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schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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18<br />

sichts der Tradition der deutschen Schule als<br />

einer am Gängelband der Ministerialbürokratie<br />

geführten ‚öffentlichen Anstalt’ trotzdem noch<br />

lange Zeit in Anspruch nehmen wird, liegt dabei<br />

auf der Hand.<br />

Hieraus lässt sich folgendes ableiten: Wer<br />

eine bürgergesell<strong>schaft</strong>liche Reformpolitik voranbringen<br />

will, muss nicht nur ein klares Konzept<br />

haben und überkommene Vorurteile überwinden,<br />

sondern muss vor allem bemüht sein,<br />

gesell<strong>schaft</strong>liche Akteure zu überzeugen und als<br />

Bündnispartner zu gewinnen, die sehr genau<br />

abwägen, was sie mit einer solchen Politik gewinnen<br />

oder verlieren würden. Und selbstverständlich<br />

müssen die positiven Wirkungen einer<br />

solchen Politik glaubhaft nachgewiesen<br />

werden können.<br />

2 Engagementpolitik: Wie ein neues<br />

Handlungsfeld entsteht<br />

Der Bericht der Enquete-Kommission wurde<br />

im Juni 2002 vorgelegt. Dieser Zeitpunkt markiert<br />

zugleich das Ende einer nationalen wie internationalen<br />

Welle der medialen und öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit für Topoi wie Bürgergesell<strong>schaft</strong>,<br />

Sozialkapital und bürger<strong>schaft</strong>liches<br />

Engagement. Seitdem haben sich bereits einige<br />

Akteure – so einige Förderstiftungen – aus diesem<br />

Themenfeld zurückgezogen und ist die<br />

Aufbruchstimmung, die mit solchen Aufmerksamkeitsströmungen<br />

verbunden ist, längst verflogen.<br />

Ist dies gleichbedeutend mit einem Bedeutungsverlust<br />

von Engagementpolitik auf der<br />

politischen Agenda? Diese Frage kann eindeutig<br />

mit Nein beantwortet werden. Obwohl bis<br />

zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Mehrzahl der<br />

Empfehlungen der Enquete-Kommissionen<br />

immer noch nicht umgesetzt worden ist, war die<br />

Kommission dennoch überaus erfolgreich: Im<br />

Gegensatz zu vielen anderen Enquete-Kommissionen<br />

des Deutschen Bundestag ist es nämlich<br />

dieser Kommission gelungen, ihr politisches<br />

Anliegen und die dahinter liegende Program-<br />

Thomas Olk<br />

matik institutionell auf Dauer zu stellen. Entsprechend<br />

ihren Empfehlungen wurde nämlich<br />

zu Beginn der 15. Legislaturperiode (die von<br />

2002 bis 2005 dauerte) ein Parlamentarischer<br />

Unterausschuss ‚Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement’<br />

eingesetzt, dessen zentrale Aufgabe darin<br />

besteht, die Empfehlungen der Enquete-Kommission<br />

schrittweise umzusetzen. Darüber hinaus<br />

hat sich im Juni 2002 das Bundesnetzwerk<br />

Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement (BBE) gegründet,<br />

das als ein Zusammenschluss von inzwischen<br />

200 Mitgliedsorganisationen aus Bürgergesell<strong>schaft</strong>,<br />

Politik und Verwaltung sowie<br />

Wirt<strong>schaft</strong> das Ziel gesetzt hat, das Leitbild der<br />

Bürgergesell<strong>schaft</strong> im politischen Diskurs zu<br />

verankern und die rechtlichen, institutionellen<br />

und organisatorischen Rahmenbedingungen für<br />

das breite Spektrum unterschiedlicher Formen<br />

bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagements zu verbessern.<br />

Für die Herausbildung eines nun auch bundespolitisch<br />

verankerten Handlungsfeldes Engagementpolitik<br />

sind die genannten institutionellen<br />

Innovationen von nicht zu unterschätzender Bedeutung.<br />

Gemeinsam mit der entsprechenden<br />

Abteilung im querschnittsverantwortlichen Ministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

den organisatorischen Spitzen der Non-<br />

Profit-Organisationen aus allen gesell<strong>schaft</strong>lichen<br />

Bereichen, den überörtlich wirkenden Stiftungen<br />

(wie etwa Aktive Bürger<strong>schaft</strong> etc.) und arbeitenden<br />

Netzwerken bilden sie das institutionelle<br />

Gerüst dieses neu entstehenden Politikfeldes.<br />

Zugleich sind durch die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen diesen Institutionen Akteursnetzwerke<br />

entstanden, die dazu beitragen, dass sich<br />

dieser Politikbereich nach innen konsolidiert und<br />

seine Grenzen nach außen markiert.<br />

Es gibt also starke Indizien für die Herausbildung<br />

eines eigenständigen Politikfeldes ‚Engagementpolitik‘<br />

in Deutschland. Mit den programmatischen<br />

Aussagen des Berichts der Enquete-Kommission<br />

sind die übergreifenden<br />

(aber auch spezifische) Ziele und Gegenstandsbestimmungen<br />

dieses Politikbereichs definiert,

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