Zivilschutz- Forschung - Schutzkommission
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meist starke Oxidationsmittel) zielen oder thermisch induzierte Reaktionen, wie<br />
Thermolyse und Hydrolyse sowie auch katalytische Wirkungen, nutzen. Sie sind<br />
in Anlehnung an den im militärischen Sprachgebrauch etablierten Begriff der<br />
Entgiftung, der dort jedoch ausschließlich die Unschädlichmachung chemischer<br />
Kampfstoffe zum Inhalt hat, besser als Entgiftungsverfahren zu bezeichnen.<br />
Am verbreitetsten sind Entgiftungsverfahren unter Nutzung von Entgiftungsmitteln.<br />
Sie sind allerdings in der Katastrophen- bzw. Gefahrenabwehr wenig sinnvoll. Zum<br />
einen ist die überwiegende Zahl der im Katastropheneinsatz zu erwartenden Stoffe<br />
chemisch relativ inert; zu ihrer Zerstörung bzw. Veränderung müssten entsprechend<br />
reaktive Chemikalien eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass sie im Überschuss<br />
einzusetzen wären, um in vertretbaren Zeiträumen Effekte zu erzielen. Die<br />
Reaktionsprodukte und Überschüsse des Entgiftungsmittels wären oft toxischer<br />
als die Zielbelastung, die Gefahren für die Umwelt wären erheblich. Bei den für<br />
diese Einsatzfälle verbreiteten, weil billigen und vergleichsweise universellen<br />
Chlor abspaltenden Oxidationsmitteln entstünde z.B. ein „wilder Cocktail“ chlororganischer<br />
Produkte.<br />
Der Umgang mit diesen Entgiftungsmitteln erforderte darüber hinaus entsprechendes<br />
Sachverständnis. Die Gefahren infolge unvorhergesehener heftiger Reaktionsverläufe<br />
bzw. giftiger Reaktionsprodukte sind nicht unerheblich. Für einen effektiven<br />
Einsatz wäre beträchtliche <strong>Forschung</strong>sarbeit erforderlich. Da vor der möglichen<br />
Zerstörung die Erreichung der Tiefe des Materials steht, erfordern chemische Entgiftungsmittel<br />
auch zwangsläufig relativ lange Einwirkzeiten. Hinzu kommt, dass<br />
die Tiefenwirkung der in der Regel anorganischen Produkte gering ist. Die Anwendung<br />
chemischer Dekontaminationsmittel würde darüber hinaus zu einer verstärkten<br />
Alterung der Schutzkleidung führen.<br />
Im Übrigen basieren Entgiftungsprozesse auf Einzelreaktionen und sind insofern<br />
für ein universelles Dekontaminationskonzept ungeeignet. Außer bei Belastungen<br />
mit chemischen Kampfstoffen bzw. entsprechender Pestizide (z.B. phosphororganischer<br />
Verbindungen) ist ihr Einsatz daher grundsätzlich abzulehnen. Dies gilt<br />
auch für denkbare Sonderfälle des Einsatzes chemischer Stoffe zur Unterstützung<br />
der Dekontamination, wie die praktizierte Neutralisation von Säuren und Laugen.<br />
Die weiteren Ausführungen sowie durchgeführten Arbeiten beschränken sich daher<br />
auf thermische Verfahren der Dekontamination. Einführend war der Stand der<br />
Literatur zu Theorie und Praxis aufzuarbeiten und Schlüsse für die experimentellen<br />
Arbeiten zu ziehen.<br />
Die physikalisch-chemischen Grundlagen von Transportprozessen ließen eine<br />
Dominanz des Prozessparameters Temperatur erwarten. Der relative Einfluss weiterer<br />
Parameter im Verhältnis zur Temperatur sowie die absolute Wirkung eines<br />
optimierten Parametersatzes konnten jedoch nur im Experiment ermittelt werden.<br />
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