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Vertrauen als Bestandteil der Sicherheit im elektronischen ...

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Kapitel:4 Theorien zum Thema <strong>Vertrauen</strong><br />

Natürlich dient dem potentiellen <strong>Vertrauen</strong>sgeber auch die Selbstdarstellung des<br />

potentiellen <strong>Vertrauen</strong>snehmers <strong>als</strong> Informationsgrundlage. Will man <strong>Vertrauen</strong> aufbauen,<br />

so verpflichtet das dazu, nicht zu sehr von <strong>der</strong> Selbstdarstellung abzuweichen. Kleine<br />

Än<strong>der</strong>ungen sind noch begründbar, große Än<strong>der</strong>ungen zerstören das von sich selbst<br />

aufgebaute Bild und damit auch die Grundlage für eine <strong>Vertrauen</strong>sgewähr (S.69).<br />

Luhmann verweist darauf, dass <strong>der</strong> Missbrauch <strong>der</strong> Selbstdarstellung (<strong>im</strong> Allgemeinen<br />

volkstümlich <strong>als</strong> Schwindel und Betrug bezeichnet) keine leicht zu bewerkstelligende<br />

Angelegenheit ist. Wer <strong>Vertrauen</strong> langfristig missbrauchen will, muss mindestens (bei <strong>der</strong><br />

ständigen Selbstdarstellung) jene Komplexität meistern, die <strong>Vertrauen</strong> gerade verringern<br />

kann. Ein Scheitern ist da schnell möglich (S.70). Luhmann verweist aber auch gleich auf<br />

die logische Schlussfolgerung für einen Betrug durch einen absichtlichen<br />

<strong>Vertrauen</strong>sbruch. „Zu den wichtigsten Komplexität reduzierenden Strategien des Betrugs<br />

gehört daher eine zeitliche Begrenzung des <strong>Vertrauen</strong>sbruches und möglichst auch des<br />

Kontaktes mit dem Betrogenen.“ (S.70) Natürlich ist das Bild, das man von einem<br />

an<strong>der</strong>en Menschen hat, nicht nur abhängig von dem Verhalten des an<strong>der</strong>en gegenüber<br />

einem selbst, jedes Handeln o<strong>der</strong> auch Nichthandeln einer Person in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

wird potentiell von den Mitmenschen dazu genutzt, die <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit dieser<br />

Person festzustellen. Egal, ob diejenige sich dessen bewusst ist o<strong>der</strong> nicht (S.41).<br />

Die <strong>Vertrauen</strong>sentscheidung basiert aber oft nicht nur auf Informationen über den<br />

<strong>Vertrauen</strong>snehmer, son<strong>der</strong>n – wie schon oben kurz erwähnt – auf Absicherungen<br />

zugunsten eines vertrauensrechtfertigenden Handelns des <strong>Vertrauen</strong>snehmers innerhalb<br />

<strong>der</strong> Sozi<strong>als</strong>ysteme 23 . Bieten diese Systeme allein durch ihre Struktur genügend<br />

<strong>Sicherheit</strong>en für die <strong>Vertrauen</strong>svergabe, fällt die Entscheidung zwischen Vergabe und<br />

Nichtvergabe des <strong>Vertrauen</strong>s leicht (S.40). Eine <strong>Vertrauen</strong>sentscheidung kann zeitgleich<br />

durch mehrere Sozi<strong>als</strong>ysteme abgesichert werden, z.B. durch den Staat und die Familie.<br />

Diese <strong>Sicherheit</strong>en können so mannigfaltig sein, wie es das Leben nur sein kann, z.B.<br />

Rache o<strong>der</strong> Bestrafen des <strong>Vertrauen</strong>sbrechers durch die für ihn wichtige Gemeinschaft.<br />

Ebenso ist eine <strong>im</strong> sozialen System vorhandene Einschränkung, die einen Gewinn für den<br />

<strong>Vertrauen</strong>snehmer nur bei Rechtfertigung des <strong>Vertrauen</strong>s möglich macht, eine<br />

wirkungsvolle Sicherung. Ein soziales System kann den <strong>Vertrauen</strong>sgeber aber auch zur<br />

<strong>Vertrauen</strong>svergabe nötigen – unter Nutzung <strong>der</strong>selben Sanktionen, die einen <strong>Vertrauen</strong>sbrecher<br />

treffen können (S.35). Die Vergabe von <strong>Vertrauen</strong> an eine Person unter Nutzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong>en eines sozialen Systems funktioniert allerdings nur, wenn genug <strong>Vertrauen</strong><br />

in das System von Seiten des <strong>Vertrauen</strong>sgebers vorhanden ist (S.58, S.67). Luhmann<br />

verweist hier darauf, dass auch dieses <strong>Vertrauen</strong> in ein System nicht grundlos erfolgt,<br />

23 Sozi<strong>als</strong>ysteme sind Gemeinschaften von Menschen. Diese Gemeinschaften können sich sehr stark<br />

unterscheiden; <strong>als</strong> Beispiele seien hier die Familie, das Arbeitskollegium, die Bürger eines Staates,<br />

die Mitglie<strong>der</strong> einer kr<strong>im</strong>inellen Vereinigung o<strong>der</strong> die Teilnehmer am Straßenverkehr in einer Stadt<br />

genannt. Die Mitgliedschaft in einer sozialen Gemeinschaft muss einem Individuum nicht bewusst<br />

sein. Sie muss auch nicht freiwilliger Natur sein. Eine soziale Gemeinschaft lässt sich klar<br />

gegenüber ihrer Umwelt abgrenzen. „Zu den Grundlagen <strong>der</strong> Systemtheorie gehört die These, daß<br />

Systeme sich durch die Unterscheidung von Innen und Außen konstituieren und sich durch<br />

Stabilisierung dieser Grenzen erhalten.“ (S.101)<br />

<strong>Vertrauen</strong> <strong>als</strong> <strong>Bestandteil</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>elektronischen</strong> Geschäftsverkehr 34

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