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Leseprobe - Delius Klasing

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Mille Miglia<br />

Tausend Meilen Mythos<br />

___ Die Mille Miglia ist der Dinosaurier unter den Straßenrennen. Dem<br />

Rennen von Brescia nach Rom und zurück ist zwar keine so lange Tradition<br />

wie der Targa Florio beschienen, doch die Mille Miglia ist bis heute<br />

ein Markenartikel und ihre Popularität ungebrochen.<br />

24 Mal wird das Rennen zwischen 1927 und 1957 ausgetragen, ehe Alfonso<br />

de Portago 1957 mit seinem Ferrari 315 S auf einem geraden Landstraßenabschnitt<br />

zwischen Mantova und dem Ziel in Brescia nach einem<br />

Reifenplatzer tödlich verunglückt– mit ihm sterben sein Beifahrer<br />

Edmund Nelson sowie zehn Zuschauer. Die Po-Ebene gilt von Beginn<br />

an als gnadenloses Geläuf, schließlich ermöglichen die langen flachen<br />

Geraden den starken Rennwagen extrem hohe Geschwindigkeiten. Nach<br />

den bergigen Passagen im Appenin werden die Pisten der Po-Ebene mit<br />

Spitzentempi um die 300 durcheilt. Nur so lassen sich Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />

von deutlich über 150 km/h realisieren – auf öffentlichen<br />

Straßen wechselnder Güte wohlgemerkt.<br />

Der tragische Unfall markiert das Ende des legendären Straßenrennens.<br />

Bereits 1938 steht die Zukunft der Veranstaltung auf der Kippe. In Bologna<br />

ereignet sich ein Unfall, als ein Lancia Aprilia an einem mehrgleisigen<br />

Bahnübergang außer Kontrolle und in die umstehenden Zuschauer -<br />

massen gerät. Auch hier gibt es zehn Todesopfer und 23 Verletzte zu beklagen.<br />

Die Regierung untersagt daraufhin alle auf öffentlichen Straßen<br />

ausgetragenen Rennveranstaltungen – das trifft auch die Targa Florio,<br />

die in jenem Jahr lediglich als Gleichmäßigkeitsprüfung für serien mäßige<br />

Kleinwagen ausgetragen wird. 1940 schafft es die »Mille« über den<br />

Umweg als »Gran Premio di Brescia« wieder in den Rennkalender. Die<br />

letzte Vorkriegsausgabe findet auf einem neunmal zu umrundenden<br />

Kurs von Brescia über Cremona und Castellucchio nach Brescia statt.<br />

Von 1927 bis 1947 wird die Geschichte des italienischen Volksfestes für<br />

Motorsportbegeisterte – und das ist in Italien fast jedermann – von Alfa<br />

Romeo geschrieben. Insgesamt elfmal dominiert die Marke aus Mailand.<br />

Die Sieger hießen Carlo Pintacuda, Achille Varzi, Mario Umberto<br />

Borzacchini, Giuseppe Campari oder Tazio Nuvolari – der übrigens 1930<br />

die noch unbefestigte Strecke auf seinem Alfa Romeo 6C 1750 erstmals<br />

mit einem Durchschnittstempo von über 100 km/h absolviert. Als der<br />

Alfa Romeo-Rennleiter Enzo Ferrari gegen Ende der 1940er-Jahre seine<br />

eigene Marke gründet, widmet der Modeneser einen Großteil seiner<br />

Aufmerksamkeit neben der Formel 1 auch der »Mille«. So hetzt fortan<br />

Ferrari achtmal zum Gesamtsieg, verfolgt von den in verschiedenen<br />

Hubraumklassen weiterhin dominierenden, seriennahen Alfa Romeo.<br />

Seit 1977 findet die Mille Miglia als historische Motorsportveranstaltung<br />

und Gleichmäßigkeitsprüfung statt. Ihre einzigartige Melange von<br />

Sportwagen aus vier Dekaden macht sie heute zum weltweit größten<br />

rollenden Museum. Startberechtigt sind eigentlich ausschließlich die<br />

Modelle, die auch einst zur Hatz über 1000 Meilen antraten. Da ist es<br />

eigentlich schade, wenn PR-Strategen anderer Automobilmarken auf<br />

eine neureich anmutende und wenig kenntnisreiche Art und Weise versuchen,<br />

in diesem Kontext fehlplatzierte Marken und Fahrzeuge ins<br />

Feld der heutigen Veranstaltung einzukaufen. ___<br />

Jahr Sieger Fahrzeug Renndauer/Distanz<br />

1957 Pierro Taruffi (I) Ferrari 315 S 10.27’47/998 mls<br />

1956 Eugenio Castelotti (I) Ferrari 290 MM 11.37’10/998 mls<br />

1955 Stirling Moss (GB)/Denis Jenkinson (GB) Mercedes-Benz 300 SLR 10.07’48/998 mls<br />

1954 Alberto Ascari (I) Lancia D24 11.26’10/998 mls<br />

1953 Giannino Marzotto (I)/Marco Crosara (I) Ferrari 340 MM 10.37’19/945 mls<br />

1952 Giovanni Bracco (I)/Alfonso Rolfo (I) Ferrari 250 S 12.09’45/978 mls<br />

1951 Luigi Villoresi (I)/Piero Cassani (I) Ferrari 340 America 12.50’18/978 mls<br />

1950 Giannino Marzotto (I)/Marco Crosara (I) Ferrari 195 S 13.39’20/1.022 mls<br />

1949 Clemente Biondetti (I)/Ettore Salani (I) Ferrari 166 MM 12.07’05/996 mls<br />

1948 Clemente Biondetti (I)/Giuseppe Navone (I) Ferrari 166 S 15.05’44/1.137 mls<br />

1947 Clemente Biondetti (I)/Emilio Romano (I) Alfa Romeo 8C 2900 B 16.16’39/1.137 mls<br />

1940 Fritz Huschke von Hanstein (D)/Walter Bäumer (D) BMW 328 8.54’54/9x103 mls<br />

1938 Clemente Biondetti (I)/Aldo Stefani (I) Alfa Romeo 8C 2900 B 11.58’29/1.013 mls<br />

1937 Carlo Pintacuda (I)/Paride Mambelli (I) Alfa Romeo 8C 2900 A 14.17’32/1.009 mls<br />

1936 Antonio Brivio (I)/Carlo Ongaro (I) Alfa Romeo 8C 2900 A 13.07’51/998 mls<br />

1935 Carlo Pintacuda (I)/Alessandro della Stufa (I) Alfa Romeo 8C 2900 B 14.04’47/1.009 mls<br />

1934 Achille Varzi (I)/Antonio Bignami (I) Alfa Romeo 8C 2600 14.08’05/1.009 mls<br />

1933 Tazio Nuvolari (I)/Decimo Compagnoni (I) Alfa Romeo 8C 2300 15.11’50/1.022 mls<br />

1932 Mario Umberto Borzacchini (I)/Antonio Bignami (I) Alfa Romeo 8C 2300 14.55’19/1.022 mls<br />

1931 Rudolf Caracciola (D)/Wilhelm Sebastian (D) Mercedes-Benz SSKL 16.10’10/1.022 mls<br />

1930 Tazio Nuvolari (I)/Giovanni Battista Guidotti (I) Alfa Romeo 6C 1750 16.18’59/1.018 mls<br />

1929 Giuseppe Campari (I)/Giulio Ramponi (I) Alfa Romeo 6C 1750 18.04’25/1.018 mls<br />

1928 Giuseppe Campari (I)/Giulio Ramponi (I) Alfa Romeo 6C 1500 19.14’05/1.018 mls<br />

1927 Ferdinando Minoia (I)/Giuseppe Morandi (I) OM 665 21.04’48/1.018 mls<br />

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