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1995 McLaren F1 GTR<br />
Von der Straße<br />
auf die Siegerstraße<br />
___ Anfang der 1990er-Jahre haben Sportwagen Hochkonjunktur.<br />
Nach dem Tod Enzo Ferraris (1988) werden<br />
seine Autos zum hoch bezahlten Sammelgut,<br />
gleich ob klassisch oder modern. Und um ein Stück<br />
vom Kuchen abzuschneiden, entstehen eine ganze<br />
Reihe neuer Traumwagen. So auch bei McLaren, wo<br />
schlichtweg der ultimative Sportwagen auf die Räder<br />
gestellt werden soll – stärker, schneller und mehr Fahrspaß<br />
vermittelnd als je ein Auto zuvor. Koste es was<br />
es wolle! Die Idee dazu wird 1988 geboren.<br />
Daraufhin entwirft Murray ein schlichtes, wohl<br />
proportioniertes Karosseriekleid mit mittig angeordneter<br />
Sitzposition für den Fahrer und folglich<br />
Platz für drei Personen. Als Werkstoff für das 1994<br />
1,4 Millionen Mark teure Fahrzeug dient – wie in der<br />
Formel 1 – Kohlefaser. Im Rücken der Insassen arbeitet<br />
der von BMW Motorsport bezogene Vierventil-V12,<br />
mit variabler Nockenwellensteuerung (VA-<br />
NOS), 6,1 Liter Hubraum und 627 PS. Im Rahmen<br />
des Monaco-GP 1992 wird der in 3,2 Sekunden auf<br />
Tempo 100 sprintende und über 360 km/h schnelle<br />
Straßensportwagen präsentiert. Renneinsätze<br />
sind nicht vorgesehen. Doch das sehen die Rennen<br />
fahrenden Manager Ray Bellm und Thomas Bscher<br />
anders. Der Pharmazeut und Banker, beziehungsweise<br />
heutige Bugatti-Direktor setzen sich bei Ron<br />
Dennis für den Renneinsatz des McLaren F1 ein und<br />
158<br />
erhalten auch die notwendige Unterstützung. Mit<br />
einer Anpassung des Motors an die vom Reglement<br />
vorgeschriebenen Air-Restrictoren, rund 15 weiteren<br />
Pferdestärken, einer Gewichtskur und den für<br />
den Renneinsatz notwendigen Sicherheitsmerkmalen<br />
und Details verwandelt Gordon Murray den F1<br />
zum 1100 Kilo leichten F1 GTR für die BPR-Sportwagen-Rennserie,<br />
aus der ab 1997 die FIA-GT-WM entsteht.<br />
Die F1 GTR sichern sich zehn Siege und auf<br />
Anhieb den Titel und den Le Mans-Erfolg.<br />
Im Folgejahr bringt BMW die von Bigazzi eingesetzten<br />
F1 GTR an den Start. In Le Mans geht der Sieg<br />
an Reuter/Wurz/Jones im offenen Joest Porsche LMP,<br />
doch in der BPR und der Japanischen GT-Meisterschaft<br />
kommen neun, beziehungsweise vier Siege<br />
und die Titel hinzu. Mit dem Porsche 911 GT1 ist indes<br />
ein erster, neuer und ernster Konkurrent erwachsen,<br />
und für die 1997er-Saison laufen andernorts die<br />
Vorbereitungen zum Bau reinrassiger GT1-Rennwagen<br />
mit Straßenhomologation auf Hochtouren. Die<br />
Luft für den McLaren F1 wird somit dünner.<br />
Als Antwort darauf entsteht die Langheck-Version<br />
des F1 GTR mit rund 680 PS. Doch die Sportwagen-<br />
Rennszene entwickelt sich hin zu den reinrassigen<br />
GT1-Wagen oder LMP-Prototypen. Zwischen 1993<br />
und 1998 entstehen insgesamt 107 McLaren F1, 28<br />
davon als für den Renneinsatz gedachte GTR. ___<br />
Die zuvor in der BPR-<br />
Serie rennenden McLaren<br />
erobern Le Mans im<br />
Fluge. Sie stellen vier der<br />
ersten fünf Platzierten.<br />
Sieger werden Dalmas,<br />
Letho und Sekiya.<br />
Der McLaren ist<br />
seinerzeit das schnellste<br />
Straßenauto der Welt,<br />
aus Kohlefaser gefertigt<br />
und mit so gesunden Genen<br />
ausgestattet, dass er<br />
auch als Rennwagen die<br />
Qualitäten eines Klassenprimus<br />
aufweist.