FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK
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barungen werden bis heute, unter anderem durch eine entwurfsvorlage der Bundländer-arbeitsgruppe,<br />
gefördert, und sie entstehen in immer mehr Bundesländern.<br />
allerdings werden sie von einigen Fachberatungsstellen durchaus auch mit skepsis<br />
betrachtet; die argumentieren, dass die Partner nicht völlig gleichberechtigt sind,<br />
und befürchten unter druck gesetzt werden zu können. insgesamt jedoch hat sich<br />
das Modell der Kooperationsvereinbarungen durchgesetzt und wird mittlerweile<br />
sogar über den deutschen raum hinaus als Best Practice Modell betrachtet.<br />
durch das zunehmende einbeziehen der Fachberatungsstellen – die stets anmahnten,<br />
den Fokus auf die Bedürfnisse und interessen der Frauen zu richten – in<br />
die identifikation und Betreuung von Betroffenen von Frauenhandel konnten mit<br />
den Jahren wichtige konkrete Verbesserungen für die Zielgruppe erreicht werden.<br />
hervorzuheben ist etwa die einführung einer Bedenkfrist, die potenziell Betroffenen<br />
von Frauenhandel die Möglichkeit gibt, sich zumindest vier Wochen lang<br />
in die Betreuung einer Beratungsstelle zu begeben, um sich zu informieren und<br />
ein wenig zur ruhe zu kommen, bevor sie die entscheidung treffen müssen, ob sie<br />
sich als Zeuginnen zur Verfügung stellen. dabei darf allerdings nicht unerwähnt<br />
bleiben, dass die handlungsmöglichkeiten der Frauen äußerst beschränkt blieben:<br />
entschieden sie sich gegen eine aussage, stand ihnen meist die ausweisung aus<br />
deutschland bevor. im heimatort aber hatten sie sich oft verschuldet, um die Vermittlung<br />
bezahlen und die reise nach deutschland antreten zu können; außerdem<br />
war ihre adresse häufig den täterinnen bekannt, so dass die Frauen und ihre Familien<br />
weitere Übergriffe fürchten mussten. Zusätzlich erwies sich die Frist von<br />
vier Wochen als zu kurz.<br />
eine weitere Verbesserung stellten die neu ins leben gerufenen rückkehrprogramme<br />
dar, mit denen es möglich wurde, die rückreise von Frauen zu finanzieren<br />
und ihnen kleine Geldbeträge für die erste Zeit zur Verfügung zu stellen.<br />
und im Jahr 1999 hatten die Fachberatungsstellen dann auch eines ihrer ersten<br />
Ziele erreicht: der dachverband <strong>KOK</strong> wurde gegründet und eröffnete zunächst ein<br />
Büro in Potsdam, von wo aus er im Jahr 2006 nach Berlin umsiedelte. Finanziert<br />
wurde und wird der <strong>KOK</strong> bis heute zum größten teil durch das Bundesministerium<br />
für Familie, senioren, Frauen und Jugend (BMFsFJ).<br />
Ziele und arbeit des KoK<br />
der <strong>KOK</strong> engagiert sich auf regionaler, nationaler und internationaler ebene mit<br />
dem Ziel, Frauenhandel zu bekämpfen und die Menschenrechte von Frauen im<br />
Migrationsprozess einzufordern. 2 dabei wird Frauenhandel im Kontext von Migration<br />
definiert, die häufig durch armut, Krisen oder politisch-ökonomische<br />
umbruchprozesse, aber auch durch den simplen Wunsch, ein anderes land kennenzulernen,<br />
entsteht.<br />
als einziges bundesweites netzwerk mit diesem Fokus fungiert der <strong>KOK</strong> als<br />
schnittstelle zwischen Fachberatungsstellen, Politik, Öffentlichkeit und weiteren<br />
akteurinnen. er vertritt die politischen und gesellschaftlichen interessen der Mitgliedsorganisationen<br />
und hat die aufgabe, die regionalen Kräfte auf bundesweiter<br />
ebene zu vernetzen und zu stärken. dies wird gewährleistet durch den regelmä-<br />
2 die angaben in diesem abschnitt sind der internetseite des <strong>KOK</strong> entnommen: www.kok-buero.de. dort findet sich eine Vielzahl<br />
an weitergehenden informationen, Veröffentlichungen und links.<br />
ßigen informations- und erfahrungsaustausch, durch gemeinsame aktionen sowie<br />
themenbezogene Bildungsangebote. der <strong>KOK</strong> leistet außerdem lobbyarbeit<br />
auf nationaler und internationaler ebene, um politische Forderungen in Gesetzgebungs-<br />
und entscheidungsprozesse einzubringen. Zu den weiteren aufgaben gehören<br />
der aufbau und die Pflege bi- und multilateraler Kontakte sowie der fachliche<br />
austausch und die Kooperation mit anderen internationalen Frauen- und Menschenrechtsorganisationen.<br />
im einzelnen können die Ziele der arbeit des <strong>KOK</strong> wie folgt benannt werden:<br />
• die Bekämpfung des Frauenhandels auf allen ebenen<br />
• die abschaffung der rassistischen und sexistischen diskriminierung von<br />
Migrantinnen<br />
• der würdevolle umgang mit Frauen, die Opfer von Menschenhandel<br />
geworden sind<br />
um diese Ziele zu erreichen stellt der <strong>KOK</strong> die nachstehenden Forderungen auf:<br />
• die Förderung eines öffentlichen Bewusstseins für das thema Frauenhandel<br />
und für die Probleme der legal und illegal eingereisten und ausgebeuteten<br />
Frauen<br />
• die anerkennung von Frauenhandel als Menschenrechtsverletzung und die<br />
Verurteilung von Frauenhandel als Gewalt gegen Frauen<br />
• die rechtliche und soziale Gleichstellung von Migrantinnen und deutschen<br />
Frauen<br />
• die dauerhafte Verbesserung der lebensverhältnisse von illegal<br />
und legal nach deutschland eingereisten und wirtschaftlich und sexuell<br />
ausgebeuteten Migrantinnen<br />
• die herstellung eines eigenständigen aufenthaltsrechts für ehefrauen ab<br />
dem Zeitpunkt der eheschließung<br />
• die soziale Gleichstellung von Prostituierten<br />
die schwerpunkte der praktischen arbeit des <strong>KOK</strong> sind eng mit der durchsetzung<br />
der Ziele verknüpft. der <strong>KOK</strong> recherchiert und bündelt informationen zu<br />
den themen, die im Zusammenhang mit Frauenhandel und Gewalt gegen Migrantinnen<br />
aktuell und relevant sind. er verfasst stellungnahmen und bringt den<br />
handlungsbedarf in Gremien, Politik und Öffentlichkeit ein.<br />
in der Folge findet sich ein kurzer Überblick der arbeitsbereiche:<br />
• Förderung der Kooperation der Fachberatungsstellen bundesweit und<br />
international:<br />
· informations- und fachlicher austausch der Fachberatungsstellen auf<br />
Bundesebene<br />
· Kontaktaufnahme, -pflege und Vernetzung mit nichtregierungs- und<br />
Menschrechtsorganisationen auf internationaler ebene<br />
• Öffentlichkeits- und sensibilisierungsarbeit:<br />
· Medienarbeit und Pressekonferenzen<br />
· Veröffentlichungen<br />
· politische aktionen und Kampagnen<br />
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