schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 2/2007<br />
Martin Schenkel<br />
Engagement macht kompetent<br />
Zivilgesell<strong>schaft</strong> und informelle Bildung<br />
1 Zivilgesell<strong>schaft</strong>, bürger<strong>schaft</strong>liches<br />
Engagement und informelle<br />
Bildung<br />
Eine Gesell<strong>schaft</strong>, die der Leitidee ‚Zivilgesell<strong>schaft</strong>‘<br />
verpflichtet ist, stützt sich auf bürger<strong>schaft</strong>liches<br />
Engagement. Sie schafft Gelegenheitsstrukturen<br />
für Sozialräume, die Eigeninitiative,<br />
Mitgestaltung und Beteiligung – also zivilgesell<strong>schaft</strong>liche<br />
Handlungsdispositionen –<br />
ebenso ermöglichen wie die Aneignung neuen<br />
Wissens, neuer Fertigkeiten und Kompetenzen,<br />
die auch in andere Lebensbereiche hineinwirken.<br />
Engagement ermöglicht und fördert ganz<br />
entscheidend informelle Bildungsprozesse, die<br />
sich jenseits formaler Bildung – wie z.B. in<br />
Schul- oder Ausbildungsstrukturen – vollziehen.<br />
Erst die im bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagement<br />
erfolgende Verbindung von informeller Bildung<br />
mit öffentlicher Verantwortungsübernahme ermöglicht<br />
eine nachhaltige Zukunftsfähigkeit<br />
unserer Gesell<strong>schaft</strong>. Derartige zivilgesell<strong>schaft</strong>liche<br />
Erfahrungs- und Lernräume sind im Sinne<br />
eines lebenslangen, informellen Lernens nicht<br />
nur für Jugendliche, sondern auch für Menschen<br />
in der Erwerbs- und Familienphase und<br />
für Seniorinnen und Senioren von Bedeutung.<br />
Denn sie erhalten deren Engagementfähigkeit<br />
und tragen auch zu ihrer Bildungs- und Beschäftigungsfähigkeit<br />
bei.<br />
Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement ist:<br />
• freiwillig,<br />
• nicht auf materiellen Gewinn gerichtet,<br />
• gemeinwohlorientiert,<br />
• öffentlich, d.h. es findet im öffentlichen<br />
Raum statt,<br />
111<br />
• wird in der Regel gemein<strong>schaft</strong>lich/kooperativ<br />
ausgeübt, und ist<br />
• ein informeller Lernort sui generis.<br />
Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement erzeugt:<br />
• personale Kompetenz,<br />
• sozial-kommunikative Kompetenz,<br />
• aktivitäts- und umsetzungsorientierte Kompetenz,<br />
• fachlich-methodische Kompetenz,<br />
• interkulturelle Kompetenz und<br />
• demokratische Kompetenz. 1<br />
Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement wird gelernt<br />
und kann nicht gelehrt werden. Es bedarf der<br />
Lern- und Erfahrungsräume, in denen Verantwortungsübernahme<br />
für einen selbst und für<br />
andere durch eigenes, freiwilliges Engagement<br />
erprobt und erlebt werden kann. Durch diese<br />
Verknüpfung zwischen informeller Bildung und<br />
öffentlicher Verantwortungsübernahme entwickeln<br />
sich die Bereit<strong>schaft</strong> und die Fähigkeit<br />
zum bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagement.<br />
Mit dieser erweiterten Definition bürger<strong>schaft</strong>lichen<br />
Engagements wird im Folgenden<br />
der Diskurs um die Zukunft der Zivilgesell<strong>schaft</strong><br />
bildungspolitisch geöffnet. In einem ersten<br />
Schritt wird der Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik<br />
hin zur informellen Bildung und<br />
zum lebenslangen Lernen beschrieben. Im zweiten<br />
Schritt werden die Besonderheiten des bürger<strong>schaft</strong>lichen<br />
Engagements als informeller<br />
Lernort untersucht. Dass die starke Mittelschichtsbindung<br />
der bürger<strong>schaft</strong>lich Engagierten<br />
die bildungsärmeren und partizipationsfernen<br />
Schichten nicht nur von den Zugängen zum<br />
bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagement, sondern auch<br />
von den Zugängen zu informeller Bildung aus-