, die<br />

es US-Anlegern erlauben, in Unternehmenswertpapiere der Vereinigten Arabischen Emirate<br />

zu investieren, ausgegeben wurde. Dubai Ports World ist eine Tochtergesellschaft des Staats -<br />

konzerns Dubai World, der noch im Dezember 2009 die Finanzwelt mit einem sechsmona-<br />

Kasten 4 20 Schari’a, eingedeutscht Scharia, ist das religiös legitimierte,<br />

unabänderliche Gesetz des Islam. Die Pluralform bezeichnet<br />

alle einzelnen darin enthaltenen Vorschriften.<br />

21 Vgl. Leipold (2010).<br />

22 Aufgrund der aktuell noch undurchsichtigen Datenlage<br />

schwanken die Berechnungen leider sehr stark. Ein<br />

grundsätzlicher Trend lässt sich aber dennoch feststellen.<br />

23 So platzierte General Electric 2009 als erstes westliches<br />

Unternehmen einen Sukuk über 500 Millionen US-Dollar.<br />

Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 11<br />

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