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Leseprobe - Delius Klasing

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1921 Chitty-Chitty-Bang-Bang Nr.1<br />

Der Name ist<br />

Programm<br />

___ Das Buch von James Bond-Autor Ian Flemming<br />

sowie der gleichnamige, für den Oscar nominierte<br />

Hollywoodstreifen von 1968 mit Dick van Dyke und<br />

Gert Fröbe in den Hauptrollen macht den Chitty-<br />

Chitty-Bang-Bang nachhaltig bekannt. Tatsächlich<br />

ist der Name Programm, beziehungsweise Bezeichnung<br />

einer ganzen Fahrzeuggattung aus den frühen<br />

1920er-Jahren. Bereits in den Jahren vor dem<br />

Ersten Weltkrieg entstehen Rennwagen mit hubraumgewaltigen<br />

Flugmotoren. Aber nach dem großen<br />

Krieg ist die Zahl überflüssiger Flugzeugtriebwerke<br />

ungleich größer. Da liegt der Versuch nahe,<br />

die Technik des großen Krieges dem Rennwagenbau<br />

zunutze zu machen.<br />

Allerdings schaffen in jener Zeit bereits leichtere<br />

Rennwagen mit geringeren Hubräumen den<br />

Durchbruch. Ihnen gehört bereits die Zukunft. Daneben<br />

wirken die Chitty-Chitty-Bang-Bangs mit ihren<br />

an Dinosaurier erinnernden Abmessungen und<br />

Gewichten wie Relikte einer vergangenen Epoche.<br />

Stilbildend für diese Fahrzeuggattung ist der vom<br />

Grafen Louis Vorow Zborowski in Auftrag gegebene<br />

Chitty-Chitty-Bang-Bang Number One mit einem<br />

rund 300 PS starken und gut 23 Liter großen Sechszylinder-Reihenmotor<br />

von Maybach aus einem Gotha-Bomber.<br />

Der 1921 fertiggestellte Wagen basiert<br />

auf einem Mercedes-Touren-Chassis von 1913. Ihm<br />

folgt Nr. 2 mit 18,8 Liter Hubraum und 230 PS, mit<br />

dem der Graf bis nach Nordafrika reiste. Ein dritter<br />

mit modifizierter Mercedes-Technik leistet 180 PS.<br />

Das vierte Chitty-Chitty-Bang-Bang kommt mit einem<br />

450 PS starken 27-Liter-Zwölfzylinder-Flugzeugmotor<br />

und Getriebe und Kettenantrieb vom<br />

Blitzen-Benz daher. 1924 kommt der Graf Zborowski<br />

beim Großen Preis von Italien in Monza ums Leben<br />

– mit einem Mercedes der gleichen Marke, mit der<br />

bereits sein Vater im Rahmen der Rennwoche von<br />

Nizza 1903 tödlich verunglückt. Der Chitty-Chitty-<br />

Bang-Bang Nr. 4 wird in den Händen von J.G. Parry-<br />

Thomas auf »Babs« umgetauft und erringt 1926 mit<br />

Tempo 273,6 den Geschwindigkeitsweltrekord für<br />

Landfahrzeuge.<br />

Der über 100 Meilen schnelle, viersitzige Chitty-<br />

Chitty-Bang-Bang Nr. 1 gewinnt 1921 zwei Wett -<br />

bewerbe in Brooklands und ist so laut, dass dem<br />

in Kent ansässigen Zborowski untersagt wird,<br />

damit innerhalb der Stadtmauern Canterburys<br />

zu fahren. ___<br />

44<br />

1922 Austro Daimler Sascha<br />

Porsches erster<br />

Siegerwagen<br />

___ Mit einem Doppelsieg bei der Targa Florio 1922<br />

sorgt der kleine Austro Daimler für Aufsehen. Auch<br />

das Durchschnittstempo, das in der Rennwagenklasse<br />

startenden Sascha von Alfred Neubauer liegt,<br />

verschafft Respekt. Am Steuer sitzen Fritz Kuhn aus<br />

der Austro-Daimler-Einfahrabteilung, Lambert Pöcher<br />

und Alfred Neubauer, dem späteren Rennleiter<br />

von Mercedes-Benz. Ein viertes Fahrzeug pilotiert<br />

Alexander Graf Kolowrat mit Spitznamen Sascha.<br />

So kommt der Wagen zu seinem Namen.<br />

Der technische Kopf hinter Sascha ist der noch<br />

junge Ferdinand Porsche, der das Leistungsvermögen<br />

von kleinen, leichten und erschwinglicheren<br />

Automobilen unter Beweis stellen möchte. Schließlich<br />

erfreuen sich nach Ende des Ersten Weltkriegs<br />

die Voiturettes zunehmender Beliebtheit. Die Ursprünge<br />

Austro Daimlers gehen auf das Jahr 1899<br />

zurück, als Tochterbetrieb von Daimler. Ein Jahr später<br />

entsteht das erste Automobil, und ab 1902 übernimmt<br />

Paul Daimler, Sohn von Gottlieb Daimler, Firmenvorsitz<br />

und Entwicklung. Mit dem 90 PS starken<br />

»Wiener Neustädter Mercedes« nimmt die<br />

Marke 1904 erstmals an Autorennen teil. 1905 folgt<br />

ein erstes, allradgetriebenes Fahrzeug, und im Jahr<br />

darauf übernimmt Porsche die Entwicklungsleitung.<br />

1909 trennen sich die Wege von Austro Daimler und<br />

seinem deutschen Ursprung. Bei Austro Daimler<br />

entstehen Flugmotoren, Nutzfahrzeuge, Rüstungsgüter,<br />

aber auch Wettbewerbswagen. Mit 43 Siegen<br />

und acht zweiten Plätzen bei 51 Starts ist<br />

Sascha davon der erfolgreichste. Und er ist nur halb<br />

so stark wie der erste Rennwagen aus Wien. 45 PS<br />

bei 5000 U/min und 1,1 Liter Hubraum reichen für<br />

Tempo 144. ___<br />

Der Austro-Daimler »Sascha« ist<br />

sowohl für Konstrukteur Ferdinand<br />

Porsche als auch den späteren<br />

Mercedes-Benz-Rennleiter Alfred<br />

Neubauer ein wichtiges Fahrzeug.<br />

Hier stehen auch Ferdinand<br />

Porsche und Sohn Ferry (rechts<br />

hinter dem Kühler) neben dem<br />

beim Grazer Ries-Bergrennen<br />

siegreichen »Sascha«. Die rote<br />

Lackierung sollte übrigens bei der<br />

Targa Florin die sizilianischen Banditen<br />

glauben lassen, es handele<br />

sich um einheimische Fahrzeuge.

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