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Vertrauen als Bestandteil der Sicherheit im elektronischen ...

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Kapitel:4 Theorien zum Thema <strong>Vertrauen</strong><br />

von Situationen führen, in denen <strong>Vertrauen</strong> erwiesen werden sollte bzw. nicht erwiesen<br />

werden sollte, haben schon nichts mehr mit <strong>Vertrauen</strong> zu tun. Stattdessen ersetzen diese<br />

Entscheidungsfindungsverfahren den Einsatz von <strong>Vertrauen</strong> 27 .<br />

„Wollte man den Rationalitätsbegriff <strong>der</strong> Entscheidungstheorien, sei es den <strong>der</strong><br />

Zweckrationalität, sei es den <strong>der</strong> Opt<strong>im</strong>alität, zum Maßstab wählen, würde man von<br />

vorn herein in einen zu engen begrifflichen Bezugsrahmen geraten, <strong>der</strong> dem<br />

Tatbestand des <strong>Vertrauen</strong>s nicht gerecht werden kann. <strong>Vertrauen</strong> ist kein<br />

auswählbares Mittel zu best<strong>im</strong>mten Zwecken und erst recht keine opt<strong>im</strong>ierungsfähige<br />

Zweck/Mittel-Struktur. <strong>Vertrauen</strong> ist auch keine Prognose, <strong>der</strong>en Richtigkeit am<br />

Eintreffen des vorausgesagten Geschehens gemessen und nach einigen Erfahrungen<br />

auf Wahrscheinlichkeitswerte gebracht werden könnte. Derartige <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Kalkülmodellen des Entscheidens sinnvolle Techniken haben, wie das <strong>Vertrauen</strong><br />

auch, die Funktion, Komplexität zu reduzieren. Sie sind funktionelle Äquivalente des<br />

<strong>Vertrauen</strong>s, nicht aber <strong>Vertrauen</strong>sakte <strong>im</strong> eigentlichen Sinne. Soweit sie reichen, ist<br />

<strong>Vertrauen</strong> unnötig. Sie können <strong>Vertrauen</strong> ersetzen, so wie umgekehrt sich aus <strong>der</strong><br />

begrenzten Leistungskraft jener Entscheidungstechniken <strong>der</strong> Bedarf für <strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong><br />

komplementäre Form <strong>der</strong> Absorption von Ungewißheit ergibt. <strong>Vertrauen</strong> ist aber<br />

etwas an<strong>der</strong>es <strong>als</strong> die begründbare Annahme, richtig zu entscheiden, und deshalb<br />

greifen Kalkülmodelle für richtiges Entscheiden an <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>sfrage vorbei.“<br />

(S.97/98)<br />

<strong>Vertrauen</strong> und menschliche Systeme sind nach Luhmann noch auf an<strong>der</strong>e Art und Weise<br />

miteinan<strong>der</strong> verbunden <strong>als</strong> nur über die reine Absicherung einer vernünftigen<br />

<strong>Vertrauen</strong>sentscheidung. Die Systeme selbst benötigen und generieren ihrerseits wie<strong>der</strong><br />

<strong>Vertrauen</strong>. Geld ist neben dem Rechtssystem noch ein weiteres von Luhmann aufgeführtes<br />

Teil von Systemen, das <strong>Vertrauen</strong> benötigt und dabei seinerseits <strong>Vertrauen</strong> ermöglicht.<br />

Dabei wird das <strong>Vertrauen</strong>, das man in das System hat, dem das Geld und <strong>der</strong> Geldwert<br />

entspringt, nach Luhmann oft gar nicht mehr <strong>als</strong> <strong>Vertrauen</strong>, son<strong>der</strong>n <strong>als</strong> eine Gewissheit<br />

begriffen.<br />

„Der einzelne muß davon ausgehen können, daß er mit dem Geldsymbol auch<br />

wirklich die Möglichkeiten in <strong>der</strong> Hand hält, die es verspricht, so daß er getrost seine<br />

Entscheidung über die endgültige Verwendung des Geldes vertagen und die<br />

Komplexität <strong>der</strong> in ihm repräsentierten Möglichkeiten <strong>als</strong> solche in abstrakter Form<br />

genießen und ausnutzen kann.“ (S.53)<br />

„Durch Umstellung von Personenvertrauen auf Systemvertrauen wird das Lernen<br />

[das Erlernen von <strong>Vertrauen</strong>] erleichtert und die Kontrolle erschwert. So kommt es<br />

typisch zu einem gleichsam automatisch gelernten Geldvertrauen, indem <strong>der</strong><br />

<strong>Vertrauen</strong>de sich abhängig weiß vom Funktionieren eines hochkomplexen Systems,<br />

das er nicht durchschauen kann, obwohl es an sich durchschaubar ist. Der<br />

<strong>Vertrauen</strong>de weiß sich korrekturunfähig, fühlt sich damit Unvorhersehbarem<br />

27 <strong>Vertrauen</strong> würde dann wohl erst dann erwiesen, wenn das Entscheidungsfindungskalkül gegen die<br />

Handlung stünde und man trotzdem (in <strong>Vertrauen</strong> in den Handlungspartner) die Handlung ausführt.<br />

Misstrauen hingegen wäre dementsprechend dann wohl die Grundlage für das Nichtausführen dieser<br />

Handlung obwohl das Kalkül zur Ausführung <strong>der</strong> Handlung rät. (Anmerkung des Verfassers)<br />

<strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong> <strong>Bestandteil</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>elektronischen</strong> Geschäftsverkehr 37

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