09.01.2013 Aufrufe

FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK

FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK

FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

160 ZuSAMMeNFASSuNgeN uNd PerSPeKTIveN<br />

ZuSAMMeNFASSuNg uNd PerSPeKTIveN 161<br />

• es sollte gewährleistet werden, dass die Beraterinnen und<br />

sprachmittlerinnen durch Fortbildung und supervision für die Betreuung<br />

traumatisierter Frauen qualifiziert werden.<br />

• einführung des Zeugnisverweigerungsrechts für Mitarbeiterinnen von<br />

Fachberatungsstellen,<br />

• nachhaltige finanzielle absicherung des <strong>KOK</strong> e.V.<br />

dies zeigt, dass für eine bedarfsgerechte unterstützung von Betroffenen von Menschenhandel<br />

eine Vielzahl von Faktoren wichtig ist, die in politische und praktische<br />

Maßnahmen und strategien eingebunden werden müssen. nur im Zusammenwirken<br />

dieser Faktoren ist es für alle relevanten akteurinnen möglich, effektiv<br />

im sinne der Betroffenen zu handeln.<br />

<strong>KOK</strong> e. V.<br />

scHlusswoRt<br />

Wie diese dokumentation darstellt, ist das Phänomen Menschenhandel ein komplexes,<br />

vielschichtiges und kontrovers diskutiertes themengebiet. in die unterstützung<br />

Betroffener und die Bekämpfung des Menschenhandels ist eine Vielzahl<br />

verschiedener akteurinnen eingebunden. im interesse und für das Wohl der Betroffenen<br />

sind ein kontinuierlicher austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen diesen akteurinnen unverzichtbar.<br />

der <strong>KOK</strong> e.V. spielt hierbei als bundesweit einzige Vernetzungsstelle mit dem<br />

Fokus Menschenhandel eine wichtige rolle. Wir verstehen uns als schnittstelle<br />

zwischen den Fachberatungsstellen, lobbyorganisationen und anderen Menschenrechtsorganisationen<br />

und der politischen-, behördlichen- und strafverfolgungsebene.<br />

die stetige rückkopplung mit der Praxis ermöglicht es dem <strong>KOK</strong>, sich aktiv<br />

in politische und gesellschaftliche Prozesse einzubringen, um unmittelbar die<br />

interessen der Betroffenen vertreten zu können. diese ansicht vertritt auch die<br />

Bundesregierung, die in ihrem zweiten aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt<br />

gegen Frauen feststellt: [auch] »Politik und Verwaltung profitieren von dem Fachverstand<br />

der einrichtungen und erhalten so einblick in die realität der Betroffenen.<br />

Gleichzeitig können über die Vernetzungsstellen wichtige informationen in<br />

das hilfesystem eingegeben werden«. 293<br />

des Weiteren ist die Zusammenarbeit auf internationaler ebene von gro-<br />

ßer Wichtigkeit. internationale Übereinkommen wie die europaratskonvention<br />

(ets nr. 197), in der erstmals der Fokus nicht nur auf die strafverfolgung gelegt<br />

wird, sondern auch den notwendigen Maßnahmen des Opferschutzes rechnung<br />

getragen wird, sind begrüßenswerte schritte zur Bekämpfung gegen Menschenhandel.<br />

denn viele politische Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Menschenhandels<br />

beitragen sollen, reduzieren sich auch heute noch auf die strafverfolgung<br />

und auf migrationsbeschränkende Maßnahmen. die strafrechtliche Verfolgung<br />

293 BMFsFJ 2007: 42<br />

der täterinnen ist unumstritten ein äußerst wichtiger aspekt, jedoch dürfen dabei<br />

nicht die Betroffenen aus dem Blickfeld geraten. der schutz der Betroffenen muss<br />

im Mittelpunkt stehen und darf sich nicht darauf reduzieren, einzig zum Ziel zu<br />

haben, verwertbare Zeuginnenaussagen für die strafverfolgung zu erhalten. um<br />

wichtige dokumente wie die europaratskonvention in den europäischen ländern<br />

auch zu implementieren und Prozesse anzustoßen, die bestehende defizite beheben,<br />

bedarf es verstärkt der internationalen Vernetzung von nichtregierungsorganisationen<br />

und anderen relevanten akteurinnen.<br />

Menschenhandel ist eine eklatante Verletzung der Menschenrechte, und die Betroffenen<br />

müssen jegliche notwendige unterstützung und ausreichenden schutz<br />

erhalten. Zudem müssen aber neben den symptomen auch die ursachen stärker<br />

in den Blick genommen werden, um Frauenhandel wirklich wirksam bekämpfen<br />

zu können. die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen in den herkunftsländern,<br />

die nachfrage nach billiger arbeitskraft in deutschland sowie die<br />

sehr eingeschränkten legalen Zugangsmöglichkeiten zum deutschen arbeitsmarkt<br />

sind alles Faktoren, die in strategien zur Bekämpfung von Menschenhandel einfließen<br />

müssen.<br />

abschließend möchten wir an die erste dokumentation aus dem Jahre 2001 anknüpfen.<br />

denn obwohl seit dieser Veröffentlichung einige Jahre vergangen sind, ist<br />

festzustellen, dass sich zwar die rahmenbedingungen zum teil weiterentwickelt<br />

oder geändert haben, dass aber dennoch für uns immer noch folgendes gilt: »hier<br />

muss althergebrachtes in Frage gestellt werden. an diesem Punkt wird sich zeigen,<br />

wie ernst es mit der demokratischen Zivilgesellschaft wirklich gemeint ist. es<br />

bleibt die aufgabe der Frauenprojekte, diese strukturellen Zusammenhänge im<br />

öffentlichen diskurs immer wieder aufzuzeigen, die gesellschaftliche Verantwortung<br />

deutlich zu machen und einzufordern sowie lösungsansätze und Veränderungsprozesse<br />

in Gang zu bringen und weiter voranzutreiben.« 294<br />

der <strong>KOK</strong> wird sich auch in der Zukunft für diese Ziele einsetzen und auf die<br />

schnelle und praktische umsetzung von Maßnahmen dringen. Wie Marco Gramegna,<br />

Präsident der eu-expertinnengruppe gegen Menschenhandel bei dem ersten<br />

eu-weiten tag gegen Menschenhandel am 18. Oktober 2007 feststellte: »(…)<br />

der titel (…) Time for Action spiegelt sehr gut die entscheidende notwendigkeit<br />

wider, über die guten Vorsätze, Konferenzen, erklärungen und Pläne hinauszugehen<br />

und konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels und zur<br />

unterstützung Betroffener ernsthaft in die tat umzusetzen. die gehandelten Menschen<br />

erwarten von uns, dass wir vorwärtsgehen und handeln.« 295<br />

294 <strong>KOK</strong>-Broschüre Frauenhandeln, 2001, s. 105<br />

295 Übersetzung durch die autorinnen.<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!