schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Engagement macht kompetent<br />
Wirt<strong>schaft</strong> oder die Verbände und Vereine des<br />
Dritten Sektors können allein die zivilgesell<strong>schaft</strong>liche<br />
Verantwortung tragen. Erst wenn der<br />
individuelle und institutionelle Kompetenzerwerb<br />
in informellen Bildungsprozessen sich<br />
selbst entwickeln kann, entstehen die Gelegenheitsstrukturen,<br />
in denen sich eine soziale Bürgergesell<strong>schaft</strong><br />
entwicklungsfähig realisieren<br />
kann.<br />
Nicht nur unsere Demokratie, auch unsere<br />
Wirt<strong>schaft</strong>, unsere sozialen Sicherungssysteme<br />
und unser kulturelles Leben beruhen sowohl<br />
auf der Bereit<strong>schaft</strong> als auch auf der Fähigkeit,<br />
sich freiwillig zu engagieren. Diese Bereit<strong>schaft</strong><br />
und diese Kompetenz sind nicht selbstverständlich,<br />
sondern müssen sorgsam gepflegt werden.<br />
Staat, Wirt<strong>schaft</strong> und Dritter Sektor sind<br />
im besonderen Maße gefordert, vernetzt die zivilgesell<strong>schaft</strong>lichen<br />
Rahmenbedingungen für<br />
die informellen Bildungsprozesse stetig zu verbessern,<br />
und zwar auf der individuellen wie auch<br />
auf der institutionellen Ebene.<br />
Der Paradigmenwechsel vom rein am Wissen<br />
orientierten Lernen hin zum Kompetenz<br />
entwickelnden Lernen ersetzt Bildung durch<br />
Bildungsfähigkeit, Beschäftigung durch Beschäftigungsfähigkeit.<br />
Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement<br />
und die Freiwilligendienste als besondere<br />
Engagementform erhalten so eine gesell<strong>schaft</strong>spolitische<br />
Funktion: Der enge Zusammenhang<br />
mit den Lernprozessen in der Gesell<strong>schaft</strong><br />
bedeutet, dass bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement<br />
zu einem lebenslangen Lernfeld sui generis<br />
wird, in dem engagierte Menschen Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse erwerben, die sie auch in<br />
anderen Bereichen – insbesondere auch in der<br />
Erwerbsarbeit – einsetzen können.<br />
Eine offene Zivilgesell<strong>schaft</strong> ist eine offene<br />
Netzwerkgesell<strong>schaft</strong>. Sie lebt letztendlich vom<br />
Wissens- bzw. Kompetenztransfer, sie braucht<br />
den Netzwerk-Interaktions-Transfer genauso<br />
wie das gemeinwohlorientierte Handeln. Die<br />
Gelegenheitsstrukturen der Zivilgesell<strong>schaft</strong>, die<br />
durch öffentliche Verantwortungsteilung zwi-<br />
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schen Staat, Wirt<strong>schaft</strong> und Dritten Sektor sowie<br />
deren Vernetzung entstehen, schaffen die<br />
neuen Kontexte, in denen die bereits vorhandenen<br />
Kompetenzen und Potenziale synergetisch<br />
einen Mehrwert entstehen lassen.<br />
Bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement und Freiwilligendienste<br />
befördern als informelle zivilgesell<strong>schaft</strong>liche<br />
Lernprozesse entscheidend die<br />
Kompetenzentwicklung der Menschen, aber<br />
auch der Organisationen, der Vereine, der Verbände;<br />
denn diese müssen die institutionellen<br />
Voraussetzungen für das zivilgesell<strong>schaft</strong>liche<br />
Lernen schaffen und qualitativ fortentwickeln.<br />
Zukünftig wird Deutschland noch mehr auf die<br />
Qualität der informellen Lernorte angewiesen<br />
sein. Neben der Schaffung einer zivilgesell<strong>schaft</strong>lichen<br />
Infrastruktur durch öffentliche Verantwortungsteilung<br />
und Vernetzung brauchen<br />
wir dringend ein qualitativ herausragendes Management<br />
informeller Bildungsprozesse. Erst<br />
dann können die großen Herausforderungen in<br />
einem zivilgesell<strong>schaft</strong>lichen Reformprozess<br />
entwickelt und bewältigt werden.<br />
Zu diesen Herausforderungen gehören der<br />
demografische Wandel und die Probleme einer<br />
offenen Gesell<strong>schaft</strong>, die Globalisierung und<br />
die mit ihr verbundene hohe Arbeitslosigkeit<br />
sowie die Instabilität der sozialen Sicherungssysteme.<br />
Die zivilgesell<strong>schaft</strong>liche Reform des<br />
Sozialstaates durch die Stärkung der Zivilgesell<strong>schaft</strong><br />
und Förderung der Eigeninitiative<br />
hängt entscheidend von den veränderten Rahmenbedingungen<br />
für das bürger<strong>schaft</strong>liche Engagement<br />
und der Freiwilligendienste als informelle<br />
Lerndienste ab. Das Leitbild des ermöglichenden<br />
Staates zu verwirklichen und eine das<br />
Engagement fördernde Infrastruktur auszubauen<br />
ist die vorrangige Aufgabe des Bundes.<br />
Aber auch die Verwirklichung der Leitbilder<br />
‚ermöglichende Wirt<strong>schaft</strong>‘ und ‚ermöglichender<br />
Dritter Sektor‘ schaffen Gelegenheitsstrukturen<br />
für eine zivilgesell<strong>schaft</strong>liche Reformpolitik.<br />
Die Handlungsräume für diesen zivilgesell<strong>schaft</strong>lichen<br />
Reformprozess müssen geschaf-