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Vertrauen als Bestandteil der Sicherheit im elektronischen ...

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Kapitel:4 Theorien zum Thema <strong>Vertrauen</strong><br />

4.2. Niklas Luhmann – „<strong>Vertrauen</strong> - Ein Mechanismus <strong>der</strong><br />

Reduktion sozialer Komplexität.“<br />

Eines <strong>der</strong> Standardwerke zum Thema <strong>Vertrauen</strong> ist das gleichnamige Buch von Niklas<br />

Luhmann 20 . Luhmann betrachtet <strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong> etwas, was von Menschen innerhalb von<br />

Handlungssystemen erbracht und benötigt wird und nur innerhalb von Sozi<strong>als</strong>ystemen<br />

wirksam und von Nutzen ist. <strong>Vertrauen</strong> reduziere für den <strong>Vertrauen</strong>sgeber die<br />

Komplexität <strong>der</strong> Umwelt auf ein erträgliches, handhabbares Maß.<br />

„Der Mensch hat zwar in vielen Situationen die Wahl, ob er in best<strong>im</strong>mten<br />

Hinsichten <strong>Vertrauen</strong> schenken will o<strong>der</strong> nicht. Ohne jegliches <strong>Vertrauen</strong> aber könnte<br />

er morgens sein Bett nicht verlassen. Unbest<strong>im</strong>mte Angst, lähmendes Entsetzen<br />

befielen ihn. Nicht einmal ein best<strong>im</strong>mtes Mißtrauen könnte er formulieren und zur<br />

Grundlage defensiver Vorkehrungen machen; denn das würde voraussetzten, daß er<br />

in an<strong>der</strong>en Hinsichten vertraut. Alles wäre möglich. Solch eine unvermittelte<br />

Konfrontation mit <strong>der</strong> äußersten Komplexität <strong>der</strong> Welt hält kein Mensch aus.“(S.1)<br />

Ohne das Erbringen von <strong>Vertrauen</strong> wären viele Handlungen gar nicht möglich. Durch die<br />

Bereitschaft des <strong>Vertrauen</strong>sgebers eine Vorleistung zu erbringen, ermöglicht dieser erst<br />

die ganze Interaktion. Bewusst o<strong>der</strong> auch unbewusst erklärt er sich dabei bereit,<br />

best<strong>im</strong>mte Entwicklungsmöglichkeiten, die nicht unter seiner Kontrolle stehen, sehr wohl<br />

aber möglich sind, von <strong>der</strong> Berücksichtigung auszuschließen. Dieser Ausschluss kann<br />

sinnvoll sein, wenn diese Entwicklungsmöglichkeiten in <strong>der</strong> Realität nicht sinnvoll<br />

auszuschließen sind, die Interaktion ohne den Ausschluss aber nicht stattfinden würde.<br />

„Man schließt durch <strong>Vertrauen</strong> gewisse Entwicklungsmöglichkeiten von <strong>der</strong><br />

Berücksichtigung aus. Man neutralisiert gewisse Gefahren, die nicht ausgeräumt<br />

werden können, die aber das Handeln nicht irritieren sollen.“ (S.26)<br />

<strong>Vertrauen</strong> erhöht dabei aber nicht die <strong>Sicherheit</strong> innerhalb des Handlungssytems.<br />

„[...] das Problem <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>sbereitschaft [besteht] nicht in einer Steigerung von<br />

<strong>Sicherheit</strong> unter einer entsprechenden Min<strong>der</strong>ung von Unsicherheit; es liegt<br />

umgekehrt in einer Steigerung tragbarer Unsicherheit auf Kosten von <strong>Sicherheit</strong>.“<br />

(S.88)<br />

Luhmann grenzt dieses <strong>Vertrauen</strong> gegenüber dem reinen Hoffen streng ab. Wer vertraut,<br />

begibt sich nicht gedankenlos in die Hände eines an<strong>der</strong>en; er nutzt die ihm zur Verfügung<br />

stehenden Informationen und stützt seine <strong>Vertrauen</strong>sentscheidung auf seine Erfahrungen.<br />

Gerechtfertigtes o<strong>der</strong> enttäuschtes <strong>Vertrauen</strong> wird in die zukünftigen Entscheidungen <strong>der</strong><br />

Person mit einfließen. Im Moment <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>svergabe erwartet <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>sgeber,<br />

dass <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>snehmer sein <strong>Vertrauen</strong> rechtfertigen wird 21 , <strong>der</strong> Hoffende hofft dies<br />

20 Niklas Luhmann, <strong>Vertrauen</strong> - Ein Mechanismus <strong>der</strong> Reduktion sozialer Komplexität. 2. erweiterte<br />

Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1973<br />

21 Das, was ein Mensch bei einer <strong>Vertrauen</strong>svergabe erwartet, ist nicht <strong>im</strong>mer das, worauf er scheinbar<br />

vertraut. Vielmehr kann <strong>Vertrauen</strong> auch nur testweise vergeben werden, gerade weil erwartet wird,<br />

dass das scheinbar erwiesene <strong>Vertrauen</strong> nicht gerechtfertigt wird. (Anmerkung des Verfassers)<br />

<strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong> <strong>Bestandteil</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>elektronischen</strong> Geschäftsverkehr 32

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