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Vertrauen als Bestandteil der Sicherheit im elektronischen ...

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Kapitel:4 Theorien zum Thema <strong>Vertrauen</strong><br />

nur, ohne sich seiner Sache sicher zu sein. Luhmann verweist dabei aber auch darauf,<br />

dass <strong>im</strong> Alltag <strong>Vertrauen</strong> „auch unbedacht, leichtsinnig und routinemäßig“ (S.25)<br />

vergeben wird, wenn die Erwartungen subjektiv (nahezu) gesicherte Tatsachen sind.<br />

„Ein Fall von <strong>Vertrauen</strong> liegt nur vor, wenn die vertrauensvolle Erwartung bei einer<br />

Entscheidung den Ausschlag gibt – an<strong>der</strong>enfalls handelt es sich um eine bloße<br />

Hoffnung.“ (S.24)<br />

„Der Hoffende faßt trotz Unsicherheit einfach Zuversicht. <strong>Vertrauen</strong> reflektiert<br />

Kontingenz, Hoffnung el<strong>im</strong>iniert Kontingenz 22 .<br />

An<strong>der</strong>erseits setzen wir nicht voraus, daß das Risiko und die Gründe des <strong>Vertrauen</strong>s<br />

vor dem <strong>Vertrauen</strong> rational abgewogen werden. <strong>Vertrauen</strong> kann auch unbedacht,<br />

leichtsinnig, routinemäßig erwiesen werden und erfor<strong>der</strong>t insbeson<strong>der</strong>e dann keinen<br />

unnötigen Bewußtseinsaufwand, wenn die Erwartungen nahezu sicher sind. Wer sich<br />

heute unbewaffnet unter Menschen begibt, vertraut ihnen, ohne heutzutage ernstlich<br />

die Alternative zu erwägen, ein Schwert o<strong>der</strong> eine Pistole mit sich<br />

herumzuschleppen. <strong>Vertrauen</strong> geht stufenlos über in Kontinuitätserwartungen, die<br />

ohne Reflexion wie feste Gleitschienen dem täglichen Erleben zugrundegelegt<br />

werden.“ (S.25)<br />

<strong>Vertrauen</strong> ist für Luhmann nicht ohne Absicherung. Zum Einen dienen die dem<br />

<strong>Vertrauen</strong>sgeber zur Verfügung stehenden Informationen <strong>als</strong> Entscheidungsgrundlage für<br />

die <strong>Vertrauen</strong>sgewähr – zum An<strong>der</strong>en existieren auch innerhalb <strong>der</strong> Sozi<strong>als</strong>ysteme<br />

Absicherungen gegen einen <strong>Vertrauen</strong>sbruch.<br />

Die Informationen, die es einem Menschen ermöglichen, <strong>Vertrauen</strong> zu gewähren, haben<br />

nach Luhmann mehrere Quellen, die in beliebiger Kombination vom potentiellen<br />

<strong>Vertrauen</strong>sgeber genutzt werden.<br />

Als erste und einzig nie wirklich ignorierbare Informationsquelle dienen die eigenen<br />

Erfahrungen. Diese umfassen hier wirklich alle Erfahrungen, die ein Mensch in seinem<br />

Leben schon gemacht hat und die in seinem Gedächtnis haften geblieben sind – <strong>im</strong><br />

Entscheidungsverfahren <strong>als</strong>o zur Verfügung stehen.<br />

„<strong>Vertrauen</strong>surteile verallgemeinern Erfahrungen, dehnen sich auf an<strong>der</strong>e, jedoch<br />

‚ähnliche‘ Fälle aus und stabilisieren in dem Maße, <strong>als</strong> sie sich bewähren, eine<br />

Indifferenz gegen Unterschiede.“ (S.27)<br />

Die zweite ebenfalls stets zur Verfügung stehende Informationsquelle für den potentiellen<br />

<strong>Vertrauen</strong>sgeber ist sein eigenes typisches Verhalten, wenn er sich fragt, ‚Wie würde ich<br />

mich in <strong>der</strong> Position des <strong>Vertrauen</strong>snehmers verhalten?‘. Die Möglichkeit von sich selbst<br />

auf an<strong>der</strong>e zu schließen, ermöglicht es einem Menschen viele unbekannte<br />

Verhaltensweisen seiner Mitmenschen zumindest ansatzweise abzuschätzen. Diese<br />

Informationsquelle ist vor allem dann nützlich, wenn sonst nur min<strong>der</strong>wertige o<strong>der</strong> keine<br />

Informationen zur Verfügung stehen (S.30).<br />

22 Kontingenz – [spätlateinisch »Möglichkeit«] die, Philosophie: allgemein das nicht Notwendige und<br />

nicht Unmögliche, das auch <strong>als</strong> das Zufällige (das eintreten kann, aber nicht muss) bezeichnet wird.<br />

aus: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001<br />

<strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong> <strong>Bestandteil</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>elektronischen</strong> Geschäftsverkehr 33

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