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Leseprobe - Delius Klasing

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Mercedes Grand-Prix-Rennwagen<br />

Ein großer Sieg vor<br />

dem großen Krieg<br />

___ Bevor Deutschland Europa und die halbe Welt<br />

in den Krieg reißt, macht Daimler noch mit einem<br />

Dreifachsieg beim bedeutendsten Rennen des Jahres<br />

1914, dem Grand Prix von Frankreich, auf die<br />

technische Innovationskraft seiner Ingenieure aufmerksam.<br />

Vier Ventile pro Brennraum und eine oben<br />

liegende, mittels Königswelle angetriebene Nockenwelle<br />

sind das technische Vermächtnis des zuvor<br />

als Daimler-Konstrukteur tätigen Wilhelm Maybach.<br />

Über dem robust verstärkten Kurbelgehäuse thronen<br />

die vier einzeln stehenden Zylinder des 105 PS<br />

(bei 3100 U/min) starken Motors. Das Gemisch in<br />

den zusammen 4483 cm3 großen Brennräumen wird<br />

über einen Kolbenschieber-Vergaser gebildet und<br />

mittels dreier Kerzen und zweier Magnete pro Zylinder<br />

gezündet.<br />

Die Kraftübertragung des bis zu 180 km/h schnellen<br />

Grand-Prix-Wagens erfolgt über eine Doppel-<br />

Konuskupplung und ein Vierganggetriebe. Das<br />

Bremspedal wirkt auf eine mechanische Bandbremse.<br />

Damit absolviert Christian Lautenschlager die<br />

752 Kilometer lange GP-Distanz von Lyon mit einem<br />

guten 105er-Schnitt in sieben Sunden, acht Minuten<br />

und 18,4 Sekunden.<br />

Die drei Werkswagen reisen, wie damals durchaus<br />

üblich, auf eigener Achse nach Frankreich und<br />

zurück. Insgesamt entstehen bei Daimler vier dieser<br />

1080 kg schweren Boliden. Pilotiert werden sie<br />

von Werksfahrern wie Lautenschlager,<br />

Otto Salzer,<br />

Louis Wagner und Max Sailer.<br />

Bei Kriegsausbruch befindet<br />

sich einer der Wagen<br />

in England und wird dort<br />

festgehalten. Der Motor<br />

dient daraufhin Rolls-Royce-Ingenieuren als Vorbild<br />

für Flugmotoren. Aber auch nach dem Krieg gehört<br />

der Mercedes Grand-Prix-Rennwagen noch zur ersten<br />

Wahl: Mit einem umgebauten Grand-Prix-Wagen<br />

gewinnt Graf Giulio Masetti beispielsweise die<br />

Targa Florio 1922. Und die Technik des Mercedes<br />

»Grand Prix« dient als ein Vorbild für die Rennwagen<br />

einer ganzen Epoche. ___<br />

Zu den Rennen reisen<br />

die Fahrzeuge auf<br />

eigener Achse<br />

1914<br />

Stutz Bearcat<br />

Ein erster<br />

Cannonball<br />

___ Lange bevor »Car & Driver«-Chefredakteur Brock<br />

Yates in den 1970er-Jahren das legendäre, aber jenseits<br />

der Straßenverkehrsordnung und des seriösen<br />

Motorsports organisierte Cannonball-Rennen<br />

ins Leben ruft, lockt die<br />

eilige Durchquerung der<br />

US-amerikanischen Weiten<br />

bereits Rekordfahrer.<br />

Für die Teilnehmer der<br />

Wettfahrt von New York<br />

nach Paris ist es 1908 lediglich<br />

eine (bis San Francisco führende) Etappe,<br />

die indes deutlich über einen Monat Zeit verschlingt.<br />

Nur fünf Jahre später überwindet Erwin George Baker<br />

die vergleichbare Strecke von San Diego nach<br />

New York in kurzen elf Tagen, sieben Stunden und<br />

15 Minuten und erhält dafür den Spitznamen »Cannonball«.<br />

Auf dem über 4800 Kilometer langen Weg<br />

von Küste zu Küste stellt Baker 143 neue Distanzrekorde<br />

auf und macht damit beste Werbung für<br />

sein Fahrzeug: einen Stutz Bearcat.<br />

Unter dem Namen Stutz entstehen zwischen 1911<br />

und 1935 sowie 1968 bis in die 1980er-Jahre Automobile.<br />

Die Marke erwirbt schnell einen guten Ruf<br />

als Hersteller erstklassiger Fahrzeuge. Als sich in<br />

den Gründerjahren ein unzufriedener Kunde bei der<br />

Stutz Motor Company darüber beschwert, von einem<br />

Mercedes-Fahrer überholt worden zu sein,<br />

schickt Stutz Erwin George Baker auf die Reise quer<br />

durch die Staaten. Der von einem Stutz-Indy-Rennwagen<br />

inspirierte Bearcat befindet sich bereits seit<br />

dem Vorjahr im Programm und wird bis 1924 gebaut.<br />

Vier Zylinder, vier Ventile pro Brennraum mit<br />

Gesamtvolumen von 6,4 Liter, 50 PS und 2040 Kilo<br />

Gewicht lauten die Eckdaten des knapp 100 Kilometer<br />

pro Stunde schnellen Zweisitzers. Für die<br />

Beschleunigung aus dem Stand zur Höchstgeschwindigkeit<br />

vergeht knapp eine halbe Minute.<br />

Dem Fahrer dient ein »Monocle«, eine runde Windschutzscheibe,<br />

als Wetterschutz. Interessant ist die<br />

Tatsache, dass das Getriebe des Bearcat seinen<br />

Platz an der Hinterachse findet. Damit handelt es<br />

sich bereits um ein frühes Fahrzeug in Transaxle-<br />

Bauweise. Als Nachteil müssen die Kunden extrem<br />

hohe Pedalkräfte bei der Kupplungsbetätigung in<br />

Kauf nehmen. Das macht den Stutz zum Fahrzeug<br />

für Männer. ___<br />

4800 Kilometer in elf<br />

Tagen bescheren den<br />

Namen Cannonball<br />

1915<br />

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