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FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK

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140 <strong>IN</strong>TerNATIoNALeS<br />

dIe <strong>IN</strong>TerNATIoNALe LoBBYArBeIT deS KoK 141<br />

Katrin Adams<br />

dIE IntERnatIonalE lobbyaRbEIt dEs KoK E.V.<br />

Einleitung<br />

Frauen- bzw. Menschenhandel ist oftmals ein grenzüberschreitendes Phänomen.<br />

Um dafür einzutreten, dass die Menschenrechte der von Frauenhandel Betroffenen<br />

gewährleistet werden, ist die internationale Lobby- und Vernetzungsarbeit für eine<br />

Koordinierungsstelle wie den <strong>KOK</strong> e.V. sehr bedeutsam. Dieses schlägt sich in der<br />

Arbeit der Fachberatungsstellen und der Lobbyarbeit des <strong>KOK</strong> in zwei Aspekten<br />

besonders nieder.<br />

Viele Frauen werden im Ausland sexuell oder in ihrer Arbeitkraft ausgebeutet. 253<br />

Sobald sie sich aus ihrer Zwangsituation lösen und im Idealfall danach von einer spezialisierten<br />

Fachberatungsstelle betreut werden, stellt sich die Frage, wie eine Frau<br />

nach dem Verlassen der Bundesrepublik in ihrem Heimatland weiter betreut werden<br />

kann. 254 Dazu ist die Vernetzung zwischen den deutschen Fachberatungsstellen und<br />

denen in den Herkunftsländern absolut notwendig.<br />

Für eine nationale Koordinierungsstelle wie den <strong>KOK</strong>, der sich unter anderem zum<br />

Ziel gesetzt hat, dafür einzutreten, dass sich die Situation von Betroffenen von Frauenhandel<br />

auch auf internationaler Ebene verbessert, ist es zudem äußerst wichtig,<br />

seine Erfahrungen und die seiner Mitgliedsorganisationen in die Lobby- und Vernetzungsarbeit<br />

auf internationaler Ebene einzubringen.<br />

Im Folgenden soll zur Veranschaulichung dieser beiden Punkte erstens die Vernetzungsarbeit<br />

des <strong>KOK</strong> mit dem La Strada Netzwerk als gutes Beispiel für eine gelungene<br />

Kooperation zwischen Fachberatungsstellen beschrieben werden. In einem<br />

zweiten Teil folgt eine Darstellung, wie eine Vernetzungsstelle wie der <strong>KOK</strong> auf die<br />

Umsetzung von europäischen Vorschriften und der Vorgaben der UN Frauenrechtskonvention<br />

in das nationale Recht der Bundesrepublik Einfluss nehmen kann.<br />

Internationale nGo-Vernetzung: beispiel la strada<br />

Das La Strada-Netzwerk wurde 1995 gegründet und hat seine Geschäftsstelle in<br />

Amsterdam. Es gibt heute neun La Stradas, d.h. Fachberatungsstellen, die unabhängige<br />

Beratung und Betreuung für Betroffene von Frauenhandel anbieten und sich einem<br />

bestimmten Standard verschrieben haben: in Bosnien, Bulgarien, Mazedonien,<br />

Moldawien, den Niederlanden, Polen, Tschechien, Ukraine und Weißrussland 255 . Die<br />

La Strada-Organisationen sind Fachberatungsstellen und Frauenrechtsorganisationen,<br />

die mit Betroffenen des Menschenhandels arbeiten und sich für die Bekämpfung<br />

von Menschenhandel einsetzen.<br />

Für die Fachberatungsstellen in der Bundesrepublik sind die Kontakte zu den La<br />

Stradas für die konkrete Arbeit bedeutsam. Die meisten Frauen, die nach Deutsch-<br />

253 Vgl. zum Beispiel »Lagebericht Frauenhandel«, zu finden unter www.bka.de<br />

254 Dabei wünschen einige Frauen die Rückreise, andere müssen aufgrund der Bestimmungen des Aufenthaltsrechtes die Bundesrepublik<br />

verlassen.<br />

255 Für mehr Informationen siehe die Internetseiten von la Strada International unter: http://www.lastradainternational.org; die Kriterien für eine<br />

Mitgliedschaft des La Strada-Netzwerkes sind unter http://www.lastradainternational.org/documents/Membership_Criteria.pdf zu finden.<br />

land gehandelt werden, stammen aus mittel- und osteuropäischen Ländern und einige<br />

aus den Ländern, in denen eine La Strada-Organisation tätig ist. Viele von den<br />

Betroffenen wünschen eine sofortige Rückkehr in ihr Heimatland, andere erhalten<br />

keine Aufenthaltserlaubnis und müssen aus Deutschland ausreisen. In Zusammenarbeit<br />

mit den La Stradas in den Heimatländern wird gewährleistet, dass die betroffene<br />

Frau sicher und gut in ihr Heimatland zurückkehren kann und auch dort nach ihren<br />

Wünschen und Bedürfnissen weiter betreut wird.<br />

Der <strong>KOK</strong> steht als Dachorganisation in regelmäßigem Kontakt und im Austausch<br />

mit der Geschäftsstelle von La Strada. Auch auf den zweijährigen internationalen<br />

»Platform Meetings« (Vernetzungstreffen), die La Strada organisiert, hat der <strong>KOK</strong> in<br />

der Vergangenheit bereits teilgenommen und die Erfahrungen aus Deutschland in<br />

die dort diskutierten Themen eingebracht. Das letzte dieser Treffen fand im Oktober<br />

2007 in Skopje, Mazedonien, statt. 256 Dort konnten sich die <strong>KOK</strong>- Vertreterinnen mit<br />

ihren Kolleginnen austauschen, die gemeinsame Arbeit abstimmen, Kooperationen<br />

vertiefen und viele Impulse mitnehmen.<br />

Die gute Zusammenarbeit schlug sich auch in dem von La Strada erarbeiteten<br />

und vom <strong>KOK</strong> mitgetragenen Statement »Time for Action« anlässlich des ersten<br />

Tages der Europäischen Union gegen Menschenhandel am 18.10.2007 nieder. 257<br />

Dieses Dokument wurde an diesem Tag bei einer Konferenz in Brüssel als Input von<br />

Nichtregierungsorganisationen vorgestellt und enthält wichtige Anregungen für die<br />

Mitgliedsstaaten und die Europäische Union hinsichtlich der Implementierung bestehender<br />

europäischer Ansätze und deren Weiterführung, wobei im Mittelpunkt die<br />

Verwirklichung der Menschenrechte der von Frauenhandel Betroffenen steht.<br />

lobbyarbeit zur Eu-opferschutzrichtlinie<br />

Innerhalb der Europäischen Union gibt es Anstrengungen, die einzelstaatlichen Bemühungen<br />

zur Bekämpfung des Frauenhandels zu vereinheitlichen. Bedeutsam war<br />

dabei die Verabschiedung der Richtlinie 2004/81/EG über die Erteilung von Aufenthaltstiteln<br />

an Drittstaatsangehörige. 258<br />

Die gebotene Umsetzung dieser Richtlinie in das Recht der Bundesrepublik, insbesondere<br />

in das Zuwanderungsgesetz, wurde von den Mitgliedsorganisationen<br />

des <strong>KOK</strong> zum Anlass genommen, ihre Erfahrungen in Bezug auf Aufenthaltstitel und<br />

Betreuungsstandards zu sammeln und zu analysieren. Darauf aufbauend verfasste<br />

der <strong>KOK</strong> zwei ausführliche Stellungnahmen, die die rechtliche Situation im Hinblick<br />

auf die Praxis analysieren. 259 Diese waren an die politischen Entscheidungsträger<br />

wie das deutsche Parlament, einzelne Abgeordnete, den Innenausschuss und den<br />

Menschenrechtsausschuss des Bundestages sowie die relevanten Ministerien gerichtet<br />

und enthielten eine konkrete Beschreibung der existierenden Defizite sowie<br />

Empfehlungen für eine richtlinienkonforme Umsetzung entsprechend der Bedürfnisse<br />

und dem Schutz der betroffenen Frauen. Die Empfehlungen bezogen sich im We-<br />

256 Das Treffen trug den Titel »Responding to root causes and creating equal opportuntities«. Insgesamt nahmen dort VertreterInnen von 30<br />

NGOs teil, um die Vernetzung und Kooperation zu stärken, Best-Practices auszutauschen sowie den zukünftigen Austausch und die Zusammen-<br />

arbeit zu planen.<br />

257 Siehe unter anderem: http://www.kok-buero.de/data/Medien/331-18OctoberNGOstatement-final1.pdf<br />

258 Der Text der Richtlinie ist zum Beispiel unter http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri= OJ:L:2004:261:0019:0023:DE:PDF<br />

zu finden.<br />

259 Stellungnahmen <strong>KOK</strong> http://www.kok-buero.de/index.php?idcat=26&lang=1<br />

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