Leseprobe - Delius Klasing

1960 & 1961
Was war sonst
1960 gehören die Indiana -
polis 500 letztmalig zum
Formel-1-Kalender
1961 findet der US-Grand-
Prix in Watkins Glen statt.
Diesmal stehen die be kann -
ten Formel-1-Teams und -Fahrer
am Start. Innes Ireland
gewinnt mit einem Lotus 21
vor Porsche-Pilot Dan Gurney
Campbells Bluebird folgt
noch dem Muster klassi -
schen Automobilbaus.
Schließlich handelt es
sich um ein Fahrzeug, bei
dem die Räder ange trie -
ben werden. Bei späteren
Rekordfahrzeugen han -
delt es sich um erdge -
bun dene Raketen, ange -
trieben mittels Rake ten -
schub.
Pfeilschnell
übers Salz
___ Donald Campbell, Sohn des durch Geschwindigkeitsrekorde
bekannt gewordenen Sir Malcolm
Campbell, ist ebenso geschwindigkeitsvernarrt wie
sein Vater. Der Brite setzt nicht nur das Werk seines
Vaters, sondern auch seine Motorsporttradition
fort. Die Suche nach der schnellstmöglichen
Geschwindigkeit ist so alt wie das Auto selbst. Rekorde
spielen bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert
eine Rolle. Bis heute ist bekannt, dass Jenatzy
als Erster die 100er-Marke
durchbricht und mit dem Blitzen-Benz
erstmals ein Fahrzeug
schneller als 200 km/h fährt.
Die Rekordfahrten auf deutschen
Autobahnen kommen bei
Geschwindigkeiten jenseits von
360 an eine Grenze, die der tragische Tod von Auto-Union-Fahrer
Bernd Rosemeyer leidvoll belegt.
Bis heute ist die tatsächliche Ursache des Unfalls
nicht geklärt. Doch gleich, ob nun durch eine Windbö
oder deformierte Alukarosse und damit zusammengebrochene
Aerodynamik, längst sind die öffentlichen
Straßen zu eng. So führt der Weg für die
Rekordjäger geradewegs zu den Salzseen von Bonneville
im US-Staat Utah, wo Malcolm Campbell
1935 mit seinem »Bluebird« mit fast 485 km/h erstmals
die 300-Meilen-Marke knackt. Für Vater Campbell
ist es seit 1924 der neunte von ihm aufgestellte
Landrekord. Dafür schlägt ihn König George V.
1931 zum Ritter.
Im Gegensatz zu Vaters Hubraummonster, den
letzten Vertretern der Gattung mit Verbrennungsmotoren,
setzt Donald Campbell mit dem CN7 auf
Campbell-Norris-Proteus Bluebird CN7
1961
den Antrieb mittels 5000 PS starker Gasturbine mit
Kompressor. Allerdings handelt es sich hier ebenfalls
noch – im Gegensatz zu den düsengetriebenen
Fahrzeugen wie »The Blue Flame« oder die
»Thrust«-Modelle von Richard Noble, die Geschwindigkeiten
jenseits von 1000 km/h, beziehungsweise
über 1227 km/h erzielen – um ein radgetriebenes
Fahrzeug und keine »erdgebundene Rakete«.
Der CN7 hat Allradantrieb und zwei Getriebe.
Noble erwirbt die Kenntnisse,
die ihm Ende der
1990er-Jahre zum bis -
herigen Rekord verhelfen,
durch seine Mitarbeit
am »Bluebird«. So
stammt die aus drei unabhängig
voneinander mit fast 17 Zoll großen Scheiben
und Luftbremsen bestehende Bremsanlage aus
seiner Hand. Die Karosserie besteht aus zwei Lagen
Aluminiumblech mit Honigwaben-Verbundmaterial.
1961 ist für den CN7 ein Interimsjahr, denn nach
einem Unfall stehen umfassende Reparaturen an.
Mit neuer Cockpitverkleidung und einer stabilisierenden
Heckflosse versehen, ist er 1963 wieder einsatzfähig.
Damit erreicht Donald Campbell dann
fast 650 km/h. Lange bleibt der Rekord nicht bestehen,
denn bereits 1965 stellen die Amerikaner
Bill und Bob Summers mit ihrem von vier Motoren
befeuerten »Goldenrod« mit Tempo 658,649 die bis
heute gültige Bestmarke für radgetriebene Fahrzeuge
auf. 1967 verunglückt Donald Campbell bei
Rekordversuchen mit einem Boot tödlich. ___
Die Familie Campbell
sucht zu Lande und auf
dem Wasser das Maximum
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