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Vertrauen als Bestandteil der Sicherheit im elektronischen ...

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Kapitel:5 Handeln nicht ohne <strong>Vertrauen</strong><br />

Stabilität <strong>der</strong> Währung und damit ihre <strong>Sicherheit</strong> soll auch hier <strong>als</strong> gegeben angesehen<br />

werden. Bargeld aber ist fälschbar und wird gefälscht. Durch diverse<br />

<strong>Sicherheit</strong>smerkmale wird versucht, das Fälschen von Bargeld zu erschweren. Trotzdem<br />

nutzen die Menschen das Bargeld zumeist ohne über eine oberflächliche Sichtung des<br />

Geldes hinauszugehen. Wie kann dieses <strong>Vertrauen</strong> erklärt werden?<br />

Nutzt man Colemans Entscheidungsalgorithmus [Coleman 1991, siehe auch S.27], so steht<br />

ein großer Gewinn an Zeit und Flexibilität durch die Nutzung von Bargeld einem<br />

möglichen Verlust, wenn das Geld gefälscht ist, gegenüber. (F<strong>als</strong>chgeld wird in<br />

Deutschland ersatzlos aus dem Verkehr gezogen.) Die Wahrscheinlichkeit an F<strong>als</strong>chgeld<br />

zu geraten ist deutlich geringer <strong>als</strong> die Wahrscheinlichkeit echtes Geld in die Hände zu<br />

bekommen. Das Bargeld wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> von den Banken auf Echtheit geprüft und<br />

F<strong>als</strong>chgeld wird aus dem Verkehr gezogen. Die Statistiken über entdecktes F<strong>als</strong>chgeld<br />

weisen auch nur auf einen geringen Anteil F<strong>als</strong>chgeld am Bargeld hin. Der Gewinn an<br />

Zeit und Flexibilität muss den möglichen Verlust übersteigen, um mit Colemans<br />

Entscheidungsalgorithmus das <strong>Vertrauen</strong> in Bargeld zu erklären.<br />

Für die Entscheidungsungleichung von Deutsch [Deutsch 1976, siehe auch S.41] gilt das<br />

Gleiche wie für Colemans Entscheidungsalgorithmus. Dem personenspezifischen<br />

<strong>Sicherheit</strong>sparameter kann man dabei den folgenden Einfluss auf die Handlung eines<br />

Bargeldempfängers zuordnen: Sollte ein Mensch ein beson<strong>der</strong>s hohes<br />

<strong>Sicherheit</strong>sbedürfnis haben, so kann er angebotenes Bargeld anhand <strong>der</strong> allgemein<br />

bekannten <strong>Sicherheit</strong>smerkmale sofort auf seine Echtheit überprüfen und ggf.<br />

zurückweisen. Der Einfluss des personenspezifischen <strong>Sicherheit</strong>sparameters kann aber<br />

auch <strong>als</strong> für nicht personenspezifische Betrachtungen unerheblich angesehen werden.<br />

Das <strong>Vertrauen</strong> in Bargeld kann man den <strong>Vertrauen</strong>sgründen „<strong>Vertrauen</strong> aus sozialer<br />

Anpassung“ und „<strong>Vertrauen</strong> aus Glauben“ aus Deutschs neun möglichen<br />

<strong>Vertrauen</strong>sgründen zuordnen. Die allgemeine Nutzung von Bargeld durch die<br />

Mitmenschen nötigt geradezu dazu, auch Bargeld zu nutzen und dem Bargeld damit auch<br />

zu vertrauen. Will man auf die Nutzung von Bargeld verzichten, bleibt man von einem<br />

wesentlichen Teil <strong>der</strong> Welt ausgeschlossen. Dieser Effekt führt zur sozialen Anpassung.<br />

Man kann auch an die Echtheit von Bargeld geradezu blind glauben, wobei Deutsch selbst<br />

auf die Ähnlichkeit von Glauben und <strong>Vertrauen</strong> hinweist.<br />

Die große Ersparnis an Zeit und Aufwand durch die Nutzung von Bargeld <strong>als</strong> Hauptmotiv<br />

für das <strong>Vertrauen</strong> deckt sich auch mit den Theorien von Luhmann [Luhmann 1973, s.a.<br />

Abschnitt 4.2] und Oswald [Oswald 1994, s.a. Abschnitt 4.5]. Das <strong>Vertrauen</strong> in das<br />

Bargeld senkt erheblich die Komplexität <strong>der</strong> Umwelt. Außerdem besteht durch die<br />

allgemeine vertrauensvolle Nutzung von Bargeld eine Art sozialer Zwang Bargeld zu<br />

nutzen und dargereichtem Bargeld zu vertrauen. Für Oswald ist die Gegenseitigkeit, die<br />

ja bei Bezahlungen mit Bargeld oft auftritt (Geld und Wechselgeld), ebenfalls<br />

vertrauensför<strong>der</strong>nd. Auch wird bei <strong>der</strong> Übergabe von Bargeld selten Druck o<strong>der</strong> Einfluss<br />

auf den Empfänger ausgeübt, das Bargeld zu akzeptieren, was nach Oswald wie<strong>der</strong>um<br />

<strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong> <strong>Bestandteil</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>elektronischen</strong> Geschäftsverkehr 55

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