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FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK

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124 verNeTZuNg, KooPerATIoN uNd ForTBILduNg<br />

ForTBILduNg Zur THeMATIK FrAueNHANdeL 125<br />

2. Fortbildungen für die Justiz<br />

die deutsche richterakademie mit tagungsstätten in trier und Wustrau, die der<br />

Fortbildung von richtern/innen und staatsanwälten/innen dient, veranstaltet<br />

regelmäßig auch tagungen zum thema Menschenhandel, die z.t. auch ausländischen<br />

Juristen/innen offenstehen. Meist wird auch eine Vertreterin der Fachberatungsstellen<br />

oder des <strong>KOK</strong> e.V. als dozentin eingeladen, die in ihrem Beitrag<br />

die Opferperspektive einbringen kann. in diesem Kontext ist jedoch insbesondere<br />

die Funktion der Betroffenen als Zeuginnen im ermittlungs- und strafverfahren<br />

relevant.<br />

im Vorfeld der eu-Osterweiterung führte auch die europäische rechtsakademie<br />

(era) in trier Fortbildungen zum thema Menschenhandel durch. Gemäß<br />

ihres Profils stehen dabei Verständnis und anwendung des eu-rechts im Vordergrund.<br />

im Jahre 2004 wurde z.B. ein seminar zur auseinandersetzung mit Fortschritten<br />

in der Bekämpfung des Menschenhandels im Zusammenhang mit der<br />

umsetzung des eu-rahmenbeschlusses veranstaltet, bei dem auch Vertreter/innen<br />

von nichtregierungsorganisationen referierten. 184<br />

Berufsverbände und Zusammenschlüsse bzw. interessenvertretungen der Berufsgruppen<br />

(z.B. deutscher Juristinnenbund e.V.) bieten in einzelfällen auch<br />

Fortbildungen für ihre Mitglieder an, vor allem aber werden stellungsnahmen zu<br />

Gesetzesinitiativen und -änderungen abgegeben.<br />

in Kooperation mit der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz führte die Fachberatungsstelle<br />

sOlWOdi e. V. im Jahr 2005 zwei schulungen für staatsanwälte/innen<br />

und richter/innen durch – Fortbildungsmaßnahmen, die Bestandteil eines aGis-<br />

Projektes 185 waren und der erprobung der entwickelten curricula dienten. inhaltliche<br />

schwerpunkte, die vorab gemeinsam festgelegt und auf die Bedürfnisse der<br />

Juristen/innen abgestimmt wurden, waren »Opferbezogene deliktshintergründe«,<br />

die auswirkungen traumatischer ereignisse und die Zusammenarbeit gemäß Kooperationskonzept.<br />

3. Fortbildungen für die Fachberatungsstellen<br />

angebote z.B. von Bildungseinrichtungen, die sich ausschließlich an Mitarbeiterinnen<br />

der Fachberatungsstellen für Betroffene des Menschenhandels und andere<br />

nichtstaatliche Organisationen richten und die entsprechenden themen aufgreifen,<br />

sind selten. Möglichkeiten einer intensiven, wenn auch nicht spezifischen, Weiterbildung<br />

zur »Prozessbegleiterin« und insbesondere zur »traumaberaterin« bieten<br />

unterschiedliche träger an – der zeitliche und finanzielle aufwand ist jedoch meist<br />

von den teilnehmerinnen zu erbringen.<br />

die initiierung adäquater schulungen bleibt somit meist den Fachberatungsstellen<br />

überlassen. die durchführung in den händen einzelner Organisationen<br />

erfordert jedoch finanzielle, zeitliche und personelle ressourcen, die oft nicht<br />

ausreichend zur Verfügung stehen. andererseits initiieren die einzelnen Fachbe-<br />

184 http://www.era.int/web/de/html/nodes_main/4_2127_474/archives/conferences_2004/5_1796_1007.htm<br />

185 international centre for Migration Policy development (icMPd) (2006).<br />

anti-trafficking training Material for Judges and Prosecutors training Material for Judges and Prosecutors in eu Member states<br />

and accession and candidate countries. Wien<br />

(http://www.icmpd.org/830.html?&tx_icmpd_pi2%5Bdocument%5d=591&chash=b924d5382e<br />

ratungsstellen Fachtagungen, die der – auch interdisziplinären – Zusammenarbeit<br />

dienen und ein wichtiges standbein im Kontext der jeweiligen Öffentlichkeits-<br />

und lobbyarbeit sind. Oft steht dabei jedoch weniger die schulung der Mitarbeiterinnen<br />

der Fachberatungsstellen im Vordergrund als vielmehr die Verbesserung<br />

der grenz- und berufsgruppenübergreifenden Vernetzung (z.B. Kobra, hannover<br />

und la strada/Polen 2006 186 )<br />

die jährlichen Vernetzungstreffen für die Mitgliedsorganisationen des <strong>KOK</strong> e. V.<br />

dienen neben dem kollegialen austausch auch der Fortbildung. Gemäß den Bedürfnissen<br />

der Mitglieder werden themenschwerpunkte festgelegt und geeignete<br />

referenten/innen eingeladen.<br />

im Januar 2006 veranstaltete der <strong>KOK</strong> e. V. eine Klausurtagung mit Vertreter/<br />

innen, der Ministerien, der Bund-länder-arbeitsgruppe Frauenhandel, der Polizei<br />

und der Fachberatungsstellen mit dem Ziel, die interdisziplinäre Kooperation<br />

zu intensivieren und die Finanzierung (der Opfer und der Fachberatungsstellen)<br />

zu sichern. Bei diesem länder- und berufsübergreifenden Fachaustausch wurden<br />

ergebnisse erarbeitet, die als ausgangsbasis für den zukünftigen austausch auf<br />

Bundes- und länderebenen bewertet wurden. Vor allem einigten sich die teilnehmer/innen<br />

auf die notwendigkeit der rechtlichen Verankerung der in vielen Kooperationskonzepten<br />

aufgeführten Maßnahmen, wie Bedenk- und stabilisierungsfrist<br />

für Opfer, Zugang zu arbeitsmarkt und beruflicher Weiterqualifikation sowie die<br />

verbindliche Zusicherung einer Prozessbegleitung durch Fachberatungsstellen. 187<br />

Über aktuelle entwicklungen werden die Mitarbeiterinnen der Fachberatungsstellen<br />

kontinuierlich durch den <strong>KOK</strong> e. V. informiert. neue rechtliche oder politische<br />

Vorgaben und die Probleme der anwendung oder umsetzung werden in<br />

vom <strong>KOK</strong> e.V. in auftrag gegebenen expertisen abgehandelt und stehen im internet<br />

auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung 188 .<br />

4. defizite und Handlungsbedarf<br />

angesichts der Komplexität der thematik Frauenhandel/Menschenhandel, der<br />

Veränderungen – nicht nur im rechtlichen Bereich 189 – und der notwendigkeit der<br />

interdisziplinären Zusammenarbeit ist offensichtlich, dass die bestehenden Fortbildungsangebote<br />

insgesamt betrachtet weder in quantitativer noch in qualitativer<br />

hinsicht ausreichend sind.<br />

seminare werden nur punktuell und manchmal parallel durchgeführt, so dass<br />

synergieeffekte nicht genutzt werden. Gleichzeitig fehlt häufig der erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Veranstalter/innen, und eine evaluation der einzelnen Maßnahmen<br />

unterbleibt.<br />

im rahmen der Möglichkeiten kann häufig nur Basiswissen vermittelt werden,<br />

aufbaumodule, die der schulung von Fachpersonal der involvierten Berufsgruppen<br />

und der Vertiefung der thematik dienen, sind selten.<br />

186 http://www.kobra-beratungsstelle.de/downloads/dokumentation_Menschenhandel_in_Polen_und_deutschland.pdf<br />

187 <strong>KOK</strong>-newsletter 3/2006 http://www.kok-buero.de/data/Medien/2006_03_kok_news.pdf?PhPsessid=dcff4c65be8f9d0ab10<br />

4ab2f8dd17eae<br />

188 Publikationen des <strong>KOK</strong> : http://www.kok-buero.de/index.php?idcat=161&lang=1<br />

189 unter anderem wären beispielsweise nach der strafrechtsänderung und der einführung des straftatbestandes »Menschenhandel<br />

zum Zweck der ausbeutung der arbeitskraft« im Jahr 2005 für alle Berufsgruppen Fortbildungen in diesem Bereich notwendig,<br />

auch weil sich die bisherigen erkenntnisse und erfahrungen nicht ohne weiteres übertragen lassen<br />

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