FRAUENHANDELN IN DEUTSCHLAND - KOK
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ZuSAMMeNFASSuNg uNd PerSPeKTIveN 161<br />
• es sollte gewährleistet werden, dass die Beraterinnen und<br />
sprachmittlerinnen durch Fortbildung und supervision für die Betreuung<br />
traumatisierter Frauen qualifiziert werden.<br />
• einführung des Zeugnisverweigerungsrechts für Mitarbeiterinnen von<br />
Fachberatungsstellen,<br />
• nachhaltige finanzielle absicherung des <strong>KOK</strong> e.V.<br />
dies zeigt, dass für eine bedarfsgerechte unterstützung von Betroffenen von Menschenhandel<br />
eine Vielzahl von Faktoren wichtig ist, die in politische und praktische<br />
Maßnahmen und strategien eingebunden werden müssen. nur im Zusammenwirken<br />
dieser Faktoren ist es für alle relevanten akteurinnen möglich, effektiv<br />
im sinne der Betroffenen zu handeln.<br />
<strong>KOK</strong> e. V.<br />
scHlusswoRt<br />
Wie diese dokumentation darstellt, ist das Phänomen Menschenhandel ein komplexes,<br />
vielschichtiges und kontrovers diskutiertes themengebiet. in die unterstützung<br />
Betroffener und die Bekämpfung des Menschenhandels ist eine Vielzahl<br />
verschiedener akteurinnen eingebunden. im interesse und für das Wohl der Betroffenen<br />
sind ein kontinuierlicher austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen diesen akteurinnen unverzichtbar.<br />
der <strong>KOK</strong> e.V. spielt hierbei als bundesweit einzige Vernetzungsstelle mit dem<br />
Fokus Menschenhandel eine wichtige rolle. Wir verstehen uns als schnittstelle<br />
zwischen den Fachberatungsstellen, lobbyorganisationen und anderen Menschenrechtsorganisationen<br />
und der politischen-, behördlichen- und strafverfolgungsebene.<br />
die stetige rückkopplung mit der Praxis ermöglicht es dem <strong>KOK</strong>, sich aktiv<br />
in politische und gesellschaftliche Prozesse einzubringen, um unmittelbar die<br />
interessen der Betroffenen vertreten zu können. diese ansicht vertritt auch die<br />
Bundesregierung, die in ihrem zweiten aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt<br />
gegen Frauen feststellt: [auch] »Politik und Verwaltung profitieren von dem Fachverstand<br />
der einrichtungen und erhalten so einblick in die realität der Betroffenen.<br />
Gleichzeitig können über die Vernetzungsstellen wichtige informationen in<br />
das hilfesystem eingegeben werden«. 293<br />
des Weiteren ist die Zusammenarbeit auf internationaler ebene von gro-<br />
ßer Wichtigkeit. internationale Übereinkommen wie die europaratskonvention<br />
(ets nr. 197), in der erstmals der Fokus nicht nur auf die strafverfolgung gelegt<br />
wird, sondern auch den notwendigen Maßnahmen des Opferschutzes rechnung<br />
getragen wird, sind begrüßenswerte schritte zur Bekämpfung gegen Menschenhandel.<br />
denn viele politische Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Menschenhandels<br />
beitragen sollen, reduzieren sich auch heute noch auf die strafverfolgung<br />
und auf migrationsbeschränkende Maßnahmen. die strafrechtliche Verfolgung<br />
293 BMFsFJ 2007: 42<br />
der täterinnen ist unumstritten ein äußerst wichtiger aspekt, jedoch dürfen dabei<br />
nicht die Betroffenen aus dem Blickfeld geraten. der schutz der Betroffenen muss<br />
im Mittelpunkt stehen und darf sich nicht darauf reduzieren, einzig zum Ziel zu<br />
haben, verwertbare Zeuginnenaussagen für die strafverfolgung zu erhalten. um<br />
wichtige dokumente wie die europaratskonvention in den europäischen ländern<br />
auch zu implementieren und Prozesse anzustoßen, die bestehende defizite beheben,<br />
bedarf es verstärkt der internationalen Vernetzung von nichtregierungsorganisationen<br />
und anderen relevanten akteurinnen.<br />
Menschenhandel ist eine eklatante Verletzung der Menschenrechte, und die Betroffenen<br />
müssen jegliche notwendige unterstützung und ausreichenden schutz<br />
erhalten. Zudem müssen aber neben den symptomen auch die ursachen stärker<br />
in den Blick genommen werden, um Frauenhandel wirklich wirksam bekämpfen<br />
zu können. die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen in den herkunftsländern,<br />
die nachfrage nach billiger arbeitskraft in deutschland sowie die<br />
sehr eingeschränkten legalen Zugangsmöglichkeiten zum deutschen arbeitsmarkt<br />
sind alles Faktoren, die in strategien zur Bekämpfung von Menschenhandel einfließen<br />
müssen.<br />
abschließend möchten wir an die erste dokumentation aus dem Jahre 2001 anknüpfen.<br />
denn obwohl seit dieser Veröffentlichung einige Jahre vergangen sind, ist<br />
festzustellen, dass sich zwar die rahmenbedingungen zum teil weiterentwickelt<br />
oder geändert haben, dass aber dennoch für uns immer noch folgendes gilt: »hier<br />
muss althergebrachtes in Frage gestellt werden. an diesem Punkt wird sich zeigen,<br />
wie ernst es mit der demokratischen Zivilgesellschaft wirklich gemeint ist. es<br />
bleibt die aufgabe der Frauenprojekte, diese strukturellen Zusammenhänge im<br />
öffentlichen diskurs immer wieder aufzuzeigen, die gesellschaftliche Verantwortung<br />
deutlich zu machen und einzufordern sowie lösungsansätze und Veränderungsprozesse<br />
in Gang zu bringen und weiter voranzutreiben.« 294<br />
der <strong>KOK</strong> wird sich auch in der Zukunft für diese Ziele einsetzen und auf die<br />
schnelle und praktische umsetzung von Maßnahmen dringen. Wie Marco Gramegna,<br />
Präsident der eu-expertinnengruppe gegen Menschenhandel bei dem ersten<br />
eu-weiten tag gegen Menschenhandel am 18. Oktober 2007 feststellte: »(…)<br />
der titel (…) Time for Action spiegelt sehr gut die entscheidende notwendigkeit<br />
wider, über die guten Vorsätze, Konferenzen, erklärungen und Pläne hinauszugehen<br />
und konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels und zur<br />
unterstützung Betroffener ernsthaft in die tat umzusetzen. die gehandelten Menschen<br />
erwarten von uns, dass wir vorwärtsgehen und handeln.« 295<br />
294 <strong>KOK</strong>-Broschüre Frauenhandeln, 2001, s. 105<br />
295 Übersetzung durch die autorinnen.<br />
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