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1898 Panhard et Levassor<br />
Mit Erfolg einen<br />
Standard definiert<br />
___ Die Motorwagen mit Verbrennungsmotoren aus<br />
der Werkstatt von Panhard et Levassor sind kurz<br />
vor der Jahrhundertwende die Automobile, die es<br />
zu schlagen gilt. Die Pariser Konstrukteure montieren<br />
den von Daimler bezogenen Motor in der Front<br />
des Fahrzeugs und begründen mit dem »System<br />
Panhard« die heute sogenannte Standardbauweise<br />
– Motor vorn, Antrieb hinten. Die gleichmäßigere<br />
Gewichtsverteilung wirkt sich positiv auf das<br />
Fahrverhalten aus. Die Kurbelwelle des längs montierten<br />
Motors gibt ihre Kraft über ein Zahnradgetriebe<br />
auf eine Vorgelegewelle und von dort über<br />
Ketten an die Hinterräder ab. Neu ist auch die erstmalige<br />
Verwendung von richtigen Lenkrädern – anstelle<br />
der bislang verwendeten Lenkhebel.<br />
Die Fahrzeuge von Panhard et Levassor gewinnen<br />
unter anderem die 574 Kilometer lange Fahrt<br />
von Paris nach Bordeaux (René de Knyff) und das<br />
wohl wichtigste Rennen des Jahres, die 1431 Kilometer<br />
lange Tour Paris–Amsterdam–Paris. Sieger<br />
Charron benötigt dafür knapp über 33 Stunden, das<br />
ist ein Schnitt von rund 44 km/h.<br />
Auch in Deutschland werden die ersten offiziellen<br />
Rennen ausgetragen. Sie sind organisiert vom<br />
Deutschen Sportverein und Mitteleuropäischen Motorwagen-Verein<br />
(MMV). Sie führen von Berlin über<br />
Potsdam, beziehungsweise Leipzig, und zurück in<br />
die Hauptstadt. Mit dem Grafen von Montagnac fordert<br />
der Motorsport bei der Wettfahrt Périgeux-Bergerac-Périgeux<br />
sein erstes Todesopfer. ___<br />
24<br />
1899 Jenatzy Elektromobil<br />
Alternative vor dem<br />
Vollgaszeitalter<br />
___ Auf der Wiener Trabrennbahn wohnen 10 000de<br />
Zuschauer dem ersten auf geschlossener Bahn ausgetragenen<br />
Automobilrennen Europas bei. Aber das<br />
noch junge Automobil steckt noch immer in seinen<br />
Kinderschuhen, und es ist nicht hundertprozentig<br />
klar, wohin seine technische Reise führen wird. Neben<br />
der doch dominanten Fraktion von Fahrzeugen<br />
mit Verbrennungsmotoren existiert auch noch ein<br />
Lager von Elektromobilen, deren Geräuscharmut<br />
beispielsweise als Vorteil für den Taxidienst propagiert<br />
wird. Konstrukteure wie der junge Ferdinand<br />
Porsche schätzen die homogene<br />
Leistungsabgabe des Elektroantriebs,<br />
die die damals umständlich<br />
zu realisierenden Getriebe samt<br />
Kupplung überflüssig macht. Aber<br />
auch ihre technische Leistungsfähigkeit<br />
ist interessant. So halten<br />
die Halter elektrisch betriebener Straßenfahrzeuge<br />
zwischen 1899 und 1902 sämtliche Geschwindigkeitsrekorde.<br />
Camille Jenatzy ist einer von ihnen. Und er ist der<br />
Erste, der mit einem Automobil die 100-km/h-Grenze<br />
durchbricht. Mit seinem zigarrenförmigen Elektromobil<br />
erreicht der wegen seiner Haar- und Bartfarbe<br />
»roter Teufel« genannte Belgier eine Rekordgeschwindigkeit<br />
von 105,876 km/h. Ein Vorteil des<br />
Jenatzy-Wagens ist neben seiner aerodynamischen<br />
Form das mit 1000 Kilo relativ geringe Gewicht.<br />
Streng genommen ist der Wagen nichts anderes als<br />
eine große Batterie mit zwei 25 Kilowatt starken<br />
Motoren, Fahrersitz und vier Rädern. Wegen ihrer<br />
geringen Reichweite von 40 bis 60 Kilometer spielen<br />
die Elektromobile indes bei den großen Rennen<br />
ihrer Zeit zwangsläufig keine Rolle. Jenatzy entwickelt<br />
neben dem Rekordwagen und weiteren<br />
Elektromobilen auch benzin-elektrische Fahrzeuge<br />
(heute als Hybrid bezeichnet) und eine in verschiedenen<br />
Rennwagen zum Einsatz kommende elek -<br />
tromagnetische Kupplung. ___<br />
Erstmals schneller<br />
als 100 km/h – und<br />
das mit Strom<br />
Das auf den Namen »Jamais Contente« getaufte Elektrofahrzeug von<br />
Jenatzy wird bei Rekordfahrten in Paris mit 105,904 km/h gemessen.<br />
Der umtriebige Belgier kommt übrigens bei einer Wildschweinjagd<br />
ums Leben – niedergestreckt von seinen Jagdkumpanen, die ihn<br />
versehentlich erschießen, als er aus einem Gebüsch Wildschwein -<br />
grunzlaute imitiert.